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Das «C» im Namen bereitet der Partei Probleme. Bei einer Podiumsdiskussion in Engelberg stellt sich die Frage: Muss der Buchstabe weg?
Seit Monaten schon beschäftigt sich die CVP mit einer Frage intensiv: Soll das «C» aus dem Namen verschwinden? Am Montagabend fand dazu eine Podiumsdiskussion in Engelberg statt. Sind die Meinungen schon gemacht? «Die Würfel sind noch nicht gefallen, der Name unserer Partei ist schliesslich ein basisdemokratischer Entscheid und die Meinungsbildungen in der Partei selber sind noch im Gang», erklärte der Obwaldner Kantonsrat Mike Bacher. Im Namen der CVP Engelberg und der Gymnasialverbindung Angelomontana amtete er als Gastgeber der lediglich für 50 Personen zugelassenen Podiumsdiskussion.
Die einleitenden Worte zum Podium kamen von Urs Altermatt. An der Universität Freiburg wirkte er früher als Rektor und 30 Jahre lang als Professor für Zeitgeschichte. Er befasst sich als Buchautor und Forscher mit dem Katholizismus und dessen Einfluss auf die Schweizer Politik. Sechs Thesen dienten dem 78-Jährigen dazu, die Geschichte der CVP der letzten 50 Jahre in Bezug auf den häufig wechselnden Parteinamen sowie die zahlreichen «verpassten Chancen» bei der Aussendarstellung aufzuzeigen. Altermatts Vision für die Zukunft der Partei läuft auf die Schaffung einer «Zentrumsunion» aller Mitteparteien (CVP, BDP, GLP, EVP) hinaus.
Die Ausführungen des Referenten nahm Gerhard Pfister sofort auf. «Er hat im Grunde genommen recht, muss jedoch seine visionäre Fusion im heutigen Zeitgeschehen beurteilen», meinte der Präsident der CVP Schweiz. Seit dem Verlust des zweiten Mandats im Bundesrat im Jahr 2003 sei seiner Partei vor allem die Rolle als «Scharnier» zugefallen. Darin sieht Pfister jedoch keine Zukunft. Er gab zu bedenken, dass die CVP in den letzten 40 Jahren an Parteienstärke nur noch verloren hat. Pfister betonte:
«Wir müssen wieder wachsen und uns öffnen, das ‹C› behindert uns dabei.»
«Eine Illusion», konterte Pirmin Meier. Der Historiker und Autor rief die alten Stärken der Partei in Erinnerung. Die CVP-Stimme im Bundesrat erkennt der ehemalige Gymnasiallehrer heute lediglich noch im allgemeinen politischen Trend. «Der konservative Flügel ist seit den 80er- und 90er-Jahren lendenarm!» Die Zukunft der Partei sieht er viel eher im Bewahren alter Grundsätze wie Programmatik und Tradition. «Wieder erkennbar sein» lautet Meiers Devise. «Ich finde es deshalb lächerlich, über ein oder zwei Bundesräte, über Parteifusionen und über das ‹C› zu diskutieren.»
Mit von der Partie war auch die Engelberger Gemeinderätin Cornelia Amstutz. Die Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin wirkt nebenbei an Forschungsarbeiten der Universität Luzern mit. Das «C» werde immer mit dem Katholizismus verbunden, meinte sie.
«Wir müssen vermehrt an unseren Inhalten schaffen, das ‹C› gibt dabei aber kaum den Ausschlag.»
Die Hausfrau und Mutter möchte mit zielgerichteten Themen auf die Jugend zugehen. Nicht Mitglieder, sondern Menschen müssten mit der Politik erreicht werden. «Wir müssen jedoch zuerst die Hindernisse aus dem Weg schaffen», betonte Pfister einmal mehr. Konkret: «Es gibt viele, die politische Inhalte unserer Partei gut finden.» Gleichzeitig bekomme er aber häufig zu hören: «Ich bin weder christlich noch religiös und kann deshalb nicht beitreten.»
«Herr Pfister will Macht darstellen, das verstehe ich, aber heute muss er Element sein», erklärte Pirmin Meier. Die Absicht, CVP-Elemente preiszugeben, um den geplanten Fusionsdeal mit der ebenfalls schwächelnden BDP zu ermöglichen, teilt er keineswegs. «Auch ein Konservativer muss die Zeichen der Zeit erkennen», entgegnete Pfister. «Die BDP passt historisch und soziologisch zu uns.»
Aus dem mehrheitlich konservativ denkenden Publikum kam nebst gegenteiligen Voten die Aufforderung, dem umstrittenen «C» neues Leben einzuhauchen. Zudem sei dieser Buchstabe als Alleinstellungsmerkmal der Partei zu nutzen. Pfister blieb unbeirrt: «Das ‹C› ist und bleibt in den Augen der Wähler ein Glaubensbekenntnis und keine politische Aussage.»