ALPNACH: Ein Käser braucht auch heute Mut

Die Käserei Flüeler feiert ihr 100-Jahr-Jubiläum. Dazu beschenkt sie sich mit einem neuen Käse namens«Chnebelgrind». Begonnen hat die Geschichte der Firma im Nachbarkanton Nidwalden.

Robert Hess
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100 Jahre Käserei Flüeler in Alpnach. Von links: Oskar und Agnes Flüeler-Ettlin verkörpern die dritte Generation, in vierter Generation führen nun Martina und Martin Flüeler-Annen – mit Sohn Livio – den Betrieb. Bild: Robert Hess (Alpnach, 22. November 2016)

100 Jahre Käserei Flüeler in Alpnach. Von links: Oskar und Agnes Flüeler-Ettlin verkörpern die dritte Generation, in vierter Generation führen nun Martina und Martin Flüeler-Annen – mit Sohn Livio – den Betrieb. Bild: Robert Hess (Alpnach, 22. November 2016)

Der 72-jährige Oskar Flüeler-Ettlin führte die Käserei Neuheim in dritter Generation von 1986 bis 2010 (siehe Kasten), ist aber mit dem Betrieb nach wie vor als Käser mit Leib und Seele verbunden. «Mit einem rechten Mass an Stolz stehe ich heute da, um etwas über die 100-jährige Geschichte der Käserei Flüeler zu erzählen», sagte er kürzlich bei einem Empfang für Behörden- und Pressevertreter in Alpnach.

«Vor hundert Jahren brauchte es Mut, die Käserei zu übernehmen», erklärte er, «und das gilt auch heute noch, denn das wirtschaftliche Umfeld hat sich verändert und ist schwieriger geworden.» Dem konnte Bruno Abächerli, Leiter Amt für Landwirtschaft und Umwelt des Kantons, in seiner Grussbotschaft zustimmen: «Die Käserei Flüeler ist ein wichtiges Glied in der Wertschöpfungskette der Obwaldner Landwirtschaft», sagte er, «und sie ist es durch Mut und Zuversicht, Herzblut, Innovation, Un­ternehmergeist und Fachkompetenz geworden.»

Täglich frisch nach dem Melken

Grossen Wert legt Vater Flüeler auf die Tatsache, dass die Einzelfirma zu den gewerblichen Käsereien zählt und nicht zu den Industriebetrieben «mit ihren grossen Produktionsmengen. Unsere gegenwärtig zehn Milchlieferanten sind Bauern der Umgebung, welche die Milch täglich ein- bis zweimal frisch nach dem Melken zur sofortigen Veredelung bringen.» Diese werde naturbelassen als silofreie Rohmilch verarbeitet. Die Milchqualität werde täglich überwacht «und, wenn es sein muss, beanstandet. Zwischen Bauer und Käser besteht ein familiäres Vertrauensverhältnis, und das Resultat ist ein schmackhafter Käse mit einem reichen Geschmacksbouquet», sagte Flüeler. Er stellte auch eine rund 40-seitige Jubiläumsbroschüre vor, die über Familien- und Käsereigeschichte, Partner und die Zukunftsaussichten berichtet.

Neuer Käse mit Pilz angereichert

Qualitätskäse verschiedener Sorten und Spezialitäten herzustellen, ist die eine Herausforderung, diese auch zu verkaufen die andere. So produziert die Käserei Flüeler jährlich rund 80 Tonnen Sbrinz und 50 Tonnen Sbrinz Bio. Dazu kommen 40 Tonnen des vor 20 Jahren von Oskar Flüeler entwickelten Parmino-Käses sowie rund 2 Tonnen Spezialitäten und 5 Tonnen «Bergröseli»- Käse. Der Sbrinz wird durch die Emmi Käse AG, Luzern, übernommen. Parmino und Spezialitäten werden an mehrere Käsehändler, Detailfachgeschäfte und in kleinerem Umfang direkt an die Konsumenten verkauft.

Zum Jubiläumsjahr kreierte die Käserei in Zusammenarbeit mit dem Pilzsammler Peter Kälin den «Obwaldner Chnebelgrind». Es handelt sich um einen Halbhartkäse, dem 3 Prozent des einheimischen Rehpilzes (auch Habichtspilz genannt) beigegeben werden. Der knorrige, raue Pilz, der ein würziges Innenleben aufweist, führte zum Namen «Chnebelgrind».

Aktuell plant die Firma in Alpnach einen Neubau. Die entsprechende Umzonung wurde kürzlich von der Regierung genehmigt. Der nächste Schritt ist das Baugesuch.

Robert Hess