Die Mehrzahl der Rentnerinnen und Rentner in diesem Land zehrt nicht Vermögen auf, sondern legt weiter Geld zur Seite. Wenn das so bleiben soll, muss das Rentenalter erhöht werden.
80 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in der Schweiz sind zufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Mehr als die Hälfte der Senioren zehren nicht vom Vermögen, das sie vor der Pensionierung angespart haben – sie legen weiter Geld auf die Seite.
Die Ergebnisse einer Umfrage, die der Lebensversicherer Swiss Life in Auftrag gegeben hat, sind erfreulich. Es trägt zu einem guten Ruhestand bei, wenn er frei ist von finanziellen Sorgen. Die Daten belegen, dass die Menschen in diesem Land disziplinierte Sparer sind. Das ist natürlich nur möglich, wenn sie gut entlöhnt werden. Das Modell aus AHV, beruflicher Vorsorge und privaten Ersparnissen funktioniert jedenfalls.
Hier muss ein Aber folgen: Das System gerät aus dem Gleichgewicht, weil erstens die Lebenserwartung steigt. Zweitens ist die Zahl der Menschen, die in Pension geht, grösser als die Zahl der Jungen, die in den Arbeitsmarkt eintritt.
Das führt dazu, dass jedes Jahr Milliarden von Franken transferiert werden müssen, von den Jüngeren zu den Älteren. Die Politik hat es bisher nicht geschafft, eine Korrektur vorzunehmen. Erforderlich ist eine Senkung des Umwandlungssatzes in den Pensionskassen. Vor allem aber sollte das Rentenalter erhöht werden.
Die Jungfreisinnigen schlagen in einer Volksinitiative vor: Rentenalter 66, aber erst ab dem Jahr 2032. Danach wird der Zeitpunkt des Eintritts in die Pension behutsam an die durchschnittliche Lebenserwartung angepasst.
Der Bundesrat empfiehlt nun ein Nein zu dieser Vorlage. Er tut es mit teilweise grotesken Argumenten. So schreibt die Regierung, dass man die Arbeitslosigkeit im Auge behalten müsse. Dem Bundesrat scheint entgangen zu sein, dass die Unternehmen viele offene Stellen nicht besetzen können. Was ist besser: Dem Fachkräftemangel mit einem höheren Pensionsalter zu begegnen – oder mit einer weiteren Ankurbelung der Zuwanderung in die Schweiz?
Sozialminister Berset erhöht gerne die Lohnabzüge und die Mehrwertsteuer, um die Löcher in der Altersvorsorge zu stopfen. Das ist falsch; es reduziert die Kaufkraft von Leuten mit tiefen Einkommen. Die Anhebung des Rentenalters ist Voraussetzung dafür, dass die meisten Senioren weiter frei von finanziellen Sorgen leben können.