Zwar sind tiefe Steuern der wichtigste Faktor für ein erfolgreiches kantonales Standortmarketing. Am Informationsabend der Standort Promotion Obwalden wurden aber auch einige andere Erfolgsfaktoren erwähnt.
Aus der halben Schweiz waren sie angereist. Fast 70 Treuhänder, Banker und Wirtschaftsanwälte wollten sich von Standort Promotion Obwalden aus erster Hand über die Entwicklungen im steuergünstigen Obwalden informieren. Wichtige Zuhörer, schliesslich beraten viele von ihnen Kunden, welche die Standort-Promotion bei Umzugsplänen zu gerne nach Obwalden locken möchte. Naheliegend, dass am Info-Anlass am Montagabend, an dem auch Finanzdirektorin Maya Büchi und Volkswirtschaftsdirektor Daniel Wyler teilnahmen, das Thema Steuern im Mittelpunkt stand.
«Bei unseren Zielkunden handelt es sich meist um wohlhabende Leute, und es geht bei ihren Steuern um viel Geld», erklärte Felix Fischbacher, Geschäftsleiter der Standort Promotion Obwalden denn auch am Rand der Veranstaltung. Wenn solche Personen sich Gedanken machten über einen Umzug und damit ein neues Lebenskapitel, dann machten sie in der Regel auch eine Auslegeordnung, und darin spielten die Steuern eben eine wichtige Rolle. «Wenn ein Kanton also in der Steuerrangliste nicht vorne dabei ist, kommt er bei dieser Zielgruppe meist gar nicht erst in die Kränze», erklärt Fischbacher. Ein wichtiger Erfolgsfaktor sei auch die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Standort Promotion und der Steuerverwaltung.
Seit 2010 wurden jährlich durchschnittlich 1,58 Millionen Franken Steuern generiert, während die Kosten für die Geschäftsstelle jeweils rund 700'000 Franken betrugen. Felix Fischbacher konnte in seinem Referat aufzeigen, wie erfolgreich die Standort Promotion Obwalden die letzten zehn Jahre gearbeitet hat. Jedes Jahr hätten sich etwa je 15 Parteien in Obwalden niedergelassen. Mittlerweile sei die Lage wegen Corona bedeutend schwieriger, aber es habe auch dieses Jahr bereits Ansiedlungen gegeben. Ende Juni erhielt die Standort Promotion auch die Anerkennung des Kantonsrats. Er erneuerte die Leistungsvereinbarung und stellte für die Jahre 2021 bis 2025 einen jährlichen fixen Beitrag von 400'000 Franken zur Verfügung.
In den Referaten von Norbert Kühnis, Mitglied der Geschäftsleitung von PricewaterhouseCoopers Luzern, und Marianne Nufer, Vorsteherin der Steuerverwaltung, wurde denn auch immer wieder auf die Wichtigkeit des guten Steuerklimas und der funktionierenden Verwaltung hingewiesen. Kühnis betonte die Wichtigkeit von wirtschaftsfreundlichen Regierungen und erwähnte als Standortvorteile Obwaldens nicht nur die steuerlichen Belange wie die Flatrate-Tax für natürliche Personen oder die Eliminierung der Kapitalgewinnsteuer sowie der Erbschafts- und Schenkungssteuern.
Ebenso wichtig sind für Norbert Kühnis bei der Unternehmensansiedlung, dass Qualität vor Quantität steht. «Es braucht einen guten Mix, wie ihn Obwalden hat – vom Frühstückstisch bis zum Mars», spielte er auf erfolgreiche Obwaldner Unternehmen an. Und auch die Obwaldner Bauernschläue sei wichtig, meinte er im positiven Sinn. «Man kann gut mit ihnen zusammenarbeiten.»
Im Zuge der 2019 angenommenen Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) seien die Konkurrenz und der Steuerwettbewerb unter den Kantonen aber gewachsen, warnte Norbert Kühnis und riet der Regierung, es sei deshalb umso wichtiger, immer dranzubleiben und die Chancen als kleiner, agiler Kanton zu nutzen und innovativ zu bleiben. So werde die Patentbox die nächste Steuergesetzrevision wohl kaum überleben, es werde also wieder neue Ideen brauchen.
Marianne Nufer, Vorsteherin der kantonalen Steuerverwaltung, gab Einblicke in die Abläufe der Behörde. Sie warb angesichts der Veranlagungsrückstände um Verständnis, weil die Behörde viel Ressourcen und Geld brauche, um die bisherige kantonseigene Software zu entwirren – Nufer beschrieb sie als komplex wie eine Maschine von Tinguely – und in eine neue digitale Welt zu überführen. Ab dem Jahr 2022 wird die Veranlagung durch künstliche Intelligenz unterstützt. Diese lerne aus den Daten der Steuerperioden 2017 bis 2020. «Daten sind das neue Gold», betonte Nufer. Ein dickes Lob gebühre dem ganzen Team der Steuerverwaltung:
«Es ist eine Herausforderung,
die neue Software in Betrieb zu nehmen.»