Das Interesse am neuen Benediktinischen Zentrum mit gleich drei Schwesterngemeinschaften ist gross: Bei der Einweihung und am «Nachmittag der offenen Tür» platzte tatsächlich wieder einmal ein Kloster aus allen Nähten.
«Obwohl wir nicht wussten, was uns bevorsteht, sind wir Schwestern voll Vertrauen auf ein neues Projekt zugegangen», sagte Schwester Pia Habermacher, die Äbtissin des Sarner Frauenklosters, während der Eröffnungsfeier des Benediktinischen Zentrums Ora et Labora am Samstag. Und mit einem Blick in die bis auf den letzten Platz besetzte Klosterkirche fügte sie hinzu: «Wir hatten viel Vertrauen, und mit Gottes Hilfe und der Hilfe von all den vielen Menschen, die uns unterstützten, wagten wir immer wieder das Richtige!»
In der Tat: Dass heute vor dem Sarner Jesuskind wieder 25 Benediktinerinnen aus den Klöstern Sarnen, Melchtal und Wikon beten, mutet in der heutigen Zeit wie ein kleines Wunder an.
Wie es geschehen konnte, erklärte der Engelberger Abt Christian Meyer während des Festgottesdienstes, den er zusammen mit Abt Beda Szukics von Muri-Gries und weiteren Priestern zelebrierte. Er zitierte aus «Utopia» des heiligen Thomas Morus: «Es gibt keinen Kummer auf Erden, den der Himmel nicht heilen kann.» Blenden wir zurück: Die Frage, wie die drei Klöster bei der grossen Überalterung und dem mangelnden Nachwuchs eine Zukunft gestalten könnten, hatte während des letzten Jahrzehnts alle Schwestern gequält.
In einem Gespräch, das der aus Sarnen stammende Schauspieler Hanspeter Müller Drossaart leitete, wurde klar: Die Hilfe kam ganz unerwartet und von aussen. Ideengeber und gute Geister waren St.-Anna-Schwestern aus Luzern, allen voran Generaloberin Heidi Kälin und Schwester Samuel Käppeli. «Wir sind glücklich über das grosse Know-how, das wir mit diesem Projekt sammeln konnten, das müssen wir unbedingt weitergeben. Ja, vielleicht sollten wir es gar patentieren lassen!», schmunzelte Schwester Heidi.
Und auch Hanspeter Kiser, der die Projektleitung in den Händen hielt, freute sich: «Ich habe in den Planungs- und Baujahren so viel Schönes erlebt, zusammen mit den mutigen Schwestern, mit Hans Wallimann, dem Gründer des Patronatskomitees, mit Architekten, Handwerkern und ungezählten Helferinnen und Helfern.» Zwar seien die Kosten doch höher ausgefallen als erwartet und Unterstützung von aussen nach wie vor nötig, räumte Kiser ein. Indessen, was ihn und alle freue: «Die denkmalgeschützten Bauten aus dem 17. Jahrhundert verfügen endlich über umfassenden Brandschutz.»
Die Wikoner Schwestern hätten zwar ab und zu noch ein wenig Heimweh, sagte Priorin Margrith Jegerlehner. «Wir vermissen halt den prächtigen Weitblick übers Mittelland, den wir von der Marienburg genossen.» Aber die Vorteile überwögen: Die vielen Stimmen beim Chorgebet! Schwester Daniela Bieri, Priorin der Melchtaler Schwestern, pflichtete bei. «Auch wenn wir uns in der mondänen Welt von Sarnen ab und zu noch nach unserem stillen Bergtal sehnen; mindestens unseren Heiligen Bruder Klaus haben wir mit einem Blick hinauf zum Flüeli-Ranft stets vor Augen.»
Je länger der Einweihungstag dauerte, desto mehr gerieten die Schwestern ins Staunen. Das Interesse an ihrem neuen Zuhause war riesig. «So einen Zustrom hätten wir uns nie träumen lassen», sagte Schwester Pia Habermacher. Als sich die Klosterpforten um 17 Uhr schlossen und wieder Ruhe einkehrte, stellte der Festwirt fest: «Jetzt habe ich über 1800 Bratwürste auf den Grill gelegt.» Ja, gibt’s denn so was?