Der Frauenanteil im Kader des Kantons St.Gallen sinkt. Das ist kein Zufall. So lange so viele Ostschweizerinnen nach der Geburt eines Kindes ihr Pensum stark reduzieren, wird sich daran kaum etwas ändern.
Da spricht man seit Jahren von Frauenförderung, bei jeder offenen Stelle werden Frauen mittlerweile bevorzugt behandelt und dann das: Der Anteil der Frauen im Kader der St.Galler Kantonsverwaltung sinkt: Von 24,5 auf 21,1 Prozent. Das Ziel der Regierung, knapp ein Drittel der Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, wird damit weit verfehlt.
Dennoch wäre es falsch, nur die Herren und Damen Regierungsräte dafür zu tadeln. Sie tun oft ihr Bestes, um Frauen zu finden und zu fördern. Doch hinter vorgehaltener Hand tönt es überall ähnlich: Es sei je nach Bereich enorm schwierig, geeignete Frauen zu rekrutieren.
Der Grund für dieses Missverhältnis der Geschlechter liegt auf der Hand: Viele Ostschweizerinnen arbeiten Teilzeit, vor allem wenn sie Kinder haben, und dies in eher kleinen Pensen. Allein: Wer nur ein 40-Prozent-Pensum hat, kommt für Führungsaufgaben meist nicht infrage.
Wie kann man ein Team leiten, wenn man fünf Tage abwesend ist?
Natürlich können gewisse Aufgaben auch auf mehrere Köpfe verteilt werden. Doch nicht überall ist eine solche Organisation möglich oder von den Mitarbeitenden erwünscht. Als Faustregel gilt: Wer weniger als 60 Prozent arbeitet, ist zu oft weg, um grössere Projekte zu verantworten. Damit aber scheiden viele Frauen automatisch aus – mit den eingangs beschriebenen Konsequenzen.
Es ist davon auszugehen, dass die St.Galler Kantonsverwaltung kein Einzelfall darstellt. Die Situation dürfte in anderen Kantonen und in vielen privaten Betrieben ähnlich sein. Soll sich an dieser Situation absehbar etwas ändern, müssen die Frauen ihre Teilzeitpensen deutlich erhöhen. Um das zu ermöglichen, braucht es sicher auch mehr Männer, die bereit sind, ebenfalls 80 statt 100 Prozent zu arbeiten, um sich vermehrt um die Organisation des Familienlebens zu kümmern.
Und es braucht flächendeckend günstigere Betreuungsstrukturen. Auch hier hat die Ostschweiz Nachholbedarf.
Gesellschaftlicher Wandel braucht Zeit. In der Ostschweiz wohl noch mehr als andernorts. Doch es führt, wenn wir mehr Frauen in Kaderpositionen wollen, nichts an höheren Frauenpensen vorbei. Dies wäre auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Der Fachkräftemangel spitzt sich zu. Werden die vielen offenen Stellen nicht durch Einheimische besetzt, wird das Personal einfach im Ausland rekrutiert.