Der St. Niklaus-Einzug in Kägiswil lockte Tausende an die Umzugsroute. Die leuchtenden Infuln verbreiteten eine friedlich-vorweihnächtlich Stimmung.
Langsam füllen sich die Parkplätze und die ersten Zuschauer beanspruchen die besten Plätze an der Route des St.-Niklaus-Einzuges. Beim Besammlungsplatz an der Kreuzstrasse treffen die Trinkler, Infuln- und Fackel-Träger, Kinder sowie die Hilfskräfte des Kägiswiler St. Niklaus-Einzuges ein. Dort ist alles bestens vorbereitet, jeder weiss, was er tun muss und wo sein Platz beim Einzug ist. Für diese unaufgeregte, ja richtig vorweihnachtlich-friedliche Stimmung unter den gegen 1500 Mitwirkenden sorgen Präsident Hugo Zurmühle, seine Kollegen vom Vorstand und die übrigen Mitglieder des Kägiswiler St. Niklaus-Komitees.
400 bis 600 Arbeitsstunden
Einer der ersten auf dem Platz ist der 50-jährige Gärtner Res Christen. Zusammen mit drei, vier andern Kollegen gehört er der Arbeitsgruppe an, die für die Pflege der bestehenden Infuln verantwortlich ist. Mit Ausnahme der Schulferien trifft sich die Arbeitsgruppe jeden Mittwochabend in den Kellerräumen der Pfarrkirche. Nach jedem Auftritt werden die Infuln, Laternen und Kronen begutachtet und wenn notwendig repariert.
Auch für den Bau von neuen Infuln ist die Arbeitsgruppe zuständig. Je nach Grösse müssen von der Ideenskizze bis zum fertigen Werk zwischen 400 und 600 Arbeitsstunden aufgewendet werden. Damit wird klar, «dass wir nur etwa alle zwei Jahre eine neue Inful herstellen können», so Christen.
Über die Lebensdauer einer Inful entscheidet vielfach das Wetter. «Der Wind ist unser grösster Gegner, denn die Infuln und Kronen bieten ihm eine grosse Angriffsfläche», sagt der 62-jährige Hugo Zurmühle. Er ist nicht nur Präsident des 1954 gegründeten St. Niklaus-Komitees Kägiswil, sondern gehört ebenfalls der Arbeitsgruppe an. Wie sehr die Kägiswiler zu ihren Infuln Sorge tragen, beweist die Tatsache, dass die älteste 58 Jahre alt ist.
Res Christen ist ein begeistertes Komiteemitglied. «Ich liebe die Pflege des Brauchtums», sagt er. «und ich freue mich, den Besuchern unseres Einzuges mit prächtigen Infuln etwas besonders Schönes präsentieren zu dürfen.»
Feinarbeit als AusgleichEin grosser Freund des Brauchtums ist auch der 44-jährige Hans-Ruedi von Rotz. «Nach der eher groben Arbeit als Maurer ist für mich die Feinarbeit an den Infuln ein echter Ausgleich», sagt er. Die Lieblingsinful des Baufachmannes ist übrigens das Sujet mit der Heiligen Barbara. Res Christen schätzt besonders Balthasar, einer der Heiligen Drei Könige, und Hugo Zurmühle bevorzugt den Erzengel Gabriel.
Inzwischen ist es 19 Uhr geworden. Pünktlich setzt sich der lange Zug in Bewegung. Der St. Niklaus und sein Gefolge erfreuen auf dem drei Kilometer langen Weg bis zum Kägiswiler Schulhaus Tausende von begeisterten kleinen und grossen Zuschauern.
Robert Hess