Kerns
Das mystische Hochmoor hat einen neuen Holzsteg

Dank harmonischem Zusammenspiel von engagierten Menschen und Ämtern konnte am Gerzensee in Kerns ein neuer Holzsteg errichtet werden.

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Der neugebaute Hochmoorsteg am Gerzenseeli bei Kerns.

Der neugebaute Hochmoorsteg am Gerzenseeli bei Kerns.

Bild: Nicole Matschoss/PD

(sez/pd) Eingebettet zwischen Stanserhorn und Brünig, liegen der Kernwald und der Gerzensee in einem archaischen, fast unberührten Hochmoor. Weil die kantonalen Verantwortlichen beschlossen hatten, die Moorlandschaft beim Gerzensee zu renaturieren, entschied Förster Ruedi Egger in Kerns, gleichzeitig auch den Holzsteg zu ersetzen. So konnte der Wanderweg mit einem neuen Holzsteg in einer veränderten Linienführung aufgewertet und das Hochmoor besser geschützt werden. Gemeinsam engagiert für nachhaltige Brücken- und Stegprojekte im Schweizer Wandergebiet, haben die Mobiliar-Genossenschaft und der Verein Schweizer Wanderwege laut einer Mitteilung der Versicherungsgesellschaft einen Fonds gegründet, der nebst anderen Projekten nun auch den Holzsteg am Gerzensee finanziell unterstützte.

In Zusammenarbeit mit dem Kanton Obwalden und dem Forstbetrieb der Korporation Kerns konnte im Frühling still eingeweiht werden, was bei Minustemperaturen und Eisglätte im Januar gebaut wurde: ein rund 200 Meter langer Holzsteg aus einheimischem Holz. 16,5 Kubikmeter Rundholz aus Tanne, 7,8 Kubikmeter Lärchenholz und 50 Kilo Nägel auf 684 Trittplatten hat das vierköpfige Team verlegt.

Das Team, das für den Stegneubau verantwortlich zeichnet, nach getaner Arbeit, von links: Ruedi Egger, Toni Rossacher, Hubert Egger und Lernender Marco von Rotz.

Das Team, das für den Stegneubau verantwortlich zeichnet, nach getaner Arbeit, von links: Ruedi Egger, Toni Rossacher, Hubert Egger und Lernender Marco von Rotz.

Bild: Nicole Matschoss/PD

Verantwortlich für die Umsetzung und die Errichtung des Baus war Ruedi Egger zusammen mit seinem Team um Toni Rossacher, Hubert Egger und Marco von Rotz.

«Dank der guten Zusammenarbeit mehrerer Amtsstellen und uns ging der Bau in knapp zwei Wochen reibungslos vonstatten», sagt Ruedi Egger.

«Dank der guten Zusammenarbeit mehrerer Amtsstellen und uns ging der Bau in knapp zwei Wochen reibungslos vonstatten», sagt Ruedi Egger.

Bild: Nicole Matschoss/PD

Für die Region ein Gewinn: Ruedi Egger, Kenner des Waldes

Der 60-jährige Ruedi Egger, seit 35 Jahren in dieser Funktion tätig, kennt «seine» 2300 Hektaren Wald in- und auswendig. Fachkundig führt er während unseres Besuches durch den Kernwald, um den sich Mythen und Legenden ranken (siehe Box). Ein prähistorischer Bergsturz am Stanserhorn hat im Kernwald eine eindrückliche Landschaft aus Steingeröll und Gebirgsbrocken geschaffen, die sich – seit Hunderten von Jahren – in die Waldlandschaft integrieren. Die mit Moos bewachsenen Felsen sind wichtig in diesem artenreichen, ursprünglichen Lebensraum für unterschiedliche Pflanzen und Tiere.

Erfreulicherweise integriert sich auch der neue Holzsteg harmonisch in das Naturschutzgebiet – natürlich und organisch, als wäre es noch nie anders gewesen. Ist es aber. Der alte Steg, rund 30 Meter weiter rechts positioniert, war baufällig und morsch und zuletzt nicht mehr sicher begehbar. Da es sich bei einem Hochmoor um ein geschütztes Biotop handelt, musste der Neubau des Holzsteges im Winter durchgeführt werden.

Chärwaldräuber-Erlebnisparcours und die «Rangers»

Keine Angst: Räuber wird man hier heutzutage nicht antreffen. Aber die Legende, dass hier im Kernwald einst Räuberbanden ihr Unwesen trieben, hält sich bis heute. Ruedi Egger, Förster von Kerns, hat als Gemeinschaftsprojekt mit den «Chärwald-Rangers» (eine muntere Seniorentruppe, die sich um den Wald kümmert) einen Räuber-Erlebnisparcours für Gross und Klein konzipiert. An zwölf Posten lüftet der Chärwaldräuber hier seine Geheimnisse – mit spannenden Spielen und einer Schatzsuche. Vergangenen Samstag feierten die Chärwald-Rangers ihr alljährliches Zusammentreffen vor Ort. Weitere Infos: www.forstkerns.ch.

Der neue Holzsteg lädt zu interessanten Erkundungstouren im Hochmoor ein.

Der neue Holzsteg lädt zu interessanten Erkundungstouren im Hochmoor ein.

Bild: Nicole Matschoss/PD

Zuständig für Moore im Kanton Obwalden ist Heidi Budmiger vom Amt für Wald und Landschaft. Die meisten Naturschutzzonen in Obwalden seien Flach- oder Hochmoore, so Budmiger. Sie gälten als begehrte Amphibienlaichgebiete. Die Umweltingenieurin koordinierte das Erneuerungsprojekt am Gerzensee. «Es ist zwingend, dass man ein solches Bauvorhaben nur während der Vegetationsruhe, also im Winter, durchführt», erklärt sie. Man müsse sich den Boden eines Hochmoores wie einen Schwamm vorstellen. Bei Druck werde dem Boden Wasser entzogen, zudem werde die sensible Vegetation geschädigt. Da könne man nur bauen, wenn die Landschaft inklusive Fauna und Flora keinen Schaden nehme. Budmiger schwärmt speziell von der tollen Zusammenarbeit mit Förster Ruedi Egger und seinem Team in Kerns. Mitunter profitiert die Natur hier also nicht nur von einem umsichtigen, passionierten Forstdienst, sondern – wie das erfolgreiche Stegbauprojekt beweist – vor allem von einem guten Zusammenspiel der zuständigen Menschen in unterschiedlichsten Funktionen.