Der 50. Luzerner Orientierungslauf lockt trotz schlechtem Wetter zahlreiche OL-Begeisterte nach Willisau. Doch nicht alle zeigen sich zufrieden.
Dieses Wetter – eine Seniorin strahlte und blickte auf ihre durchnässte Karte: «So mag ich es, Wind, Hagel, Starkregen – richtig Wetter.» Ein Aber hatte sie dennoch anzufügen: die beschlagene Brille. Darauf könnte sie nur allzu gerne verzichten. Nur eben, ohne Brille glückt das Kartenlesen nicht.
Ein anderer Teilnehmer fand nach dem Rennen Gefallen an seinem Wettkampfblatt. Er erkannte, dass er alle Kontrollposten richtig quittiert und sich nirgends Rückstände bei den Abschnittszeiten eingehandelt hatte. Die Erklärung: Er war als Erster seiner Alterskategorie losgelaufen. Und als Erster im Ziel. Die Leaderposition, so versicherte er, geniesse er so lange wie möglich, denn: «Am Ende finde ich mich erfahrungsgemäss am Schluss der Rangliste.»
Der Luzerner OL lockte trotz forderndem Sturmregen und Kälte zahlreiche Anhängerinnen und Anhänger nach Willisau und in den ehemaligen «Lothar-Wald». Durch den Jahrhundertsturm vom Weihnachtstag 1999 war das Gebiet für Orientierungsläufe über Jahre unattraktiv geworden. Der Wald war kein richtiger Wald mehr. Dieser musste sich zuerst regenerieren und nachwachsen. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen für einen Neustart.
Nur Gefallen fand das Terrain aber nicht. Mit «viel Grün» umschrieben die Aktiven das, was sie am zügigen Vorwärtskommen hemmte: dichte Vegetation, etwa Brombeeren. In Kombination mit dem vielen Nass forderte dies doppelt. Da galt es, die richtige Einstellung zu finden. Mit wohlwollenderen Worten und fachmännisch reif beschrieb die erst 13-jährige Fiona Ehrler aus Sursee das Wettkampferlebnis: «Auch wenn man sich Schöneres vorstellen kann – das Rennen war ok, ein typischer Mittellandwald.»
Der Regen stellte für die Läuferin des Zentralschweizer Nachwuchskaders nichts wirklich Hemmendes dar: «Das gehört zur Freiluftsportart OL.» Fiona Ehrler ist Leaderin in ihrer Altersklasse in der Zentralschweizer Jugend-Meisterschaft. Damit nicht genug: «In diesem Jahr will ich an den Schweizer Meisterschaften um Medaillen laufen. Und ja, ich will möglichst oft gewinnen.» In der Regionalmeisterschaft (ZJOM) hat sie ihre Möglichkeiten mit vier Siegen in den letzten vier Jahreswertungen unter Beweis gestellt. Mitunter eröffnen diese Erfolge langfristige Absichten. Fiona Ehrler sagt: «Vielleicht schaffe ich es einmal ins Schweizer Junioren-Kader.» Mit ihrem älteren Bruder, dem Ski-OL-Nationalkader-Mitglied Flavio Ehrler, hat sie ein wichtiges Vorbild in der Familie. Wenig überraschend gewann sie auch in Willisau – bei den D14.
Für einmal nicht unter den aktiven Teilnehmenden befand sich Beat Wiget. Der ehemalige Präsident der OLV Luzern amtete als Startchef. Er blickt zurück auf die fünfzig Jahre Luzerner Einzel-OL und vergleicht: «Früher war die Organisation einfacher und das Laufen komplizierter.» Als Beispiel nennt er die Karten. «Einst mussten die Posten selber eingezeichnet werden. Heute sind die Karten gedruckt. Und die Möglichkeit, falsch zu übertragen, besteht nicht mehr.» Auch an den technischen Fortschritt, etwa beim Quittieren, denkt Routinier Wiget. Demgegenüber steht aber eine andere Feststellung. Wiget sagt: «Die Wälder haben sich verändert.» Er spricht das Fallholz an, das nun öfter liegen bleibt. In Verbindung mit dem vielen Regenwasser dieses letzten März-Sonntags sahen sich die OL-Läuferinnen und -Läufer am 50. Luzerner OL besonders herausgefordert.
Ein Name sprang gleich doppelt ins Auge: Schaltbetter. Raphael gewann in der kompetitivsten Männerkategorie HAL und Käthi in derjenigen bei den Frauen DAL. Das Paar aus Luzern, startend für die OLG Nidwalden und Obwalden, hatte also besonderen Grund zum Feiern.