Per 1. Februar wird die Vorsteherschaft der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil nur noch aus zwei Personen bestehen. Nötig wären aber sieben. Bei der Versammlung im April stellen sich bisher zwei neue Kandidaten zur Wahl.
Der Präsident, der Pfarrer und ein weiteres Mitglied. Aus mehr Personen besteht die Vorsteherschaft der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil zurzeit nicht. Bei den Gesamterneuerungswahlen im vergangenen März waren drei Mitglieder nicht mehr zur Wahl angetreten. Zwei weitere hatten sich zudem entschieden, ihr Amt zum Start der laufenden Legislatur vergangenen Juli nicht anzutreten. Seither ist die Kirchenvorsteherschaft nicht mehr beschlussfähig.
Die Kantonalkirche hat der Behörde deshalb einen Kurator zur Seite gestellt, wodurch sie trotzdem handlungsfähig bleibt. Der Kurator ist bei allen Sitzungen der Kirchenvorsteherschaft dabei. «Für die Bürgerinnen und Bürger der Kirchgemeinde hat sich nichts geändert», sagt Roger Lindenmann, Präsident der Kirchenvorsteherschaft. «Durch den Kurator sind unsere Beschlüsse rechtlich abgesichert.»
Die Suche nach neuen Behördenmitgliedern war den verbliebenen Personen in der Kirchenvorsteherschaft seither ein grosses Anliegen. Und sie ist von ersten Erfolgen gekrönt. Am Neujahrsgottesdienst konnte die Kirchgemeinde zwei neue Kandidaten vorstellen: Roland Bischof und Ernst Krapf. Bischof war von 1996 bis 2002 bereits einmal Mitglied der Kirchenbehörde, heisst es in einem auf der Website der Kirchgemeinde verlinkten Beitrag. Bischof, der auch Gemeinderat in Oberuzwil ist, wolle mit seinem erneuten Einsatz der Kirchgemeinde helfen, wieder vollständig funktionstüchtig zu werden.
Die Motivation von Ernst Krapf bestehe darin, sich ins Dorf- und Kirchgemeindeleben einzubringen. Mit seinen 28 Jahren wird der Kandidat aus Riggenschwil das Durchschnittsalter der Behördenmitglieder beträchtlich senken. Die beiden Kandidaten werden am 2. April an der Kirchbürgerversammlung zur Wahl stehen. «Bis dahin nehmen sie als Beisitzer schon an unseren Sitzungen teil», sagt Präsident Lindenmann. «Dass Roland Bischof die Arbeit schon kennt, ist zudem ein grosser Vorteil für uns.»
Die Behörde wird allerdings auch ein Mitglied verlieren. Seraina Marmet tritt am 1. Februar eine 30-Prozent-Stelle als Jugendarbeiterin bei der Kirchgemeinde an und muss deshalb ihr Amt in der Vorsteherschaft abgeben.
Um wieder voll beschlussfähig zu sein, muss die Kirchenvorsteherschaft von Oberuzwil-Jonschwil aus sieben Personen bestehen: das Präsidium, fünf weitere Mitglieder sowie die gewählte Pfarrperson. «Das wurde zu einer Zeit in unserer Verordnung festgeschrieben, als es noch kein Problem war, genügend Personen zu finden», sagt Lindenmann. Gemäss den Vorgaben der Kantonalkirche muss eine Kirchenvorsteherschaft aus mindestens fünf Personen bestehen. Lindenmann strebt eine Änderung der Verordnung der Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil an, damit auch dort nur noch fünf Personen nötig sind. Das sei allerdings erst zum Start der neuen Amtsdauer im Sommer 2026 möglich.
Die Kirchenvorsteherschaft benötigt bis dahin deshalb noch drei weitere Mitglieder. Bis zur Wahl am 2. April bleibt noch Zeit für Kandidaturen. Lindenmann glaubt aber nicht, dass diese in den nächsten Wochen schon gefunden werden. «Ich bin Realist.» Die Kirchgemeinde hätte aber die Möglichkeit, eine ausserordentliche Versammlung bei der Kantonalkirche zu beantragen, um mit einer weiteren Wahl nicht bis zur nächsten jährlichen Kirchgemeindeversammlung warten zu müssen.
Die Suche nach Mandatsträgerinnen und -trägern sei in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich schwieriger geworden, sagt Lindenmann. «Jeder Verein hat Mühe damit, seine Mitglieder für eine aktive Rolle im Vorstand zu gewinnen.» Und das Problem werde sich in Zukunft wohl noch verschärfen. Dabei sei ein strategisches Amt wie jenes in der Kirchenvorsteherschaft spannend. Es gehe auch um Personalführung, da jedes Ressort einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin habe. Lindenmann sagt: «Es ist ähnlich wie ein Bundesrat – einfach im kleinen Massstab.»
Seit dem 1. Januar ist Rolf Tihanyi mit einem 50-Prozent-Pensum als Sozialdiakon mit Schwerpunkt Religion, Jugend und Familie bei der Kirchgemeinde angestellt. Wenn Seraina Marmet am 1. Februar ihr Teilzeitpensum als Jugendarbeiterin mit Schwerpunkt Kinder und Familie aufnimmt, wird das Team der Kirchgemeinde wieder komplett sein. (lsf)