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Sport (BZ)
Jonas Omlin war in der abgelaufenen Saison der mit Abstand beste Basler. Im grossen Interview spricht der Spieler der Saison über sein erstes Jahr in Basel, über seine Rolle als Spassvogel, über einen möglichen Verkauf im Sommer und über Träumereien während dem Spiel.
Jonas Omlin: Ich denke, meine Leistungen waren genügend oder sagen wir es so: In Fächern mit wenig Lernaufwand war ich besser (lacht). Sprachen waren eher nicht so mein Ding. Dafür war ich in Mathe nicht schlecht. Nach der obligaten Schulzeit habe ich eine KV-Lehre gemacht.
Ich kenne schon ein paar Grundzahlen, aber wirklich interessieren tut mich die Mathematik im Fussball nicht.
Weiss ich nicht. Diese Zahl sagt nicht so viel aus. Sie ist auch abhängig davon, wie frei die Stürmer zum Abschluss kommen. Erst wenn du über ein paar Jahre konstant über 70 Prozent liegst, ist das ein Zeichen, dass die Statistik auf deinen Leistungen beruht.
Jonas Omlin kam am 10. Januar 1994 in Sarnen OW zur Welt und spielte als Junior beim FC Luzern. 2012 wechselte er für zwei Jahre zum SC Kriens in die Promotion League. In der Saison 15/16 wurde Omlin an den FC Le Mont in die Challenge League ausgeliehen. Im März 2017 wurde er Stammgoalie beim FC Luzern. Gut ein Jahr später verpflichtete ihn der FC Basel. Omlin gehört seit November 2018 auch zum Kader der Schweizer Nati. Der 25-Jährige hat sowohl in Basel als auch in Luzern eine Wohnung und ist seit gut einem halben Jahr mit seiner Freundin Janine zusammen. Sie ist die Tochter von FCZ-Co-Trainer René van Eck.
Die Noten sollen andere verteilen. Mir ist wichtig, wie der Trainer, der Goalie-Trainer oder meine engsten Bekannten meine Leistungen bewerten. Von Spielerbewertungen in den Medien halte ich nicht so viel. Es ist doch viel zu schwierig, einem Spieler für ein paar Aktionen, die man beobachtet hat, eine Note zu geben.
Nicht wirklich. Klar will auch ich möglichst viel spielen und hätte wohl auch als Nummer 2 ein paar Einsätze bekommen. Doch als ich in Basel unterschrieben habe, rechnete ich nicht damit, dass Vaclik den Verein verlässt. Erst im Trainingslager am Tegernsee war das dann ein Thema. Kurz darauf ist er nach Sevilla gewechselt und ich war plötzlich die Nummer 1.
2017: Michael Lang
2018: Albian Ajeti
2019: Jonas Omlin
Ich war ja schon im Jahr zuvor in Luzern Stammgoalie und wusste, dass ich das auch in Basel kann. Trotzdem war es am Anfang nicht einfach. Als Neuzugang musst du dir dein Standing im Team zuerst erarbeiten. Deswegen war es für mich sehr wichtig, dass ich gleich zu Beginn ein paar gute Spiele zeigen konnte.
Ja, das 4:2 gegen GC ist sicher das Spiel, das ich im Nachhinein als bestes Spiel der Saison bezeichnen würde. Zwei Elfmeter zu halten und so dem Team zu drei Punkten zu helfen, war natürlich sensationell.
In Luzern haben wir die Schützen immer bis ins Detail analysiert. Deswegen weiss ich bei so manchem Spieler, in welche Ecke er gerne schiesst. Letztendlich höre ich dann aber auf dem Platz auf das Bauchgefühl.
Nein. Im Nachhinein konnte ich die Verletzungspause sogar gut nutzen. Ich konnte etwas durchpusten und mir bewusst werden, was da in den letzten Jahren eigentlich alles passiert ist. Vielleicht war die Pause ein Grund dafür, warum ich im Rest der Saison nie in ein Leistungsloch gefallen bin.
Nein. Das schon nicht. Eigentlich hätte ich lieber noch europäisch gespielt und so noch mehr Spiele gehabt. Weil wir ausgeschieden sind, hatten wir unter der Woche immer wieder Zeit zum Nachdenken.
Der FCB hat den Anspruch, Titel zu holen. Da ist es nicht einfach, wenn man schon im Winter weiss, dass die Meisterschaft höchstwahrscheinlich unerreichbar ist. Deswegen war es wichtig, dass wir uns gemeinsam zusammengesetzt und miteinander gesprochen haben. Durch die erfolgreiche Rückrunde und den Cupsieg ist die Mannschaft jetzt deutlich besser zusammengewachsen. Das war im Sommer 2018 mit vielen Neuzugängen und neuem Trainer naturgemäss noch nicht so der Fall.
