Peter Omachen leitete als höchster Denkmalpfleger der Schweiz die nationale Konferenz in Engelberg. Er macht sich Sorgen um den Bauboom im Kanton.
Von der Konferenz Schweizer Denkmalpfleger (KSD) in Engelberg zum Interview und dann weiter zur Turbine Giswil an die Podiumsdiskussion über den Künstler Kurt Sigrist. Peter Omachens Tag ist ausgefüllt. Er beschwert sich nicht: «Ich habe das gern, wenn etwas los ist.» Zum ersten Mal hat Omachen die zweitägige Jahresversammlung KSD, den Zusammenschluss aller 33 kantonalen und städtischen Denkmalpfleger geleitet. Der kantonale Denkmalpfleger Obwaldens ist jetzt höchster Denkmalpfleger, eine Aufgabe, die ihn freut: «Es ist eine Auszeichnung, wenn man sich einbringen darf und einem das zugetraut wird», sagt er gerade und offen. «Gerade für einen Denkmalpfleger aus einem kleinen Kanton ist das Schaffen auf nationaler Ebene im Netzwerk sehr wichtig.» Aufgaben der KSD: den fachlichen Austausch zu pflegen, einen Konsens bei wichtigen politischen Themen zu bilden und nach aussen zu vertreten. Omachen macht nicht einfach seinen Job, der Beruf ist ihm persönliches Anliegen. Für Denkmalpflege hat er eine klare Definition: «Baukultur ist ein wichtiger Bestandteil von unserem Leben. Jeder Mensch braucht Wurzeln, seine Vergangenheit, dass er weiss, wo er herkommt. Man muss das Original behalten, als Zeugnis früheren Lebens und Schaffens, das man immer wieder neu befragen kann. Wir müssen dieses Erbe, das wir angetreten haben, treuhänderisch verwalten und an die nachfolgenden Generationen weitergeben.» Insofern sei Denkmalpflege ein Umgang mit Ressourcen, eine Frage der Nachhaltigkeit, so der 49-Jährige.
2,4 Prozent vom Baubestand in Obwalden stehen unter Denkmalschutz, der Schweizer Durchschnitt liegt etwas höher. Alle 15 Jahre werden im Kanton die Schutzpläne in den Gemeinden überarbeitet. Rund 20 Restaurierungen pro Jahr begleitet Omachen im Kanton, macht 250 seit Amtsantritt. «Jede für sich ist spannend», schwärmt er und setzt bescheiden hinzu: «Es ist Teamarbeit.» Wichtig für seinen Beruf: Die Menschen vertrauen ihm, er braucht und hat ein gutes Image, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Was gehört zu seinen Erfolgen? «Das Rathaus ist besonders schön», kommt die Antwort, ohne zu zögern. Es ist der Ort seiner Wahl für ein Foto von ihm. Und was zu den Niederlagen? Das Gebiet Hofmatt in Sarnen zwischen der Pfarrkirche und der Sarneraa, das in den nächsten Jahren überbaut wird. «Es ist schade um den historischen Siedlungsabstand zwischen dem Dorf Sarnen und Kirchhofen. Ich bedaure das.»
Für Obwalden hält er fest: «Ich mache mir Sorgen um die Geschwindigkeit der Veränderung.» Über Jahrhunderte habe sich der Kanton langsam und massvoll entwickelt. «Jetzt entstehen in Kürze riesige Mengen von Häusern. Das ist eine massive, schnelle Veränderung, die aus dem Blick gerät.»
Häufiges Problem in kleineren Gemeinden sei die geringere Fachkompetenz in den zuständigen Behörden. Meist sei man über die potente Bautätigkeit von Investoren derart froh, dass diese oft unkritisch hingenommen würden. «Grundsätzlich aber sind die Obwaldner stolz auf ihre Kulturlandschaft», so Omachen. Weil der Kanton so klein sei, könne man das direkte Gespräch suchen. «Das ist ein Vorteil gegenüber einer grossen und anonymen Verwaltung.»
Aktuell geht es in der Denkmalpflege um das verdichtete Bauen in historischen Ortskernen und um die Energiestrategie 2050. Das war auch Thema an der KSD in Engelberg. Bis dahin müsse laut Bundesrat die Hälfte der Dächer in der Schweiz mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet sein. «Wir finden, das muss nicht genau bei den 5 Prozent sein, die in der Schweiz bedeutende Kulturobjekte sind. Wir können diese Ziele auch erreichen, ohne Kulturgüter zu zerstören – mit Augenmass.»