Obwalden
Mit neuem Präsidenten gehen die Reformierten in die Zukunft

Nicht nur bei der EM ging es am Montag hoch her. Die Kirchgemeindeversammlung der Evangelisch-Reformierten gestaltete sich äusserst lebendig.

Marion Wannemacher
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Diese Versammlung der evangelisch-reformierten Kirche hatte es in sich. Wahlen, ein Nachtragskredit und ein abgelehnter Antrag standen auf der Tagesordnung. Nach 16 Jahren war die Amtszeit der Präsidentin Irene Ñanculaf abgelaufen. Zusammen mit ihr schied auch Vizepräsidentin Veronika Giezendanner nach 14 Jahren im Ressort Finanzen aus. Beide wurden mit herzlichen Worten verdankt. An ihrer Stelle wählte die Kirchgemeindeversammlung Hansueli Kessler als Präsidenten und Jürg Rothenbühler zu seinem Stellvertreter.

Von links: der neue Präsident Hansueli Kessler, bisherige Vizepräsidentin Veronika Giezendanner, bisherige Präsidentin Irene Ñanculaf, neuer Vize-Präsident Jürg Rothenbühler.

Von links: der neue Präsident Hansueli Kessler, bisherige Vizepräsidentin Veronika Giezendanner, bisherige Präsidentin Irene Ñanculaf, neuer Vize-Präsident Jürg Rothenbühler.

Bild: Marion Wannemacher (Sarnen, 29. Juni 2021)

Eins wurde bei der Verabschiedung der scheidenden Präsidenten deutlich: «Wir sind ein super Team im Kirchenrat, wir ziehen alle in die gleiche Richtung.» Das war nicht nur aus dem Mund des neuen Präsidenten zu hören, alle anderen betonten unisono die äusserst gute Zusammenarbeit. «Wir sind eine lebendige Kirche», betonte Kessler auf die Frage nach seinen Zielen. In Bezug auf das geplante Begegnungszentrum sagte der gebürtige Alpnacher: «Wir wissen, welchen Weg wir gehen wollen. Es steht viel viel Geld zur Verfügung und es sind viele Ideen vorhanden. Und es ist mit einer grossen Verantwortung verbunden.»

Fritz Hostettmann, neuer Finanzchef und Doris Ming, neue Kirchgemeinderätin für das Ressort Personal.

Fritz Hostettmann, neuer Finanzchef und Doris Ming, neue Kirchgemeinderätin für das Ressort Personal.

Bild: Marion Wannemacher (Sarnen, 29. Juni 2021)

Kessler ist seit acht Jahren im Kirchenrat und betreute bislang das Ressort Personal. Für ihn wurde Doris Ming gewählt, die vor ihrer Pensionierung zehn Jahre in Giswil als Sozialvorsteherin und acht Jahre als stellvertretende Gemeindepräsidentin tätig war. Für Veronika Giezendanner, die bisher im Gemeinderat für die Finanzen zuständig war, rutscht Fritz Hostetmann nach, der als Finanzverwalter in der Gemeinde Alpnach arbeitet. Irene Ñanculaf bezeichnete ihn als «optimalen Nachfolger von Veronika Giezendanner».

Beeindruckend ist, wie sich die Kirchgemeinde innerhalb der letzten Jahre schon allein finanziell entwickelt hat. Veronika Giezendanner hatte sich die Mühe gemacht, die aktuellen Zahlen jenen ihrer ersten Kirchgemeindeversammlung gegenüberzustellen: «2008 präsentierte ich für das Geschäftsjahr 2007 eine Bilanzsumme von 2,15 Millionen Franken. Heute, 14 Jahresrechnungen später, beträgt die Bilanzsumme 13,82 Millionen Franken.» Deutlich fällt der Unterschied auch bei den Steuereinnahmen aus: 2007 betrugen diese 712'000 Franken. 2020 waren es 1,92 Millionen Franken. Die aktuelle Jahresrechnung vom vergangenen Jahr schliesst bei einem Ertrag von 2,3 Millionen mit einem Plus von 26'970 Franken.

Appell zur Verantwortung gegenüber passiven Mitgliedern

Die scheidende Vizepräsidentin appellierte an die Verantwortung gegenüber der Mehrheit der steuerzahlenden Mitglieder. Diese seien nicht aktiv in der Kirche, erinnerte sie. Pfarrer Michael Candrian betonte in der Begrüssung, dass die Entscheidungen weder von einer Kirchenleitung noch einem Papst oder Priester getroffen würden, «sondern von der Kirchgemeinde-Versammlung in Verantwortung gegenüber dem Auftrag von Jesus Christus».

Zum Status des Projekts Begegnungszentrum informierte der verantwortliche Leiter Jürg Rothenbühler. Er berichtete, dass seit der letzten Kirchgemeinde-Versammlung ein Preisgericht bestehend aus Architekten und der Kirchgemeinderätin und Landschaftsarchitektin Ursula Vogel, Sozialdiakon Ruedi Schmid, dem Heilpädagogen Peter Wechsler aus Kerns und Rothenbühler selber, der Architekt ist, zusammengestellt wurde. Als Experten ohne Stimmrecht fungieren Pfarrer Candrian, der Ingenieur Peter Geissdörfer und Ivo Näpflin, der Leiter Planung der Gemeinde Sarnen. Bislang haben sich 38 Architektenteams für den Wettbewerb angemeldet. Die Jurierung erfolgt im November dieses Jahres.

Nachtragskredit über 85'000 Franken genehmigt

Die Gemeinde genehmigte einstimmig einen Nachtragskredit über 85'000 Franken für das Projekt. Diesen begründete Rothenbühler unter anderem mit Verzögerungen, die sich durch die Pandemie ergeben hatten, mit der Bearbeitung von Varianten und der Entscheidung für einen offenen Projektwettbewerb anstelle eines zweistufigen Verfahrens. Einzelne Gemeindemitglieder bemängelten, dass der Nachtragskredit erst an der Versammlung vorgestellt worden sei, sie fühlten sich deshalb überrumpelt.

Als chancenlos erwies sich der Antrag von Bruno Wermelinger und Peter Zwicky. Sie hatten sich für eine Sondernummer des «Chiläbriefs» ausschliesslich zum Begegnungszentrum engagiert. Diese sollte als Diskussionsforum dienen. Die Kirchgemeinde folgte der Empfehlung des Kirchenrats, der zwar das Anliegen hinter dem Antrag unterstützte, nicht aber die Form des Printmediums und den Zeitpunkt während des Architektur-Wettbewerbs. In der Vergangenheit hatte die Kirchgemeinde einen Mitgestaltungsabend organisiert sowie regelmässig auf ihrer Webseite, im «Chiläbrief», einem Feedback-Briefkasten und in den Versammlungen informiert. Ein monatlicher, offener Austauschabend sei bereits in Planung, sagte Michael Candrian.