An diesem Wochenende findet im Curling-Club St. Gallen das 30. Jubiläumsturnier zum «Chäs-Cup» statt. Die Tradition des Turniers wird hochgehalten und so gehen auch dieses Mal alle Teilnehmenden mit mindestens einem ordentlichen Stück Appenzeller Käse nach Hause.
Die Zeiten waren hart, die Böden karg und die Winter eisig, als Mönche des Klosters Paisley hoch oben in Schottland Steine über zugefrorene Seen zu einem Ziel hingleiten liessen. Der Besen diente damals lediglich zum Entfernen von Schnee oder Laub. Der Ursprung des Curlings hatte Aufzeichnungen zufolge somit im 16. Jahrhundert seinen Ursprung, als zu dieser Zeit noch ungeschliffene Granitsteine über das Eis schlitterten. Zwischen den Jahrhunderten diente Curling sicher mehr dem Spiel und dem Zeitvertreib und entwickelte sich erst um das Jahr 1940 herum zu einem Sport. Einem, welcher ausser in Schottland auch noch in Kanada, Skandinavien und bei uns in der Schweiz sehr populär ist. Da das Curlen technisches Geschick und taktisches Können voraussetzt, wird es auch als «Schach auf dem Eis» bezeichnet.
Die Bedingungen dieser Sportart haben sich glücklicherweise geändert und so sitzt Ernst Waldburger, Präsident des CC Herisau-Waldstatt, an diesem Mittwochabend nicht bei eisigen Temperaturen um einen See in den schottischen Highlands herum, sondern an einem Tisch im geheizten Club-Restaurant des Curling-Centers St.Gallen. Allerdings habe auch er schon bei minus 28 Grad Celsius an einem Open-Air-Turnier teilgenommen, wie er lachend erzählt. Heute jedoch sitzt er im Warmen und freut sich auf das 30-jährige Jubiläum des Appenzeller Cups, welches dieses Wochenende stattfinden wird. Nach einer zweijährigen coronabedingten Pause sei dieser Cup für Waldburger und den Club zusätzlich etwas ganz Besonderes.
Der Curling-Club Herisau-Waldstatt wurde 1954 gegründet und besteht seit nunmehr 69 Jahren. Und auch der Herisauer Ernst Waldburger ist schon viele Jahre dabei. Seit 25 Jahren ist er Präsident des Clubs. Vorher eigenständig, hätten sich 2021 die bisherigen Clubs CC St.Gallen, CC Herisau-Waldstatt, CC St.Gallen Sitter und CC St.Gallen Bär für einen Zusammenschluss entschieden, so Ernst Waldburger. Somit seien alle Curlerinnen und Curler nun Mitglieder des St.Galler Curling-Vereins unter dem momentanen Präsidenten Gallus Kappler. «Aber aus traditionellen Gründen, welche uns sehr wichtig sind, haben wir den Appenzeller Cup so angekündigt, als ob wir immer noch ein eigenständiger Verein wären», sagt Waldburger. Da die Tradition hochgehalten werde, gebe es auch nur Appenzeller Köstlichkeiten wie zum Beispiel Appenzeller Käse, den Appenzeller Biber oder den Appenzeller Alpenbitter. Und auch die Chäshörnli mit Apfelmus und die Appenzeller Siedwurst dürfen natürlich nicht fehlen.
Die Curling-Saison beginnt Anfang September und endet Mitte April. «Zwei Jahre lang war unser Club-Center wegen der Coronapandemie tot», so der Präsident. Umso grösser sei die Freude über das kommende Turnier, welches übrigens schon seit November ausgebucht ist. Verantwortlich für die Spielleitung sei der ebenfalls aus dem Appenzellerland stammende Thomas Dörig. Er organisiere den gesamten Ablauf des Turniers und ist zuständig für den Resultatservice, so Waldburger. Auch Dörig curle seit bereits über 35 Jahren. Überhaupt seien im Curling-Club St.Gallen nahezu alle Altersklassen anzutreffen. Das jüngste der insgesamt 150 Mitglieder des Curling-Clubs St.Gallen sei 15 und das älteste 78 Jahre alt. Einzig die mittlere Altersklasse fehle ihnen, und das liege laut Ernst Waldenburger daran, dass man meistens im Alter von 20 bis 35 mit der Familiengründung beschäftigt ist. Ab 40 Jahren aufwärts würden dann viele wieder mit dem Curlen beginnen. Und das, wie man sieht, bis ins hohe Alter.
Curling ist eigentlich kein familienfreundlicher Sport.
Da man fast jedes Wochenende an einem Turnier teilnehme, was erstens viel Freizeit koste und zweitens auch aufgrund der vielen Hotelübernachtungen ins Geld gehe.
Das Training vom Mittwoch besteht aus einem Meisterschaftsspiel und lässt beim Blick durch das grosse Fenster im Club-Restaurant, vor dem auch die Zuschauer stehen oder sitzen werden, erahnen, wie es am Wochenende beim Appenzeller Cup zugehen wird. Dort werden dann insgesamt 30 Teams teilnehmen. 29 aus der Schweiz und eines aus Finnland. Ein Curling-Spiel dauere rund zwei Stunden und erfordere einiges an Taktik, Konzentrationsfähigkeit und ausserdem Beweglichkeit, so der 72-Jährige weiter. Und wie beweglich die 32 Mitglieder des CC Herisau-Waldstatt sind, können sie am Wochenende zum 30. Mal wieder einmal unter Beweis stellen.