Vom 30. Juni bis 2. Juli feiert das Walddorf an der Reuss sein 750-jähriges Bestehen. OK-Präsident und Gemeindeammann Stefan Hänni sagt, welches die Höhepunkte sind und was er nach zwei Jahren Vorbereitungen vom Grossanlass erwartet.
Genau 50 Jahre nach dem letzten grossen Dorfjubiläum feiert Mülligen vom 30. Juni bis zum 2. Juli sein 750-jähriges Bestehen. Und das ist in der Gemeinde mit gut 1100 Einwohnerinnen und Einwohnern nicht zu übersehen. Auf der Ortseingangstafel ist das Plakat mit dem vom achtköpfigen Organisationskomitee (OK) kreierten Logo zu sehen.
Passend zum Motto «Es Dorf. Es Rad. Es Fäscht.» sind im Dorf Blumentöpfe und Banner mit den Acts aufgestellt. Rechtzeitig zum Fest schmücken auch 33 neue Flaggen die Strassenzüge. Er habe sich noch als Vizeammann für die Neubeflaggung eingesetzt, erzählt der heutige Ammann Stefan Hänni, der als OK-Präsident alle Fäden zusammenhält.
Seit zwei Jahren ist das OK am Vorbereiten. Das Team ist gut aufgestellt, wie es beim Fototermin am Mittwochabend beim neuen Brunnen und Sponsorenstein sagt. Mit dabei ist auch der pensionierte Möbelschreiner Mario Wiedemeier, welcher den Dorfbrunnen mit dem funktionierenden Wasserrad Anfang Jahr erschaffen hat. Das Prachtexemplar steht vor dem Gemeindehaus.
Der Countdown auf der Website der Gemeinde Mülligen bucht seit Monaten jede Sekunde bis zum zum Startschuss am 30. Juni um 17.30 Uhr ab. Der Gemeindebeitrag von 250'000 Franken wurde vom Stimmvolk gutgeheissen. Dass die Vorfreude steigt, nimmt Hänni nicht nur bei sich wahr, sondern sieht und spürt es auch in der Bevölkerung. Schon jetzt tragen Mülligerinnen und Mülliger das Festabzeichen, so der OK-Präsident.
Von ursprünglich «ze Mulinon» über «Mülinen» in der Frühe der Neuzeit bis hin zum heutigen «Mülligen» sind exakt 750 Jahre vergangen. Die erste schriftliche Erwähnung von Mülligen erschien in einem Dokument des Jahres 1273. Zu dieser Zeit herrschten die Grafen von Habsburg in der Gegend. Im Jahre 1305 zählte Mülligen knapp 25 Einwohnerinnen und Einwohner. Ein späterer Besitzer der Mülliger Mühle, Wolfgang von Mülinen (1609-1679), stammte ursprünglich aus einem Brugger Patriziergeschlecht, das seine Herkunft möglicherweise von Mülligen herleitete und sich im 15. Jahrhundert zusätzlich in Bern einbürgern liess. Mülinen amtete als Hofmeister (Berner Landvogt) in Königsfelden. Wahrscheinlich aus Sympathie zum Dorf investierte er grosse Teile seines Vermögens in Mülliger Liegenschaften sowie den Weinberg und die Trotte am Eiteberg. Heinrich Pestalozzi war der prominenteste Einwohner. Er verbrachte mit Ehefrau Anna Schulthess die Flitterwochen im Mülliger «Hof». Hier kam der einzige Sohn Jacques zur Welt. 1790 baute Daniel Koprio in Mülligen zur Verarbeitung von Gipssteinen die erste Gipsmühle, weitere folgten. (az)
Das Dorffest soll die Bevölkerung noch besser zusammenkitten, sagt Stefan Hänni auf die Frage nach den Erwartungen. Der Festperimeter umfasst das Schulgelände und einen kurzen Abschnitt an der Hauptstrasse. Neun Vereine betreiben ein Beizli.
Im grossen Festzelt, das Platz für 500 Gäste bietet, werden am Freitagabend Schlagersängerin Monique und The Dancing Queens auf der Bühne stehen. Besonders stolz sind die Verantwortlichen, dass Bluesmusiker Philipp Fankhauser am Samstagabend sein zweitletztes Konzert in Mülligen geben wird, bevor er aus gesundheitlichen Gründen sechs Monate pausieren wird. Vor dem Topact werden Schösu und The Beatz die Stimmung anheizen.
Für das grosse Klassentreffen wurden 320 Einladungen verschickt. Wie viele ehemalige Schülerinnen und Schüler für den Samstagvormittagstermin nach Mülligen kommen werden, weiss niemand genau. Stefan Hänni weiss aber von einer Frau, die extra aus den USA anreisen wird.
Über alle drei Festtage steht die Fotoausstellung in der Mehrzweckhalle offen. Der bekannte Journalist Hans-Peter Widmer, der in Mülligen aufgewachsen ist, wird Führungen anbieten. Widmer habe fast alle Menschen auf den alten Fotos erkannt, sagt der OK-Präsident. Zusammengefasst hofft er auf ein wunderschönes Festwochenende für Jung und Alt, das allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Der Eintritt zum Fest ist für die Besucherinnen und Besucher frei. Wer seine Solidarität mit Mülligen bekunden mag, kauft ein Weinglas für sechs Franken oder ein Festabzeichen für zehn Franken.
Bei der Terminwahl haben sich die Organisatoren nach der Badenfahrt gerichtet. Was sie nicht wissen konnten, ist, dass gleichzeitig im Eigenamt das Brötliexamen stattfinden wird.