Der Laden ist zu und ausgeräumt, das Haus verkauft, die ehemaligen Betreiber haben den Vertrag gekündigt. Die Melchsee-Frutt-Freunde und der neue Besitzer suchen nun nach Lösungen für den Fortbestand des einzigen Lebensmittelladens.
Am 15. Juni startet die Sommersaison auf Melchsee-Frutt – diesmal ohne Frutt-Lädeli. Im Laufe der Wintersaison haben die bisherigen Betreiber beschlossen, auf Ende Wintersaison/Anfang April den Ladenbetrieb und die Vermietung von Ferienwohnungen aufzugeben. Damit kann man auf der Frutt nirgends mehr Lebensmittel einkaufen.
Kurt Zumbrunn von der Interessengemeinschaft (IG) Melchsee-Frutt-Freunde nennt die aktuelle Situation einen unhaltbaren Zustand. «Tagestouristen und Zweitwohnungsbesitzer konnten sich hier über Jahrzehnte mit Lebensmitteln und Proviant eindecken. Das Angebot fehlt nun auf Melchsee-Frutt.» Für die IG steht fest, dass die Frutt einen Lebensmittelladen braucht.
An einer kürzlich anberaumten Sitzung wurde das weitere Vorgehen besprochen – mit dem Ziel, baldmöglichst wieder einen Lebensmittelverkauf zu ermöglichen. Zumbrunn ist sich bewusst, dass dies auf Saisonbeginn unrealistisch ist. «Wir sind nun mit Hochdruck, zusammen mit den Sportbahnen, daran, ein Kioskangebot als Übergangslösung aufzuziehen.»
Das Frutt-Lädeli wurde 1945 von Albert Reinhard, dem Vater des bisherigen Ladenbesitzers, als Verkaufsstübli für Touristen-Proviant eröffnet und später stetig ausgebaut. 1957 wurde der Laden an die neue Durchgangsstrasse nach Tannalp verlegt, mit 40 Quadratmetern Verkaufsfläche und drei Ferienwohnungen. 1965 wurde die Verkaufsfläche auf 100 Quadratmeter vergrössert und der Laden auf Selbstbedienung umgestellt, 1981 auf rund 330 Quadratmeter erweitert und die Winter-Sportservice-Station integriert. Die letzte Erweiterung fand 2000 statt – auf 500 Quadratmeter.
Inzwischen hat der bisherige und langjährige Besitzer der Liegenschaft Albert Reinhard die Liegenschaft verkauft. Sie bleibt aber gewissermassen in der Familie. Grosscousin Stephanino Isele hat das Haus gekauft. «Ich komme zwar nicht aus der Detailhandelsbranche, aber mir ist es ein Anliegen, dass die Frutt auch in Zukunft einen Lebensmittelladen hat», erklärt er. Zusammen mit der IG Melchsee-Frutt-Freunde sei er auf der Suche nach einem geeigneten Ladenbetreiber. Er wisse allerdings, dass das Führen eines Lebensmittelgeschäfts auf der Frutt kein Zuckerschlecken sei, wie er vom vormaligen Betreiber Samson Kiener gehört habe. Dieser führt mit seiner Frau die frühere Bäckerei Reinhard in Kerns (heute Spar). Isele sagt: «90 Prozent der Frutt-Gäste nehmen heutzutage ihre Lebensmittel selber mit und kaufen im Frutt-Lädeli nur noch im Notfall ein, etwa, wenn sie etwas vergessen haben.» Dies habe wohl auch mit den Preisen zu tun, die wegen des Transports (mit Seilbahn oder Lastwagen) spürbar höher seien als im Tal. Es liege nun auch an den Tourismusbetreibern, zu definieren, ob noch Bedarf für einen Laden bestehe. «Ich persönlich würde ein Fortbestehen eines Lebensmittelladens begrüssen, auch wenn dies auf Saisonbeginn vom 15. Juni nicht möglich ist.»
Ein ebenso grosses Anliegen ist dem 55-Jährigen, der nach eigenen Angaben von Kindsbeinen an auf der Frutt anzutreffen und seit 30 Jahren im Vorstand der Ski- und Snowboardschule ist, der Weiterbestand der Ferienwohnungen und Studios im Haus. «Im Sommer schätzen besonders die Fischer diese Unterkunftsmöglichkeit, während im Winter vor allem Familien mit Kindern das Angebot nutzen», weiss Isele. Darum soll neben dem Laden auch das ganze Haus mit zurzeit neun Ferienwohnungen und fünf Studios zum ersten Mal nach 1984 modernisiert und an die heutigen Ansprüche angepasst werden. Abklärungen mit den Handwerkern würden zurzeit laufen.
«Wir hätten gerne wieder ein Lädeli, wo man die wichtigsten Frischprodukte und Lebensmittel erwerben kann», sagt auch Ernst Aufdermauer, Präsident des Tourismusvereins. Er hofft auf eine zufriedenstellende Lösung spätestens zum Start der Wintersaison am 16. Dezember. Einen Laden wirtschaftlich zu betreiben, sei allerdings nicht einfach. «Es kann nur funktionieren, wenn möglichst viele das neue Projekt unterstützen und auch vermehrt wieder auf dem ‹Berg› einkaufen.»
Matthias Piazza
matthias.piazza@obwaldnerzeitung.ch