Neue Äbtissin für das Frauenkloster Sarnen

Rut-Maria Buschor ist neue Äbtissin des Frauenklosters Sarnen. Sie will mit ihren Mitschwestern den schwierigen Weg in die Zukunft finden. «Hier habe ich einen Sinn.»

Franziska Herger
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Alt-Äbtissin Pia Habermacher (rechts) gibt die Leitung des Benediktinerinnenklosters St.Andreas in Sarnen in die fähigen Hände der neuen Äbtissin Rut-Maria Buschor. (Bilder: Dominik Wunderli, Sarnen, 15. November 2019)

Alt-Äbtissin Pia Habermacher (rechts) gibt die Leitung des Benediktinerinnenklosters St.Andreas in Sarnen in die fähigen Hände der neuen Äbtissin Rut-Maria Buschor. (Bilder: Dominik Wunderli, Sarnen, 15. November 2019)

Das Kreuz trägt sie bereits um den Hals. Die anderen Insignien einer Äbtissin, einen Stab und einen Ring, erhält Schwester Rut-Maria Buschor am 10. Februar. Dann wird die neue Äbtissin des Benediktinerinnenklosters St.Andreas in Sarnen feierlich geweiht. Ihre neue Aufgabe hat sie jedoch schon diese Woche angetreten, nachdem die versammelte Klostergemeinschaft die St.Gallerin zur 27. Äbtissin des seit 1615 bestehenden Frauenklosters gewählt hat.

Mit ihren 48 Jahren ist Äbtissin Rut-Maria die zweitjüngste Benediktinerin im Kloster Sarnen. Nach dem Zusammenschluss mit den Gemeinschaften aus Wikon und dem Melchtal im Frühjahr leben dort 24 Nonnen. Die älteste ist 98 Jahre alt, das Durchschnittsalter liegt über 80. Das Kloster habe durchaus Züge eines Altersheims, sagt die neue Äbtissin. «Aber vor allem sind wir eine Glaubensgemeinschaft, die den Weg in die Zukunft sucht.»

Junge Frauen zu begeistern, ist ihre Hausaufgabe

Ein nicht immer klar ersichtlicher Weg. «Tatsache ist, dass unsere Gemeinschaften immer kleiner werden, und manche vollenden ihren Lebenszyklus», sagt Äbtissin Rut-Maria. «Ich glaube aber, dass unsere Lebensform Zukunft hat, auch wenn ich nicht sagen kann, in welcher Form und an welchem Standort.» Die Sehnsucht nach Stille, nach einem tieferen Sinn, werde in unserer schnelllebigen Welt immer grösser.

Die Sinnfrage stellte sich Rut-Maria Buschor als junge Frau nach einer kaufmännischen Lehre selber – und fand Antworten bei den Benediktinerinnen.

Die neue Äbtissin Rut-Maria Buschor.

Die neue Äbtissin Rut-Maria Buschor.

«Zuerst wehrte ich mich gegen das Leben im Kloster, schliesslich bedeutet es auch Verzicht, etwa auf Kinder. Aber ich entscheide mich immer wieder neu dafür. Hier bin ich angekommen, hier habe ich einen Sinn.»

Sie studierte Kirchenmusik in Luzern sowie Theologie in Einsiedeln und Fribourg. 1992 trat Schwester Rut-Maria in die Abtei St.Andreas ein, deren Leitung sie nun, 27 Jahre später, übernimmt. Sie sehe es als ihre Hausaufgabe, Möglichkeiten zu finden, wie junge Frauen vom Klosterleben begeistert werden könnten, meint sie nachdenklich. «Wir müssen im Gespräch bleiben und versuchen, Freiwillige nach Kurzaufenthalten im Kloster enger an uns zu binden.» Die Nachfrage nach «Kloster auf Zeit»-Angeboten bestehe. «Aber grundsätzlich ist eine lebenslange Bindung wünschenswert, damit auch neue Verantwortungsträgerinnen nachkommen.»

Besonders wichtig ist der neuen Äbtissin, dass das Kloster ein Ort der Wallfahrt zum Sarner Jesuskind bleibt. Einen Teil zur Bekanntheit der verehrten Jesus-Statue soll nächstes Jahr ihr «Kurztrip» ins Kloster Engelberg zur Feier des 900-Jahr-Jubiläums beitragen. «Das ist auch ein Jubiläum für uns, schliesslich war Engelberg bis zum Umzug der Schwestern nach Sarnen 500 Jahre lang ein Doppelkloster», meint Äbtissin Rut-Maria.

Das jetzige Frauenkloster soll sich noch mehr verändern. Im «Benediktinischen Zentrum» ist ein Ort der Begegnung mit Klosterladen und -café angedacht. Konkrete Pläne bestünden aber noch nicht, sagt die Äbtissin. «Wir haben erst gerade die Sanierung des Klosters hinter uns. Zwei Jahre Baulärm waren für unsere älteren Mitschwestern eine Belastung.» Auch mit dem Zusammenschluss der drei Schwesterngemeinschaften täte sich die eine oder andere noch schwer. «Das ist nachvollziehbar, manche von ihnen haben 50 Jahre in einem anderen Kloster gelebt», sagt Rut-Maria Buschor. Grundsätzlich sei die Stimmung aber positiv, die neuen Mitschwestern hätten sich gut eingelebt. «Ich staune, wie gut es funktioniert.»

Die Alt-Äbtissin blickt auf 18 bewegte Jahre zurück

Nach all den Umbrüchen wolle sie nun aber nicht alles über den Haufen werfen, sondern zunächst beobachten, meint die neue Äbtissin. «Vieles hat sich ja bewährt. Ich habe grossen Respekt vor meiner Aufgabe, und mir ist wichtig, dass das Klosterleben ein Miteinander bleibt.»

Sie gebe die Klosterleitung in fähige Hände, sagt Alt-Äbtissin Pia Habermacher, die das Amt, wie das Kirchenrecht vorsieht, im 75. Altersjahr abgibt. Sie schaut auf 18 bewegte Jahre als Äbtissin zurück. Das Hochwasser von 2005, als das Kloster samt Kulturgüterraum überflutet wurde und Schäden von 15 Millionen Franken entstanden, ist ihr in trauriger Erinnerung geblieben. «Umso schöner war die enorme Hilfe von aussen, wir wurden nicht im Stich gelassen.» Der Schritt zum benediktinischen Zentrum sei dagegen ein Höhepunkt gewesen. «Ich bin glücklich, dass es so gut gekommen ist, und dass ich der neuen Äbtissin nun ein frisch renoviertes Kloster übergeben kann.»