Beim Lauidamm Zimmerplatz plant das EWO ein Kraftwerk, das rund 1300 Haushalte mit Strom versorgen könnte. Alternativen zum Ausbau der Wasserkraft sind rar.
Christoph Riebli
Mit unglaublicher Gewalt transportierte die Giswiler Laui 2005 rund 500 Tonnen Schwemmholz ins Tal. Nun möchte das Elektrizitätswerk Obwalden (EWO) die Kraft des Wildbachs ganzjährig zur Stromproduktion nutzen. Frühestens ab 2019/20 könnte es so weit sein, bestätigt Thomas Baumgartner, Vorsitzender der Geschäftsleitung, auf Anfrage. «Wir beschäftigen uns schon länger mit dieser Idee» – 2013 sei eine erste Projektversion im Verwaltungsrat vorgestellt worden.
Konkret prüft das EWO, im Gebiet Zimmerplatz im Grossteil eine Kraftwerkzentrale zu bauen, die Strom für rund 1300 Haushaltungen (6 Mio. Kilowattstunden pro Jahr) liefern könnte. Das Wasser dazu würde der Laui auf einer Höhe von rund 800 m ü. M. entnommen, durch eine etwa 2 Kilometer lange Druckleitung hinunter zum Zimmerplatz fliessen und dort eine Turbine antreiben. «Die Zentrale wird kein grosses Gebäude sein und nicht gross auffallen. Auch die Druckleitung wird im Boden verlegt», skizziert Baumgartner grob. Der Kostenpunkt liegt gemäss EWO zwischen 13 und 15 Millionen Franken.
Noch sei es aber ein Vorprojekt, betont Thomas Baumgartner. «Entschieden ist noch nichts. Auch gibt es noch verschiedene Varianten abzuwägen.» Klar ist aber: «Das EWO möchte die Anlage gerne bauen. Es wäre schön, mehr erneuerbare Energien produzieren zu können, zumal die ganze Wertschöpfungskette im Kanton Obwalden bleibt.» Der definitive Entscheid fälle der EWO-Verwaltungsrat frühestens Ende Jahr.
Möglich machen diesen Zeitplan die umfassenden Planungen des Stromproduzenten. Das EWO war nämlich schon fleissig: «Wir haben ein Konzessionsprojekt zur Vorprüfung erarbeitet und beim Kanton und interessierten Parteien eingegeben», erklärt Baumgartner. Ebenfalls habe man Ende 2015 erste Stellungnahmen der betroffenen Eigentümer und etwa auch von Umweltverbänden retourniert bekommen. Diese Antworten würden aktuell ausgewertet. «Wir haben mehrheitlich positive Rückmeldungen erhalten. Doch es wird bestimmt noch Gespräche brauchen, um alle Bedürfnisse in das Projekt einfliessen zu lassen. Denn es gibt immer Punkte, die andere anders sehen.» Dass einzelne Umweltverbände eher kritisch eingestellt sind, verneint Baumgartner nicht. Er relativiert aber: «Das Projekt beeinflusst ein Auengebiet am Rande.» Auf dieses gelte es Rücksicht zu nehmen.
Derzeit steht es auf dem internationalen Strommarkt um die Wasserkraft nicht gerade rosig. Rechnet sich eine solche Investition überhaupt? «Die Kosten für eine solche Anlage sind heute massiv höher als das, was man auf dem Markt für den Strom bekommt. Wenn das Projekt nicht über die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) realisiert wird, können wir es sofort in die Schublade stecken», unterstreicht Baumgartner. Und zum Vorgehen: «Wie jeder Private, der auf seinem Dach eine Fotovoltaikanlage machen möchte, müssen auch wir uns beim Bund auf einer Warteliste eintragen lassen. Das haben wir gemacht.» Die KEV ist ein Instrument des Bundes, das erneuerbare Energien, die ins Stromnetz eingespeist werden, subventioniert. Der KEV-Topf für diese Umverteilung wird durch sämtliche Strombezüger mitfinanziert, egal, woher diese ihren Strom beziehen.
Gemäss Thomas Baumgartner «ist es in Obwalden nicht einfach, noch andere Bäche zu nutzen. Wir sind in Sachen Wasserkraft schon sehr gut bestückt.» Das Laui-Werk beim Zimmerplatz sei deshalb eine der wenigen realistischen Ausbauoptionen. Und zur Windenergie sagt der Vorsitzende der EWO-Geschäftsleitung: «Wir haben Potenzialabklärungen gemacht. Es gäbe zwar Möglichkeiten, doch wir sind kein wirklicher Windkanton, und es liegt aktuell kein Fokus darauf.» Zudem müsste man gleich mehrere Anlagen errichten, damit diese rentierten. Das sei in Obwalden schon nur landschaftlich schwierig.
Im Idealfall kann das EWO noch dieses Jahr oder dann 2017 beim Kanton das Konzessionsprojekt eingeben. «Bis das Verfahren durch ist, braucht es bestimmt zwei Jahre», schätzt Baumgartner, «die eigentliche Bauzeit ist dann im Vergleich zur Planung keine grosse Sache mehr.»
Ein grundsätzlich optimistisches Signal gibt es bereits: «Der Kanton hat eine positive Stellungnahme abgegeben», sagt Baudirektor Paul Federer auf Anfrage. Und: Die allermeisten weiteren Beteiligten wie die Gemeinde oder auch die Korporation stünden dem Projekt wohlgesinnt gegenüber.