KERNS: Thai-Ente und Schweizer Kühe

Hans Röthlin und Sriporn Kongha bieten in ihrem Bauernhofbeizli Thai-Spezialitäten an. Ein Geheimtipp ist zur Attraktion geworden.

Romano Cuonz
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Hans Röthlin und Sriporn Kongha führen in Kerns ein Bauernbeizchen. (Bilder Romano Cuonz)

Hans Röthlin und Sriporn Kongha führen in Kerns ein Bauernbeizchen. (Bilder Romano Cuonz)

«Komm Hansi! Gäste!», ruft die 44-jährige Thailänderin Sriporn Kongha ihrem 52-jährigen Mann Hans Röthlin zu. Doch der wehrt ab: «Auch meine Kühe haben jetzt Hunger!» Ja, an Arbeit fehlt es dem Ehepaar Röthlin-Kongha auf dem Rütihof in Wisserlen ob Kerns wahrlich nicht.

Vor gut drei Jahren haben die beiden das Bauernhaus erweitert und unter dem Namen «Tschawna-Thai» ein ganz besonderes Bauernhofbeizli eingerichtet. «Tschawna heisst bei uns Bauer», sagt Sriporn voll Stolz. Und Hans ergänzt: «Sie ist eines von sechs Geschwistern einer thailändischen Reisbauernfamilie.» Dass aus dem ursprünglichen Geheimtipp binnen kurzem eine eigentliche Obwaldner Attraktion würde, hätten die beiden ursprünglich kaum zu träumen gewagt. Aber so ist es: Wer heute im Tschawna-Thai essen will, tut gut daran, seinen Tisch vorher zu reservieren.

Es begann wie in einem Märchen

Viele Jahre hatte Hans Röthlin seinen Hof mit 14 Kühen, einigen Rindern und ein paar Ziegen ganz alleine bewirtschaftet. «1999 fragte mich mein Bruder plötzlich, ob ich mit ihm nach Thailand fliegen wolle», schmunzelt der Bauer. «Da ging ich denn zum ersten Mal in meinem Leben in die Ferien.» Für Hans Röthlin war es eine Reise ins Glück. Auf einer Motorradtour in ein kleines Bauerndorf begegneten die Kernser Brüder Sriporn und ihren Schwestern. Die Frauen sangen, tanzten und boten den Touristen Thai-Spezialitäten an. «Es war Liebe auf den ersten Blick, als ich sie sah und ihre Speisen ass», gesteht Hans Röthlin heute. Die Bauerntochter hatte zwei Söhne, aber keinen Mann im Haus. Röthlin besorgte Sriporn ein Visum, und sie kam mitten im Winter für drei Monate nach Kerns. «Uuu, hier war es kalt, und ich hatte Heimweh», klagt die Frau und schaudert noch heute. Doch dann lacht sie. «Im Sommer hat Hansi mich wieder geholt, und wir heirateten in Kerns.»

Auch ihre beiden Söhne Don (21) und Jsaya (18) durften nachreisen. Vorerst half Sriporn ihrem Mann auf der Alp und im Stall. «Aber sie ist halt die beste Köchin, die ich kenne», seufzt Hans. Deshalb fiel es der Frau nicht schwer, in verschiedenen Thai-Restaurants in Obwalden Arbeit zu finden. «Ich koche Curry, grün und rot, oder Ente süss und sauer – gelernt bei meiner Mutter», erzählt Sriporn. «Weil sie so gut kochte und deshalb stets gefragt war, blieb ihr kaum je Zeit, richtig Deutsch zu lernen», bedauert ihr Mann.

Unternehmerisches Wagnis

Wie kam es zum Bauernbeizli? «14 Kühe reichen einem Bauern kaum mehr zum Leben; da muss er nebenher noch etwas machen», moniert Hans Röthlin. 2010 habe er sich gedacht: «Hans, mach doch etwas, das dir nicht jeder nachmacht.» Nachdem dann der Bund die Raumplanungsgesetzgebung für landwirtschaftliche Nebenerwerbstätigkeiten lockerte, wagten sie es. Voll Vertrauen in seine Frau, investierte Röthlin viel Geld in die Zukunft. Ein Wintergarten wurde gebaut, ein Restaurant mit 36 Plätzen eingerichtet. 30 weitere Plätze mit prächtiger Sicht auf die Obwaldner Bergwelt gibt es auf der Terrasse. Immer wieder reiste das Paar nach Thailand. Container um Container wurde gefüllt und nach Obwalden transportiert: Tische, Stühle, hübsche Figuren, typisch ländliche Gegenstände. Richtig gemütlich ist das Restaurant geworden.

In einer blitzsauberen kleinen Küche bereitet Sriporn für ihre Gäste die feinsten Spezialitäten aus ihrer Heimat zu. Die Auswahl ist erstaunlich gross. Als Vorspeise empfiehlt Sriporn heute: Tschawna – Thai-Platte mit Poulet im Pandamblatt, Crevetten, Frühlingsrolle vegetarisch und Tung Tong. Speziell! Als Hauptgang: grillierte Ente an roter Curry-Sauce mit frischer Ananas, Cherrytomaten, Lychees, Peperoni und Thai-Basilikum. Einfach ein Gedicht! Und erst der exotische Fruchtsalat. Wenn man sich von Sriporn in fremde kulinarische Welten entführen lässt, dabei die heimische Landschaftskulisse geniesst, versteht man eines sehr gut: Wie die Liebe ihres Obwaldner Bauern, den sie stets liebevoll «Hansi» ruft – gemäss uralter Spruchweisheit – wohl auch ein wenig durch den Magen gegangen sein muss.

Hinweis

Bauernhofbeizli Rüti, Ächerlistrasse 25, Kerns; Auch Take-Away, Catering, Apéro. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag ab 17 Uhr. Samstag und Sonntag ab 11 Uhr. Telefonische Reservation: 041 661 26 02. Mehr Informationen www.tschawna-thai.ch