Nachdem der FC Wohlen den Vertrag mit Trainer Thomas Jent im März dieses Jahres bis Ende Saison 2021/22 verlängert hatte, wurde er Mitte dieser Woche entlassen. Die aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von Jent sind Ryszard Komornicki und René van Eck.
Mittwoch, 14. Juli, 17 Uhr, Stadion Niedermatten in Wohlen: Die zwei FCW-Verwaltungsratsmitglieder Kurt Braunschweiler und Adi Büchler treffen sich mit Thomas Jent. Sie machen Nägel mit Köpfen und informieren den Trainer über dessen Freistellung. «Braunschweiler und Büchler machten mir klar, dass der FC Wohlen nicht länger mit mir zusammenarbeiten will», sagt Jent. «Sie sagten, dass man unbelastet in die neue Saison gehen will und deshalb einen Neuanfang anstrebe.» Das Gespräch habe nicht länger als gut fünf Minuten gedauert.
«Auch wenn meine Entlassung nicht gänzlich überraschend kommt, so bin ich doch brutal enttäuscht. Ich habe mich auf die nächste Saison gefreut und hatte zusammen mit der Mannschaft grosse Ziele.»
Nach diesen Worten zögert Jent und fügt hinzu: «Ich gebe zu, dass in den vergangenen Wochen nicht alles wunschgemäss lief und es innerhalb des Teams hin und wieder Unruhe gab. Aber die Spieler standen vorbehaltlos hinter mir und waren für die Zukunft voll motiviert.»
Jent war von Ende März 2019 bis Mitte Juli 2021 Trainer des FC Wohlen. An seinen fachlichen und menschlichen Qualitäten gibt es keine Zweifel. Bezüglich Einsatz und Fleiss kann man ihm nichts vorwerfen. Ein Grund für Jents Entlassung ist die Tatsache, dass das Team in den vergangenen Spielen gegen Langenthal (0:2), Delémont (3:4), Muttenz (4:0) und dem Aus in der Qualifikation für den Schweizer Cup 2021/22 gegen La Chaux-de-Fonds (0:2) nicht überzeugen konnte.
Im Team machte sich zuletzt eine gewisse Lethargie breit. Zudem gab es von Seiten der Spieler die eine oder andere Disziplinlosigkeit: So leistete sich Mittelfeldspieler Adi Keranovic in der turbulenten Schlussphase der Partie in Langenthal eine Tätlichkeit, ging einem Gegenspieler an die Gurgel, sah die rote Karte und kassierte vier Spielsperren. Keranovic wurde nach seinem Ausraster aus dem Kader der ersten Mannschaft geschmissen. Von entscheidender Bedeutung für die Entlassung ist auch der Umstand, dass sich einige Geldgeber im Umfeld des FC Wohlen unmissverständlich gegen Jent ausgesprochen haben.
Nach Keranovic hat es jetzt also auch Thomas Jent erwischt. Weil der Vertrag mit dem 50-jährigen Trainer im Frühling dieses Jahres bis Ende Saison 2021/22 verlängert wurde, muss ihm der FC Wohlen eine finanzielle Abfindung zahlen. Und kurz vor Trainingsbeginn ist der Freiämter 1.-Ligist im Hinblick auf die neue Saison auf Trainersuche. Der meistgenannte Kandidat im Umfeld des FC Wohlen ist Ryszard Komornicki. Der Pole ist der Kronfavorit für die Nachfolge Jents. Hinter vorgehaltener Hand wird allerdings auch der Name von René van Eck genannt. Mal schauen, wer das Rennen machen wird. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Assistenztrainer Rade Petkovic.
Wohlens Präsident André Richner sagt: «Es ging uns nicht um die Resultate, auch die verpasste Cup-Qualifikation ist nicht entscheidend gewesen. Wir waren einfach nicht zufrieden wie sich die Mannschaft zuletzt präsentiert hat. Die Körpersprache war nicht gut.»
Richner ist sich dabei bewusst, dass Jent während seiner Amtszeit coronabedingt keine ganze Saison mit dem Team absolvieren konnte und entsprechend auch unter schwierigen Umständen das Team trainieren musste. «Es ist ein ganz harter Entscheid, dessen sind wir uns bewusst. Es ist uns auch schwierig gefallen, weil er menschlich sehr gut zum Verein gepasst hat und wir uns gut verstanden haben.»
Dennoch sah der Verwaltungsrat das Ziel Aufstieg für die nächste Saison in Gefahr: «Die Trainings von Thomas Jent waren top, aber wir hatten das Gefühl, dass die Mannschaft seine Ideen nicht umsetzen konnte. Entsprechend war es uns wichtig, dass wir noch vor der neuen Saison reagieren können.»