SACHSELN: «Bisch dui immer nu debiä?»

Barbara Spichtig ist Mitgründerin der Stollä-Gusler und damit seit 27 Jahren mit «ihrer» Guuggenmusig unterwegs.

Christoph Riebli
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Der Name ist Programm: Die Stollä-Gusler vor der Tunnelbohrmaschine anlässlich des Durchstichs im Sachsler Tunnel im Herbst 1994. (Bild: PD)

Der Name ist Programm: Die Stollä-Gusler vor der Tunnelbohrmaschine anlässlich des Durchstichs im Sachsler Tunnel im Herbst 1994. (Bild: PD)

Im zarten Alter von gerade mal 11 Jahren hat Barbara Spichtig bereits eine Guuggenmusig mitgegründet: die Stollä-Gusler. Das war 1990, als der Umfahrungstunnel in Sachseln im Bau war. Doch auch heute mit 38 Jahren mischt die zweifache Mutter noch immer munter mit: «Vielleicht ist man manchmal gemässigter unterwegs und geht mal etwas früher nach Hause. Aber ich bin überall mit dabei, wie meine Gspäneli auch», betont die Posaunistin, die bei der Musik Eintracht auch als Klarinettistin mitwirkt. Ihr hat es nämlich vor allem das Vereinsleben angetan, «das Gemeinsam-etwas-Erschaffen», von der Probe bis zum Auftritt oder zum Umzug. «Ich bin in Sachseln aufgewachsen. So freue ich mich vor allem darauf, Freunde und Bekannte zu treffen, fünf Tage den Alltag ruhen zu lassen.» Ihr Sinnbild dafür ist der Proberaum der Stollä-Gusler: «Sonst stehen die Sofas schön in der Ecke. Während der Fasnacht herrscht ein gewähltes Chaos, das am Schluss aussieht, als hätten 20 Bomben eingeschlagen. Doch man fühlt sich wohl und hat es lustig, es wird zum Wohnzimmer.»

Mehr als fünf Tage Ausgelassenheit

Einer Guuggenmusig anzugehören, dahinter stecke weit mehr als fünf Tage Ausgelassenheit: «Wir sind eine gute Truppe und treffen uns auch unter dem Jahr.» Als Guuggenkassier und OK-Mitglied des Mattli-Balls verbringt Barbara Spichtig zudem einige Abende zwischen ihrem Berufsleben als Elektrozeichnerin und ihrer Mutterrolle an Sitzungen: «Klar, habe ich nicht immer gleich viel Lust darauf. Es ist aber auch eine Willensfrage.» Allgemein stellt sie zur Vereinsmentalität im Dorf fest: «Man ist nicht mehr so einfach bereit mitzuarbeiten, sondern möchte lieber nur konsumieren.» Am wenigsten Lust hat sie deshalb auf Stimmen, die sie an der Fasnacht ungläubig fragen: «Was, bisch dui immer nu debiä?» Besonders seit sie vor zwei Jahren erstmals Mutter geworden ist.

Gewissermassen ein Vorbild ist ihr in dieser Hinsicht ihr 61-jähriger Cousin, der ebenfalls noch munter mitmischt, wie sie erzählt. Auch ihr Bruder, der eigentliche Namensgeber für die Stollä-Gusler, ist ein Fasnächtler, spielt heute aber in einer Kernser Guuggenmusig mit. Von zu Hause eingeimpft hat Barbara Spichtig das Fasnachtsvirus aber nicht erhalten. Vielmehr steckte sie sich während ihrer Schulzeit selbst damit an. «Es hat sich einfach so ergeben an einer Kinderfasnacht. Und solange es Spass macht, bleibe ich dabei.» Mittlerweile sind es 27 Jahre.

Ein aktives Miteinander wünscht sich Barbara Spichtig dereinst auch für ihre Kinder: «Es muss nicht zwingend oder nur die Fasnacht sein. Vereine sind allgemein etwas Gutes. Ich hoffe, dass meine Kinder das auch entdecken.» Und zu ihrer Mutterrolle: «Freiräume sind wichtig. Ich empfehle es jeder Mutter.» Gute Planung und Unterstützung aus dem Umfeld seien dafür aber unabdingbar: «Mich unterstützen die Grosseltern, und ich habe einen guten Partner sowie wirklich pflegeleichte Kinder. Das ist alles nicht selbstverständlich.» Ihr Partner sei zudem weniger ein Fasnächtler und finde es gut, wenn sie ihren Ausgleich während der Fasnachtszeit finde. «Zudem ist es ja nicht so, dass ich meine Kinder jetzt fünf Tage nicht mehr sehe. Sie sind auch involviert, das freut mich umso mehr.»

Christoph Riebli

christoph.riebli@obwaldnerzeitung.ch