Hans Ettlin prägte Sportszene

Als Kunstturner nahm der Kernser Hans Ettlin zweimal an Olympia teil. Aber auch in anderen Sportarten feierte er Erfolge.

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Hans Ettlin gewann 1969 an den Eidgenössischen Kunstturnertagen in Lyss. (Bild: PD)

Hans Ettlin gewann 1969 an den Eidgenössischen Kunstturnertagen in Lyss. (Bild: PD)

Hans Ettlin (links) zusammen mit seinem grössten Förderer und ehemaligen Turn-Nationaltrainer, Jack Günthart. (Bild: PD)

Hans Ettlin (links) zusammen mit seinem grössten Förderer und ehemaligen Turn-Nationaltrainer, Jack Günthart. (Bild: PD)

Am Anfang der grossartigen Sportlerkarriere von Hans Ettlin stand ein tragisches Ereignis. «Ein Kletterkollege verlor beim beliebten Bergsport sein Leben», erzählt der heute 67-Jährige, der in Kerns aufgewachsen ist. «Dies war der Start zu meiner Kunstturnkarriere. » Ettlin gehörte damals den legendären «Günthart-Boys» an, die unter dem Luzerner Weltklasseturner der 50er-Jahre, Jack Günthart, eine eingeschworene Truppe waren. International zählte die Schweiz damals zu den besten Turnnationen.

Später Karrierestart

Der «Grumi-Hansi», wie Hans Ettlin in Kerns von den älteren Einheimischen genannt wird, begann seine Turnkarriere eigentlich sehr spät, erst mit 18 Jahren. Er gehörte aber bald zu den besten Kunstturnern der Schweiz. So wurde er 1967 bereits Schweizer Meister im Reckund Ringturnen sowie 1968 Schweizer Mehrkampfmeister in Montreux. Im darauffolgenden Jahr, 1969, folgte dann der Sieg am Eidgenössischen Kunstturnertag in Lyss.

Zwei olympische Spiele

Die Schweizer Turner wurden für die Olympischen Sommerspiele 1968 (Mexiko-Stadt) und 1972 (München) selektioniert. Für Hans Ettlin waren diese Teilnahmen prägende Erlebnisse in seiner grossen Karriere. In Mexiko erreichte er mit dem Team Schweiz den 9. Rang und in München den 11. Rang. Dazu erreichte er 1970 noch den 6. Rang an der Weltmeisterschaft 1970 in Ljubljana. Hans Ettlin kam im Oberdorf in Kerns
als dritter von fünf Geschwistern am 10. März 1945 zur Welt. Vor dem tragischen Tod seines Kletterkollegen gehörten der Klettersport und der Skisport zu seinen Tätigkeiten. Ettlins erster Betreuer und Förderer im Turnverein Kerns war Ernst Röthlin, «der Godi Ernsti». Als Oberturner förderte Röthlin damals speziell
das Geräteturnen. Dass Hans Ettlin grosses Talent hatte, zeigte die Tatsache, dass er an seinem ersten Kunstturnerwettkampf 1963 in Alpnach von 100 Teilnehmern bereits Dritter wurde. «Dies war der Start zu meiner Turnkarriere, und ich fing an, gezielt und hart zu trainieren», so Hans Ettlin gegenüber unserer Zeitung. Bald landete der talentierte Obwaldner bei den Spitzenturnern in Luzern und wurde dort betreut von Walter Rodel, Otto Suter und dem legendären Jack Günthart. Ettlin schloss sich dem Stadtturnverein Luzern an.

Erfolge auf anderen Kontinenten

Später, als er beruflich nach Bern wechselte, startete er für den damals besten Kunstturnerverein der Schweiz, Bern Berna. Mit diesem Verein bestritt er auch diverse Klub-Vergleichswettkämpfe national, ja sogar auf anderen Kontinenten. So ging die Reise auch nach Südafrika, wo er 1969 gleich südafrikanischer Mehrkampfmeister wurde, und zusätzlich noch vier Einzeltitel an den Geräten holte.

Vielseitigkeit als Markenzeichen

Nach der Turnerkarriere begann Hans Ettlin, sich im Kanusport und in der Skiakrobatik zu betätigen. Für ihn gab es nie halbe Sachen, nationales und internationales Spitzenniveau hiess seine Devise. Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften zeugten von seinem Leistungsvermögen. So gewann er für die Schweiz in der Mannschaft der Kanu-Wildwasserabfahrer an den Weltmeisterschaften 1973 im Muotathal die Bronzemedaille. Nach seiner Ausbildung zum Diplom-Sportlehrer an der Eidgenössischen Sportschule in Magglingen urde er dann 1972 Sportlehrer im Kanton Obwalden. Er baute die Bewegung Jugend + Sport auf, bildete Leiterinnen und Leiter aus – und wurde schliesslich als Obwaldner Sportchef zu einer Institution. Immer wieder betätigte sich Hans Ettlin nach seiner Aktivkarriere in diversen Sportorganisationen als Trainer und Betreuer. So war er Konditionstrainer der Schweizer Motocrossfahrer, Ausbildungschef beim Schweizerischen Kanuverband, Nationaltrainer beim Schweizer Skiakrobatikverband sowie auch Konditionstrainer und Athletenbetreuer beim Ob- und Nidwaldner Schwingerverband. Als Gründer der Kunstturnervereinigung Obwalden förderte er über ein Jahrzehnt die jungen Kunstturner und -turnerinnen. So entstand in der Dossenhalle Kerns auf seine Initiative hin auch die erste Schnitzelgrube der Zentralschweiz. Diese Anlage schaffte optimale Trainings- und Lernvoraussetzungen für Kunstturner und Skiakrobaten, so auch für den späteren Skiakrobatik-Olympiasieger Sonny Schönbächler.

Engagement fürs Sportcamp

Auch heute noch fasziniert das allgemeine Sportgeschehen den Altmeister Hans Ettlin. «Alles, was sich bewegt, bewegt auch heute noch meine Interessen, vor allem jedoch Sportarten in der freien Natur.» Wer glaubt, der rüstige Rentner ruhe nun auf seinen Lorbeeren aus, der irrt. So profitiert die öffentliche Hand weiterhin von Ettlins breiter Erfahrung. Als Mitglied der Verwaltungskommission des Sportcamps Melchtal ist er bemüht, diese Unternehmung auf den Pfad des Erfolges zu führen.

Ganz vorne in der Gunst von Hans Ettlin stehen seine beiden Grosskinder Mike und Tanja, die das erleben und lernen können, was vielen Jugendlichen vergönnt bleibt, nämlich «zämä mid em Grossbäbbu go Ross stälä!

Franz Hess