OBWALDEN: Brünigtunnel sicher für 30 Jahre vom Tisch

Am Brünig wird es keinen Basis- oder Scheiteltunnel geben. Die Kosten sind gemäss einer Studie in keinem Fall volkswirtschaftlich vertretbar. Nun sollen 20 Millionen Franken in kleinere Massnahmen investiert werden. Den Baudirektor freuts.

Markus von Rotz
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In dieser Gegend in der Nähe des Chälrütiranks ob Lungern hätte der Brünig-Scheiteltunnel in etwa begonnen. (Bild: Markus von Rotz/OZ)

In dieser Gegend in der Nähe des Chälrütiranks ob Lungern hätte der Brünig-Scheiteltunnel in etwa begonnen. (Bild: Markus von Rotz/OZ)

Markus von Rotz

markus.vonrotz@obwaldnerzeitung.ch

Es war nach dem grossen Erdrutsch im September 1986: Der Bundesrat nahm die Brünigstrasse zwischen Ewil/Sachseln und Brienzwiler als A 8 ins Nationalstrassennetz auf. Seither war ein Tunnel am Brünig immer wieder ein kontroverses Thema: Mehr Verkehrssicherheit versus mehr Verkehr. Nun schafft das Bundesamt für Strassen (Astra) Klarheit. Gemäss einer Zweckmässigkeitsbeurteilung zahle sich ein Tunnel «vorderhand» nicht aus, sprich sicher etwa für die nächsten 30 Jahre, präzisiert Astra-Mediensprecher Thomas Rohrbach.

Das Fazit nach der Untersuchung von insgesamt fünf Varianten (siehe Kasten) ist eindeutig: «Gemäss der erweiterten Kosten-Nutzen-Analyse ist keine Variante volkswirtschaftlich zweckmässig.» Die hohen Kosten von gegen einer halben Milliarde Franken (plus/mimus 30 Prozent) liessen sich angesichts des «moderaten Verkehrsaufkommens» nicht begründen, schreibt das Astra. Über den Brünig fahren im Jahresdurchschnitt pro Tag 7155 Autos (Stand 2015), an Wochenenden sind es über 8000. Zum Vergleich: In Alpnachstad wurden im gleichen Jahr 26 200 Autos gezählt. Ganz unwichtig sei der Brünig als Pass nicht, relativiert Thomas Rohrbach, liege doch der Tagesschnitt beispielsweise auf dem San Bernardino, der oft als Ausweichroute für den Gotthard dienen muss, nur bei 7100 Fahrzeugen.

Das Astra verneint neben der Wirtschaftlichkeit auch zusätzliche regionalwirtschaftliche Wertschöpfung. Neue Verkehrsinfrastruktur könne «intaktes Potenzial stärken», aber kein neues schaffen. Zusätzliche Touristen oder Arbeitnehmer müssten aus dem Ausland kommen, sonst würde nur die Wertschöpfung einer Region in eine andere verschoben. Für alle drei Tunnels wurde ein Tages-Mehrverkehr von 1000 Fahrzeugen errechnet.

Der Bund entschied sich nun, die A 8 am Brünig punktuell zu verbessern. Das erhöhe vor allem die Verkehrssicherheit. So sollen die lokalen Unfallstellen (Kreuzung Gnoll bei Verzweigung Meiringen/Brienzwiler, Brünigpass und der Chälrütirank beim Aussichtspunkt ob Lungern) entschärft werden, auch wenn die Zahl der Unfälle am Brünig «nicht auffällig» sei. Für Verbesserungsmassnahmen will man in den nächsten Jahren rund 20 Millionen Franken investieren. Einen genauen Zeitplan gibt es laut Thomas Rohrbach noch nicht. Obwaldens Baudirektor Paul Federer sagt, die Arbeiten würden wohl im Rahmen des normalen Unterhalts ausgeführt. Geplant sind auch Verbesserungsmassnahmen für Velofahrer. Es sei denkbar, dass da und dort ein Veloweg auf einem separaten Trassee gebaut werde, sagt Rohrbach. Es gebe aber keine Pläne für einen durchgehenden Velostreifen.

Der Entscheid aus Bern freut Baudirektor Paul Federer. «Wir haben zusammen mit dem Kanton Bern seinerzeit diese Abklärungen verlangt, damit wir Klarheit erhalten. Was wir uns erhofft haben, ist nun eingetroffen», sagte er auf Anfrage. Es gebe auch keine Anzeichen, dass die Berner dies heute anders sehen würden als die Obwaldner. Die vom Bund jetzt geplanten Massnahmen am Brünig seien «richtig und sinnvoll».

Bild: Grafik: OZ

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