LUNGERN: Ein neues Auge für die Lebensretter

Wie ist das Wetter am Brünig? Antwort gibt bald eine Webcam im Gebiet Bärschwendi. Sie liefert der Rega hochaufgelöste Bilder – auch nachts. Die Kamera ist ein Puzzleteil in der Revolutionierung der Rettungsfliegerei.

Matthias Piazza
Drucken
Ein Rega-Helikopter im Einsatz. (Bild: PD)

Ein Rega-Helikopter im Einsatz. (Bild: PD)

Matthias Piazza

matthias.piazza@obwaldnerzeitung.ch

Das Wetter macht den fliegenden Rettern manchmal einen Strich durch die Rechnung. Die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) kann gegen 600 Patienten jährlich nicht aus der Luft versorgen, weil Nebel oder Wolken die Sicht versperren. Eine wichtige Rolle nimmt dabei der Brünig als oft überflogener Pass ein. Liegt die Wolken- oder Nebeldecke zu tief, ist die wichtige Verbindung zwischen Meiringen mit der Basis Wilderswil und Luzern unterbrochen.

Abhilfe soll eine Webcam im Gebiet Bärschwendi in Lungern schaffen. Was wenig spektakulär tönt, bedeutet für die Rega eine kleine Revolution in ihrer Arbeit. Denn die Kamera, die sowohl die Sicht nach Meiringen als auch nach Lungern gewährleistet, bietet ihr rund um die Uhr wichtige Informationen über das Flugwetter. «Auf dem Bild sehen wir, ob die Bewölkung bis auf die Passhöhe drückt oder ob zwischen der Wolken- beziehungsweise Nebeluntergrenze eine genügend grosse Lücke für den Überflug vorhanden ist», erklärt Heinz Leib­undgut, Chefpilot der Rega.

Ganz allgemein gilt: Einerseits würden aktuelle Wetterinformationen den Piloten und Einsatzleitern der Rega bei der Einschätzung helfen, ob ein Einsatz bei fraglichen Bedingungen überhaupt möglich sei. Anderseits seien aktuelle Informationen Voraussetzung, damit Rega-Helikopter auch in Zukunft bei schlechter Sicht im sogenannten Instrumentenflugverfahren fliegen können. Denn für eine wetterunabhängige Flugrettung brauche es laufend aktualisierte und rund um die Uhr verfügbare Wetterdaten. Ohne diese Angaben dürfe ein Flug im Instrumentenflugverfahren nicht durchgeführt werden. «Dank des Kamerabildes können sich der Pilot und die Einsatzleitung wenn nötig ohne Zeitverlust für eine Alternativroute entscheiden, einen Helikopter einer anderen Rega-Basis aufbieten oder ein anderes Spital anfliegen», sagt Heinz Leibundgut. Umso dankbarer sei man darum Gemeinde und Kanton, dass man an diesem wichtigen Standort die Kamera aufbauen könne.

Rega rüstet schweizweit auf

Auch wenn die Kamera am Brünig einen wichtigen Geländeübergang im Blickfeld hat, so ist sie «bloss» ein Puzzleteil eines grossen Projekts. Schweizweit will die Rega bis Ende Jahr bis zu 60 Wetterstationen und Webcams installieren, erweitern oder umbauen – an wichtigen Geländeübergängen, aber auch auf Spitaldächern und Flugplätzen. Mit dem Sammeln der Wetterdaten soll aber nicht Schluss sein. So ist geplant, dass diese Daten direkt ins Cockpit des Helis geleitet werden. Rund 6 Millionen Franken investiert die Rega dafür. «Damit verbessern wir spürbar die medizinische Versorgung der Bevölkerung aus Luft», so Leibundgut.