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Noldi Burch aus Giswil gilt in Ob- und Nidwalden als «E-Bike-Touren-Papst» für Seniorinnen und Senioren. Sicherheit liegt ihm am Herzen.
Wenn der Giswiler Noldi Burch dazu aufruft, kommen E-Bikerinnen und E-Biker mit mehr oder weniger ergrauten Schläfen aus allen Winkeln und Dörfern Ob- und Nidwaldens. Seine organisierten und geführten Gruppen-Touren, sei es der Reuss entlang nach Bremgarten oder über den Gottschalkenberg nach Morgarten und Ägeri, sind äusserst beliebt. Mittlerweile verfügt der Idealist aus Giswil – er verdient mit seinem Angebot keinen Rappen – über ein kleines Team von Begleitpersonen. Nur etwas bereitete Burch in der Vergangenheit Sorgen. «Lange nicht alle Teilnehmenden sind punkto Verkehrsregeln und Sicherheit mit dem E-Bike wirklich sattelfest», moniert er. Dem wolle er Abhilfe schaffen. Kurzum: Noldi Burch rief seine treuen Anhänger nach Alpnach zu einem Informationstag punkto Verkehrsregeln und Sicherheit.
Und, wie könnte es auch anders sein, auch zu diesem «Event» erscheinen sie allesamt: über 50 Seniorinnen und Senioren samt E-Bikes. Bald schon sitzen sie bei Kaffee und «Gipfili» im Restaurant Alouette des Alpnacher Flugplatzes. Noldi Burch gibt sein bekanntes Signal mit der Trillerpfeife. Darauf lauschen alle, aufmerksam wie gute Schülerinnen und Schüler, was ihnen der Obwaldner Präventions- und Schulpolizist Peter Rohrer zu sagen hat. Gleich zuerst verblüfft Rohrer mit einigen Zahlen: Im letzten Jahr verkaufte man schweizweit 187’000 E-Bikes. Und, allein in Obwalden, wurden letztes Jahr 150 teils wertvolle Velos geklaut! Leider, so Rohrer, seien bei solchen Mengen auch die Unfallzahlen gestiegen. 580 schwer verletzte Bike-Fahrer habe man schweizweit beklagt. «Meistens geschehen Unfälle, weil die Leute die Geschwindigkeit unterschätzen oder unaufmerksam sind und etwa einen Randstein rammen», sagt Rohrer.
Dann wartet der Polizist mit einigen Neuigkeiten auf. E-Bikes liefen neuerdings unter der Kategorie «Töffli», sagte er. Seit dem 1. April 2022 seien sie verpflichtet, mit Tagfahrlicht zu fahren. Besorgte Teilnehmende, die fragen, ob man denn da nicht zu viel Batterie brauche, beruhigt der Spezialist und Veloshop-Inhaber Paddy Matter. «Das eingeschaltete Licht kostet uns höchstens zwei bis drei Kilometer pro geladenem Akku», sagt er. Fast ein bisschen erschrocken reagieren einige der «grauen Panther», als Polizist Peter Rohrer ausführt, dass die Polizei E-Biker, welche Tempolimiten – etwa Tempo 30 innerorts – nicht einhalten, mit der Radarfalle erfassen und gleich vor Ort büssen könne. Allerdings: Auf Feldwegen, wo «Töffli» verboten sind, dürfen normale E-Bikes nach wie vor noch zirkulieren. Sogar nebeneinander fahren darf man auf einigen Velowegen.
Peter Rohrer informiert dann auch ausführlich und anschaulich, wie man einspurt, wie man Kreisel sicher durchquert, wie man sich auf sogenannten Kernfahrbahnen zu verhalten hat. Eine ganze Menge nützlicher Tipps kommen vom Grün-Liberalen Obwaldner Kantonsrat Paddy Matter. Da geht es ums energiebewusste Fahren mit E-Bikes: Am sparsamsten ist man tatsächlich unterwegs, wenn man eine gewisse Geschwindigkeit einhält. Langsam Fahren bringt keine zusätzlichen Kilometer! Aufhorchen lässt Matter die Zuhörerinnen und Zuhörer, als er ausführt, dass für die Akkus konstante Temperaturen sehr wichtig sind. Zu warm oder zu kalt könnten sie sogar streiken!
Das Interesse ist gross. Anna Barmettler aus Buochs sagt: «Ich habe heute erkannt, dass ich nicht alles falsch mache, aber in Kreiseln erlebte ich doch schon prekäre Situationen.» Und der 80-jährige Hans Lisibach aus Wolfenschiessen meint:
«Punkto Pflege der Batterie habe ich einiges gelernt, vor allem, dass extreme Temperaturen schädlich sind.»
Nach der Theorie kommt die Praxis. Männer und Frauen schwingen sich auf die Sättel. Oder vielleicht besser: besteigen ihre E-Bikes. Polizist Peter Rohrer persönlich führt eine Gruppe an, die gleich mehrmals einen Alpnacher Kreisel quert: Blick zurück, Handzeichen und Einspuren. Paddy Matter zeigt mit Engelsgeduld, wie man schalten soll, damit wenig Energie verbraucht wird. Und sein Mitarbeit Andrin Trummler kontrolliert Sättel, Licht und Bremsen.
Der Höhepunkt kommt am Nachmittag: In drei Gruppen geht’s mit dem neuen Wissen im Gepäck, auf eine Rundtour nach Sarnen, Kerns und wieder zurück zum Flugplatz Alpnach. Und alle sind sich einig: Noldi Burch hatte wieder einmal eine tolle Idee!
Auskünfte zum Velotouren-Programm 2022 für Seniorinnen und Senioren gibt Noldi Burch aus Giswil. Telefon 041 675 15 71 und noldi.burch@bluewin.ch