Obwalden
Tüftelpark will für Technik begeistern

Im Tüftelcamp in Sarnen bauten Jugendliche während der Herbstferien ein autonom fahrendes Auto. Zudem erhielten sie Einblicke in die Berufe Polymechaniker, Konstrukteur, Elektroniker und Automatiker.

Daniel Schwab, Apimedia
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Eigentlich hatten sie Herbstferien. Zu Hause rumsitzen war für die 20 Jugendlichen, die vergangene Woche das Tüftelcamp im Alten Gymnasium in Sarnen besuchten, aber keine Option. Viel lieber wollten sie zusammen mit anderen Technikinteressierten ein autonom fahrendes Auto bauen. In Gruppen bogen sie Metall, erstellten elektronische Komponenten, fertigten Einzelteile mit dem 3-D-Drucker und programmierten die Bewegungen des Fahrzeugs. Im Wochenprogramm enthalten waren auch zwei Firmenbesichtigungen.

Teamwork im Tüftelcamp (von links): Ibrahim Amin, Noah Grieder und Linus Reinhard.

Teamwork im Tüftelcamp (von links): Ibrahim Amin, Noah Grieder und Linus Reinhard.

Bild: Apimedia/PD

Bei den Sponsoren des Tüftelcamps, der Leister Technologies AG in Kägiswil und der Maxon Motor AG in Sachseln, lernten die Jugendlichen die Lehrberufe Polymechaniker, Konstrukteur, Elektroniker und Automatiker kennen und sahen, wie Lernende draussen in der Praxis arbeiten. Linus Reinhard (12), Gymnasiast aus Kerns, war bereits vor einem Jahr mit dabei. Er liebt es, sich mit kniffligen technischen Dingen auseinanderzusetzen und dabei neue Maschinen und Materialien kennen zu lernen. Für ein solches Projekt nehme er sich gerne Zeit. «Ich konnte ja in der ersten Ferienwoche mit der Familie etwas unternehmen», sagt er.

Ibrahim Amin, Sekschüler aus Emmen, packte das Technikfieber bei einem Tag der offenen Tür an der Hochschule Luzern – Informatik. «Ich wollte unbedingt wissen, wie der ausgestellte Greifarmroboter funktioniert», erzählt der 12-Jährige. Das Spannendste an dieser Woche fand er, selber ein Fahrzeug zu planen und zu bauen. «Wenn es dann noch fährt, ist das schon ziemlich cool», sagt Ibrahim stolz. Das taten sie denn auch, wie sich im abschliessenden Rennen vom Freitag herausstellte. Mehr noch: Die Gefährte erkannten Hindernisse und wichen ihnen geschickt aus.

Fachkräftemangel längerfristig entgegenwirken

Das Tüftelcamp ist ein Projekt des «Tüftelparks Pilatus». Dieser wurde 2017 ins Leben gerufen, um bei Kindern und Jugendlichen das Interesse an der Technik zu wecken und längerfristig dem Fachkräftemangel in den technischen Berufen entgegenzuwirken. «Die Idee war es, dass Kinder ab 9 Jahren am Mittwochnachmittag und Samstagvormittag zu uns kommen können, um – unterstützt durch Coaches – an einem beliebigen Projekt zu arbeiten», sagt Samuel Friedrich, Geschäftsführer Tüftelpark Pilatus. «Wir merkten aber schnell, dass das nicht ausreicht.» So begann man neben dem offenen Tüfteln auch Vertiefungskurse zu spezifischen Themen wie CAD und Prototypenbau, 3-D-Druck, Löten oder Upcycling anzubieten. Zusätzlich haben Obwaldner Schulklassen im Tüftelpark die Möglichkeit, in die Welt der Technik einzutauchen und Inputs zu den Mint-Fächern abzuholen – quasi als Ergänzung zum Lehrplan 21.

Auch für Mädchen offen

Die Angebote des Tüftelparks Pilatus stossen auf grosses Echo. So waren auch die 20 Plätze für das diesjährige Tüftelcamp im Nu ausgebucht. «Wir mussten sogar einige Interessierte auf nächstes Jahr vertrösten», sagt Samuel Friedrich. Gute Aussichten für die Mint-Berufe. Schade nur, dass das Camp diesmal ausschliesslich von Jungs besucht wurde. Eigentlich verwunderlich angesichts der Tatsache, dass im Tüftelpark sonst 25 Prozent der Besucher Mädchen sind. «Manchmal braucht es einfach ein bis zwei starke Mädchen, die vorangehen und damit andere mitziehen», so Friedrich.

Das umfassende Angebot findet man unter www.tueftelpark-pilatus.ch.