Der angehende Elektroniker Joel von Rotz (19) aus Kerns kehrte kürzlich von einem Austauschprojekt in China zurück. Mit einem Rucksack voller bleibender Erinnerungen.
Made in China. Unzählige Produkte in unserem Haushalt zeugen von der fernöstlichen Herkunft. Doch wie wird im Land der Mitte gearbeitet? Und wie ticken die Chinesen wirklich? 27 angehende Elektroniker und Informatiker aus der Deutschschweiz erlebten es kürzlich im Rahmen eines Austauschprojekts, das jährlich von der Organisation Route2China durchgeführt wird. Mit dabei auch Joel von Rotz (19), Elektroniker im 4. Lehrjahr bei Maxon Motor in Sachseln.
Die Aufgabe der Jugendlichen während ihres dreiwöchigen Aufenthalts in Schanghai bestand darin, ein aktuelles Projekt eines einheimischen Unternehmens zu einer marktreifen Lösung zu führen. Die sechsköpfige Gruppe von Joel musste ein Überwachungssystem erstellen, das Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Internet-Qualität und Energieverbrauch misst. Das tat sie mit Erfolg, wie Joel erzählt: «Die Firma war mit unserem Produkt zufrieden und will es nun für ihre Zwecke weiterentwickeln.»
Neben dem Arbeitsalltag sollten die jungen Schweizer auch Land und Kultur kennen lernen. Eindrücke sammelten sie zur Genüge. «Wir waren in einem alten buddhistischen Tempel und in einem Fischerdorf, wir tauchten ins Nachtleben von Schanghai ein und lernten sogar einige Brocken Chinesisch», erzählt Joel. In Erinnerung geblieben sind ihm auch das allmorgendliche Gedränge in der Metro, die strenge Personenüberwachung mit Kameras an allen Ecken oder das Zahlungssystem. Bezahlt wird kaum noch mit Bargeld oder Kreditkarte, sondern mit dem Handy. Die Digitalisierung habe sogar die Bettler eingeholt. «Viele tragen ein kleines Schild mit einem QR-Code, damit Passanten einen selber gewählten Betrag spenden können», stellte Joel erstaunt fest. Die Esskultur, wofür China weltweit bekannt ist, nahm er anders wahr als erwartet. Hunde und Katzen landen kaum noch auf dem Teller. Ihre Schlachtung sei heute verboten und könne bis zu zehn Jahren Gefängnis einbringen.
Dass sich bei allen kulturellen Unterschieden zwischen der Schweiz und China auch die Bildungssysteme unterscheiden, versteht sich von selbst. «Junge Chinesen sind oft Einzelkinder, die von ihren Eltern stark gefördert werden», weiss Joel. «Um zu den Besten zu gehören und einen hohen Lebensstandard zu erreichen, gehen sie studieren.» Entsprechend gross sei die Motivation, ausgeprägt auch die Fähigkeit, sich in ein Team zu integrieren und die eigenen Interessen hintanzustellen.
Etwas Wichtiges, das er für seine berufliche Zukunft mitnimmt, sind die Erkenntnisse in Sachen Projektmanagement. Wie arbeitet man erfolgreich in einem Team? Wie können die Aufgaben sinnvoll aufgeteilt werden? Apropos berufliche Zukunft: Diesen Sommer schliesst von Rotz seine Elektronikerlehre mit dem EFZ ab, um bald ein Studium als Elektroingenieur zu beginnen. Zuvor stehen noch der BM-Abschluss an sowie der Militärdienst und eine Weltreise, um weitere spannende Länder und Kulturen zu erforschen. Mittelfristig würde er am liebsten für eine grosse Firma im Ausland arbeiten.