Ersatzwahl
Ungewohnte Einigkeit zwischen SP und SVP: Vor dem zweiten Wahlgang bringen sich die Ortsparteien der Toggenburger Zentrumsgemeinde in Position

Am 18. Juni geht es im Rennen um den frei gewordenen SP-Sitz im Wattwiler Gemeinderat in die zweite und letzte Runde. Diese Woche äusserten sich die Ortsparteien zur kommenden Wahl.

Sascha Erni
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Der Wattwiler Gemeinderat seit 2021, von links: Andreas Stauffacher (SVP), Pirmin Sieber (Die Mitte), Manuela Schatzmann (parteilos), Thomas Merz (SP), Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner (Die Mitte), Simon Seiler (FDP), Ratsschreiber Roger Meier (Die Mitte). Der Sitz von Ruedi Bösch (SP) wird am 18. Juni neubesetzt.

Der Wattwiler Gemeinderat seit 2021, von links: Andreas Stauffacher (SVP), Pirmin Sieber (Die Mitte), Manuela Schatzmann (parteilos), Thomas Merz (SP), Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner (Die Mitte), Simon Seiler (FDP), Ratsschreiber Roger Meier (Die Mitte). Der Sitz von Ruedi Bösch (SP) wird am 18. Juni neubesetzt.

Illustration: Stefan Bogner

Am 12. März wählten die Wattwilerinnen und Wattwiler den Ersatz für den freigewordenen Sitz der SP im Gemeinderat – respektive, sie wählten nicht. Sowohl Olivia Heer (Die Mitte) als auch Heinrich Rhyner (parteilos) und Nick Tschumper (SVP) verfehlten das absolute Mehr. Nötig gewesen wären 1207 Stimmen; das beste Ergebnis erzielte Olivia Heer, deren Namen es auf 904 Stimmzettel schaffte.

Am 18. Juni folgt entsprechend der zweite Wahlgang. Nick Tschumper tritt nicht mehr an, auch gingen keine weiteren Kandidaturen bei der Ratskanzlei ein. Die Stimmbevölkerung hat also die Wahl zwischen Heinrich Rhyner und Olivia Heer. Diese Woche haben die Ortsparteien der SP und FDP ihre Empfehlungen bekannt gegeben. Und auch die SVP Wattwil äussert sich zur anstehenden Ersatzwahl.

SVP: Keine Wahlempfehlung nötig

Eine offizielle Wahlempfehlung werde es von der SVP nicht geben, erklärt Ortsparteipräsident Hansueli Hofer im Gespräch. Aber auch ihn habe die Meinung seiner Parteikolleginnen und Parteikollegen interessiert, also startete er an der letzten Versammlung eine Umfrage: «Die Mehrheit wird Heinrich Rhyner wählen», so Hofer.

Als mögliche Gründe gibt Hansueli Hofer zwei Punkte an. Erstens müsse Die Mitte nicht mit noch einer weiteren Person im Gemeinderat sitzen. «Und die Aussenkreise sollten besser vertreten sein.» Zurzeit stammen fünf Mitglieder des Gemeinderats, wie auch Olivia Heer, aus Wattwil. Heinrich Rhyner jedoch lebt in Krinau.

SP: Gleichgewicht der Parteien nötig

Der parteilose Heinrich Rhyner ist sowohl für die SVP als auch die SP erste Wahl.

Der parteilose Heinrich Rhyner ist sowohl für die SVP als auch die SP erste Wahl.

Bild: Urs M. Hemm

Für die SP Wattwil ist das Parteienverhältnis im Gemeinderat ebenfalls ein wichtiges Anliegen. «Einer Übervertretung der Mitte-Partei stehen wir sehr kritisch gegenüber, weshalb die Wahl einer weiteren Person aus der Mitte nicht empfohlen wird», hält die Ortspartei in einer Medienmitteilung fest. Die Parteileitung empfiehlt den parteilosen Heinrich Rhyner zur Wahl, denn er bezeichne sich als politisch offen und spreche sich für wichtige gesellschaftliche Positionen aus.

Und eben – das Gleichgewicht zwischen den Parteien im Gemeinderat müsse stimmen, um die Vernetzung von Wattwil zu verbessern. Der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit mit Region und Kanton war der Grund, der die SP bereits vor dem ersten Wahlgang auf eine eigene Kandidatur verzichten liess: Sie erklärte vergangenen Dezember, dass sich die Vernetzung ohne eine grundlegende Wende kaum verbessern werde und sie den Kurs des Gemeinderats nicht mehr mittragen wolle (diese Zeitung berichtete).

FDP: Stimmfreigabe erteilt

Mitte-Kandidatin Olivia Heer käme für die FDP Wattwil durchaus in Frage.

Mitte-Kandidatin Olivia Heer käme für die FDP Wattwil durchaus in Frage.

Bild: PD

Etwas mehr Unterstützung als von SP und SVP erhält Olivia Heer von der FDP Wattwil. Bei den Mitgliedern sowie der Parteileitung herrsche Konsens, dass beide Kandidierenden geeignete Persönlichkeiten für die Wahl seien, schreibt die Partei in einer Mitteilung. Denn sowohl Rhyner als auch Heer würden einen, wenn auch in unterschiedlichen Bereichen, guten Erfahrungsschatz mitbringen.

Entsprechend hat die Parteileitung gemäss der Meldung beschlossen, für keine der beiden Kandidaturen eine Wahlempfehlung auszusprechen – beziehungsweise für den zweiten Wahlgang Stimmfreigabe zu erteilen.