ENGELBERG: «Baba» backt aus purer Freude

Es hat sich herumgesprochen: Barbara Keller zaubert Feines von Herd und Ofen. Jetzt kann sie ihre Künste sogar in einem neuen Café zeigen.

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Barbara Keller präsentiert die frisch gebackenen Kanelbullar auf dem Balkon ihrer Wohnung. (Bild: Geri Wyss / Neue OZ)

Barbara Keller präsentiert die frisch gebackenen Kanelbullar auf dem Balkon ihrer Wohnung. (Bild: Geri Wyss / Neue OZ)

Barbara Keller zieht gerade ein Backblech aus dem Ofen bei sich zu Hause in Engelberg. Darauf sind Zimtschnecken, eine schwedische Spezialität, in der Originalsprache «Kanelbullar». Dann tischt sie die Leckereien auf. Dazu gibts selbstgemachten würzigen Tee. «Wenn ich Leute einlade, koche oder backe ich gerne für sie», erzählt die 31-Jährige. Auch wenn Barbara Keller auf Besuch kommt, bringt sie oft was Feines aus dem Ofen mit.

«Essen war immer wichtig in unserer Familie», erzählt die aufgestellte blonde Frau. Ihre Mutter habe sonntags immer Torten kreiert oder Kuchen gebacken. Die Kinder halfen mit, auch sonst beim Kochen. «Das gehörte bei uns einfach dazu.» Aufgewachsen ist «Baba» mit Zwillingsschwester Catharina und der zwei Jahre älteren Schwester Andrea in der Stadt Zürich. Andrea hat vor kurzem geheiratet – die Hochzeitstorte stellte selbstverständlich Barbara her.

Schon in Schweden in den Medien

Barbara Keller verfeinerte ihre Leidenschaft für die Küche über all die Jahre. So auch in Schweden, wo sie sich von 2006 bis 2010 aufgehalten hat. «Ich wollte einfach mal irgendwo leben, wo ich niemanden kenne, und dabei eine neue Sprache lernen.» Die Wahl fiel auf die Stadt Åre. Auch dort hatte sie einfach Spass am Kochen und Backen. «Vielleicht liegt der Grund, dass ich gerne backe, auch darin, dass ich Desserts liebe», sagt sie und lacht. Ihr Können hat sich dann auch schnell herumgesprochen. Eines Tages kam sogar ein Journalist der «Östersunds-Posten» vorbei und wollte wissen, was es mit Barbaras «Bullar» (Küchlein) auf sich hat.

Vielfach stellt sie ihre Kreationen nach Rezept her. Doch, so erzählt Barbara Keller, improvisiere sie auch immer mal wieder. «Ich habe vieles selber ausprobiert und auch dazu gelernt, in dem ich bei anderen Leuten nachgefragt oder mit anderen gebacken habe.

Einfach mal ausprobieren

Irgendwie widerspiegelt sich in Barbara Kellers Koch- und Backkünsten auch das übrige Leben. Sie ist eine Macherin, ein Mensch, der gerne was Neues versucht und sich treiben lässt. So hat die studierte Sportlehrerin auf ihrem angestammten Beruf gar noch nicht mal so viel gearbeitet.

Ihr Lebenslauf liest sich wie eine kleine Reise durch verschiedene Berufe. Sie war im Catering tätig, hat in Restaurants und Cafés gearbeitet, war Leiterin eines Kinderhortes, ist Babysitterin des Kindes ihrer Zwillingsschwester Catharina, gab Skischule, arbeitete in Sportgeschäften. Learning by doing – in der Küche, und in ihrem Leben. Im vergangenen Sommer verbrachte sie sogar vier Wochen als Magd auf einer Urner Alp.

Eigenes Rezeptbüchlein

Ihre gewinnende Art, ihre Redseligkeit und Fröhlichkeit haben Barbara Keller manche Türe geöffnet – und ihre Freude ist auch spürbar, wenn sie vom Kochen und Backen erzählt. Sie hat sogar ein kleines Rezeptbüchlein mit dem Titel «Baba backt» gestaltet. Darin finden sich Rezepte für Süsses aus dem Ofen. Die professionellen Fotos stammen von ihrem Freund Fredrik Nordheim, den Barbara Keller in Åre kennen gelernt hat und mit dem sie seit gut drei Jahren in Engelberg wohnt. Nun hat sie ihr Hang für Eigenkreationen vom Kochherd sogar zu einer neuen Arbeitsstelle geführt. In Engelberg öffnet demnächst ein neues Café, das «Mont Café» anstelle des «Café Désiré». Betrieben wird es von der Familie Bleyer, welche schon die Boutique «Mont Bijoux» in Engelberg führt. Als im entsprechenden Stelleninserat stand «Ist dein Hobby Backen?», bewarb sich Barbara Keller. Zur Bewerbung legte sie ihr «Baba backt» bei, es folgte ein Vorstellungsgespräch. Dann konnte sie vorbacken.

«Tortensamstag» in neuem Café

Nun braucht man nicht mehr unbedingt von der quirligen Frau eingeladen zu werden, um sich von ihren Fähigkeiten überzeugen zu können. «Sie haben mir schon mal eine ganze Kiste mit 30 Backbüchern als Inspiration gegeben», sagt Keller. Zusammen hätten sie nun festgelegt, wie sie kulinarisch starten. Und auch Kellers eigene Ideen waren willkommen. «Ich habe den ‹Tortensamstag› eingeführt. Jeden Samstag wird eine spezielle Torte im Angebot sein», blickt sie voraus.

Natürlich werden auch schwedische Spezialitäten im «Mont Café» nicht fehlen. «Skandinavier haben zwei grosse Interessen: Käfele und Inneneinrichtung», erwähnt Barbara Keller. Die Besitzer des Cafés würden auch ein besonderes Augenmerk auf das Interieur richten. Deshalb, so sei sie überzeugt, werde man auch die vielen Skandinavier in Engelberg ansprechen.

«Kanelbullar»

Barbara Keller verrät ihr Rezept für die schwedischen Zimtschnecken:
150 g Butter, weich
5 dl Milch
1 Päckli Trockenhefe
1 dl Zucker
1 TL Salz
800 g Weizenmehl

Füllung: 150 g Butter, weich
1 dl Zucker
2 EL Zimt

Alle trockenen Zutaten mischen. Die weiche Butter daruntermischen, danach die Milch dazugiessen (37 °C) und zu einem Teig kneten. Ca. 1,5 Stunden aufs Doppelte aufgehen lassen. Den Teig halbieren und auswallen (ca. 30 auf 40 cm). Die Füllung auf die Hälfte des Teigrechtecks streichen, einrollen und ca. 2 cm grosse «Bullar» abschneiden. Nochmals 30 Min. gehen lassen.

Backen: 8 bis 12 Min. bei 225 bis 250°C.

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