Zehn, zwanzig oder gar über 24 Stunden dauert eine urchige und gemütliche Älplerchilbi. Da haben auch einige Minuten der Dankbarkeit und Besinnung ihren gebührenden Platz.
Robert Hess
Wenn besinnliche Gedanken im traditionellen Erntedankgottesdienst auf anschauliche Weise vermittelt werden, bleibt die Erinnerung daran genauso gut haften wie ans feine Essen, an Musik und Tanz, gute Gespräche, fröhliches Beisammensein und natürlich auch an die frechen Sprüche der Wilden.
An der Alpnacher Älplerchilbi sorgten Pfarrer Thomas Meli und sein Team einmal mehr für eine gehaltvolle und originelle Gestaltung des Wortgottesdienstes. Die musikalische Umrahmung durch schöne Lieder, Juiz und Melodien präsentierten die Jodlergruppe Schlierätal, eine Alphornbläserformation sowie Bruno Schöpfer mit dem fein gesungenen Betruf.
«Gestört» wurde die Festpredigt von Pfarrer Meli durch einen Mann, der neben dem Alpkreuz in der Pfarrkirche eine Mobilfunkantenne montieren wollte. «Einige Älpler haben nämlich reklamiert, der Handy-Empfang auf der Alp sei schlecht», begründete der Mann alias Religionspädagoge Felix Koch seine Absichten. Handy-Antennen statt Kreuze gewährleisteten auf den Alpen guten Empfang und Apps für Rosenkranz und sogar Beichten, pries er die Vorteile der Technik.
«Nimm deine Antenne wieder mit», forderte Pfarrer Meli ihn auf. «Unsere beste Antenne auf der Alp ist und bleibt das Kreuz als ein Symbol des Glaubens.» Das Kreuz sei ein Zeichen für die Liebe von Jesus Christus und erinnere an seine Botschaft: gesund leben, mit andern Menschen gut umgehen, Sorge zur Schöpfung tragen, sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen und Respekt und Solidarität gegenüber andern Menschen zeigen.
Zum Schluss des Gottesdienstes mahnte Älplerpräsident Toni Enz, «Sorge zu unseren Wurzeln und zum Bauernstand zu tragen». Er rief dazu auf, unter dem Motto «Brauchtum erläbe und verwyle» zu feiern und einige gemütliche Stunden miteinander zu verweilen.
Der Wunsch des Präsidenten wurde gehört, und auf dem Schulhausareal feierte die Bevölkerung am Nachmittag zusammen mit der Älplerschar. Leider erforderten die Wetterprognosen eine Umorganisation des Festbetriebes unter möglichst viele Dächer auf dem Schulhausareal. Das tat der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch, und wie seit Jahrzehnten dauerte die Alpnacher Älplerchilbi einen ganzen Tag und eine ganze Nacht und noch einige Stunden mehr.