Die «IG naturnaher Lungerersee» hat mit dem EWO eine Einigung erzielt. Der Stausee wird künftig weniger tief abgesenkt.
«Es ist an der Zeit, dass wir die Bewirtschaftung des Lungerersees durch das Elektrizitätswerk Obwalden (EWO) grundsätzlich hinterfragen», postulierte der frühere Regierungsrat und EWO-Verwaltungsratspräsident Hans-Heini Gasser im September 2014. In der Folge wurde in Lungern das neue Aktionskomitee «Naturnaher Lungerersee» gegründet. Geleitet wird dieses bis heute vom früheren Gemeindepräsidenten und Kantonsrat Andreas Gasser. Inzwischen gehören dem Komitee zahlreiche weitere namhafte Obwaldner Politiker und Persönlichkeiten an. Ihr gemeinsames Anliegen: Lungern soll wieder einen ganzjährig vollen See bekommen!
Um diesem Wunsch politisch mehr Gewicht zu verleihen, wurde eine Interessengemeinschaft (IG) gegründet. «Der Kampf für einen ganzjährig gefüllten See, anstelle einer unschönen Wüstenlandschaft, lohnt sich allein schon aus touristischen Gründen», ist der erfahrene Politiker Andreas Gasser überzeugt.
Enthusiastisch und mit Wahlspruch «Da mios doch Wasser drii», trat das Aktionskomitee 2014 in Verhandlungsrunden mit dem EWO. «Von einem ganzjährig vollen See profitieren könnten etwa Sportfischer und Bootsbesitzer, die der Gemeinde nicht unerhebliche Einnahmen bringen», argumentierte die IG damals. Ja, sie war sogar überzeugt, dass ein voller Verzicht auf den Staubetrieb finanziell durchaus vertretbar wäre. Die Gespräche mit dem EWO zogen sich dann aber über fünf Jahre dahin.
Nun aber konnte zur Bewirtschaftung des Lungerersees eine Kompromisslösung erzielt werden. Unter anderem wurde vereinbart, dass der Lungerersee ab dem Jahr 2020 normalerweise nicht mehr tiefer als auf eine Kote von 672.50 Meter über Meer abgesenkt werden soll. Gemäss Konzession des Kantons Obwalden würde die tiefste Absenkung zurzeit 648.74 Meter über Meer betragen, also immerhin 23.76 Meter weniger. Thomas Baumgartner, Vorsitzender der EWO-Geschäftsleitung, erläutert: «Dieses freiwillige Entgegenkommen wird eine theoretische finanzielle Einbusse von rund 150000 Franken pro Jahr mit sich bringen.» Deshalb sei denn die angestrebte Lösung auch noch mit einer Klausel verbunden. Diese laute: «In Ausnahmesituationen sind allfällige tiefere Absenkungen des Lungerersees nach wie vor möglich.» Baumgartner sagt dazu: «In den nächsten Jahren werden wir Erfahrungswerte sammeln, wie wir die finanziellen Einbussen, welche die neue Rahmenbedingung bringt, kompensieren können.» Sollte sich herausstellen, dass das EWO mit diesem Kompromiss wesentlich an Flexibilität verliert, müsste die Sachlage neu beurteilt werden.
Auf ein anderes wichtiges Anliegen der «IG naturnaher Lungerersee» wollte das EWO gar nicht erst eingehen. Dieses hätte nämlich gewünscht, dass die Sommerstaukote jeweils, statt zwischen dem 11. und 15. Juni, schon zehn Tage früher (1. Juni bis 5. Juni) erreicht werden muss. Dazu meint Baumgartner: «In der jüngeren Vergangenheit konnte dieses Anliegen jeweils selbst mit unserer bisherigen Bewirtschaftung in neun von vierzehn Jahren erfüllt werden.»
Trotz eines jahrelangen Ringens in zähen Verhandlungen mit dem EWO konnte die «IG naturnaher Lungerersee» ihre Ziele nur teilweise erreichen. Gefragt, ob man sich mit der nun erzielten Kompromisslösung zufrieden gebe, hält Präsident Andreas Gasser vorerst einmal fest: «Unser Verein hat den Staubetrieb nie grundsätzlich bekämpft». Indessen: Man hätte einen ganzjährig vollen Lungerersee mit einer Seespiegelschwankung bis zu drei Metern gewünscht und auch die vorgesehene Sommerkote hätte man gerne zehn Tage früher erreichen wollen. Gasser wörtlich: «Unser Anliegen wurde damit nicht ganz erfüllt. Trotzdem dürfen wir feststellen, dass wir mit der Bereitschaft des EWO, das Stauregime auf 15 Meter (Kote 672.50 Meter) zu beschränken, eine Verbesserung erreicht haben, die nicht unwesentlich ist.»
Trotzdem: Die IG werde auch nach dem erzielten Kompromiss vorderhand noch nicht aufgelöst.