Mein Wort hat jetzt sicherlich mehr Gewicht als noch im Sommer 2018. Dieses Standing habe ich mir erarbeitet. Es ist aber auch wichtig, dass du als Goalie mit deinen Vorderleuten sprichst und sie auf dich hören.
Da gibt es viele. Die lustigste Aktion war aber die, als Marek Suchy Zdravko Kuzmanovic Wärmesalbe in den Schuh geschmiert hat und der dann im Training ausgeflippt ist. Da hatte ich meine Finger gar nicht im Spiel. Aber bei uns gibt es immer wieder Situationen, die ich extrem lustig finde. Zuletzt habe ich Kuzmanovic während dem Spiel in Thun ein Häkchen gestellt, unabsichtlich natürlich. Das musste ich ihm aber erst mal erklären (lacht).
90 Minuten im Tunnel kriege ich nicht hin. Deswegen brauche ich auch im Spiel immer wieder Momente, in denen ich ausbrechen kann. Das können Szenen wie die mit Kuzmanovic sein, manchmal schweifen meine Gedanken aber auch einfach kurz ein bisschen ab.
Das dauert nur ein paar Augenblicke. Wenn der Ball weit weg ist oder das Spiel unterbrochen ist, schaue ich zum Beispiel gerne durchs Stadion. Wenn ich dann die vielen Fans sehe, wird mir bewusst, warum ich das alles mache. Das ist ein schönes Gefühl. Dann kann ich anschliessend wieder voll konzentriert sein.
Mit Sicherheit die Cupfeier. Das war schon sehr eindrücklich. Die Szenen auf dem Balkon kannte ich nur aus dem TV. Jetzt durfte ich zum ersten Mal richtig mit dabei sein. Das sind Momente, die ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.
Mit Valentin Stocker fahre ich immer wieder zusammen nach Luzern, weil ich sowohl in Basel als auch dort eine Wohnung habe. Wir haben eine Fahrgemeinschaft und sind wirklich gute Freunde geworden. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als er in Bern nach dem Schlusspfiff auf mich zugerannt ist und mich auf den Rücken genommen und umhergetragen hat. Auch dieser Moment wird bleiben.
Nach dem Balkon-Auftritt sind wir weitergezogen und haben bis spät in die Nacht feucht fröhlich gefeiert. (lacht).
Vor allem in der ersten Halbzeit. Wir haben zwar kein Gegentor kassiert, doch ich war mit meiner Leistung alles andere als zufrieden. In der Spielauslösung habe ich viele falsche Entscheidungen getroffen. Nicht nur die Aktion, wo ich einem Thuner Angreifer den Ball direkt in den Fuss gespielt habe.
Stand heute: Ja. Ich fühle mich hier sehr wohl und habe Lust darauf, weiter für den FCB zu spielen. Auch wenn es im Sommer wieder einige Spielerwechsel geben sollte, bin ich zuversichtlich, dass wir in der nächsten Saison auch in der Meisterschaft eine bessere Rolle spielen werden.
Deswegen lasse ich mich nicht verrückt machen. Ich kümmere mich um die Dinge, die ich beeinflussen kann. Das ist die tägliche Arbeit auf dem Platz. Alles andere schauen wir uns an, wenn es so weit ist. Natürlich reizt auch mich das Ausland, natürlich würde auch ich gerne Champions League spielen. Aber es bringt nichts, sich damit zu beschäftigen, bevor etwas Konkretes vorliegt. Einen Karriereplan, wann ich in eine bestimmte Liga wechsele, habe ich nicht.
Ich bin unter einfachen Verhältnissen aufgewachsen und kriege das deswegen ganz gut selber hin. Wenn die Gefahr besteht, dass ich abhebe, überlege ich mir, was mein Vater davon halten würde, wenn ich mich so oder so verhalte. Dann weiss ich, was zu tun ist (lacht). Auch meine regelmässigen Besuche bei der Familie oder bei Freunden in Luzern helfen. Dann spielt der Fussball keine grosse Rolle. Wir gehen in die Berge wandern oder auf den See, zum Beispiel Bootfahren oder Stand-up-Paddeln.
Schon ziemlich, zumal das kurz nach meiner Verletzung war. Es macht mich aber extrem stolz, dabei zu sein. Da verschiebe ich gerne meine Ferien um ein paar Tage.
Auch das ist etwas, das ich nicht beeinflussen kann. Deswegen sehe ich das entspannt.