Von den rund 560 an «Oldtimer in Obwalden» präsentierten Autos und andern Fahrzeugen besitzt der Altdorfer Sepp Furger bestimmt eines der schönsten. Er ist mit einem Jaguar XK 120 dabei.
Robert Hess
Immer wieder spazierten Besucher des Oldtimer in Obwalden OiO vor dem Sarner Handelshof am dort abgestellten eisblauen Wagen mit den vielen Rundungen nicht nur vorbei, sondern betrachteten den wunderschönen Oldtimer mit dem Autokennzeichen UR 2146 mit bewundernden Blicken. Wer besonders interessiert war und den stolzen Besitzer des Jaguar XK 120 FHC (Fixed Head Coupé) ortete, der erhielt vom 54-jährigen Altdorfer Sepp Furger alle gewünschten Auskünfte. Einzig Fragen über einen möglichen Verkauf des Zweisitzers waren rasch vom Tisch. «Der Wagen ist unverkäuflich», lautete der klare Bescheid des Urners.
Der Typ Jaguar XK 120 ist erstmals im Oktober 1948 an der London Motor Show präsentiert worden. «Eigentlich wollte Jaguar damals lediglich einen neuen Sechszylinder-Reihenmotor präsentieren», erzählt Sepp Furger, «doch dann entschied man sich kurzfristig, den neuen Motor in einen schnittigen Sportwagen einzukleiden. Das Auto stiess auf unerwartet grosses Interesse, und so baute Jaguar ab 1951 das Modell XK 120 FHC als Coupé mit fixem rundem Dach, «etwas vom Schönsten am Auto», schwärmt Furger.
Sepp Furger ist gelernter Schmied und entdeckte bereits als 17-Jähriger seine Leidenschaft für Oldtimer. Er kaufte damals einen alten Rover P4, stellte aber bald fest, dass er sich damit finanziell «überlüpft» hatte: «Also rasch wieder abstossen.»
1989 kam die Oldtimer-Leidenschaft Sepp Furgers aber endgültig zum Ausbruch. «Für 30000 Franken kaufte ich eine Ruine eines Jaguar XK 120, der 1952 gebaut und in die USA exportiert worden war und später nach Deutschland kam. Nun gab’s für den Enthusiasten kein Zurück mehr. In den folgenden Jahren investierte er rund 3500 Stunden und viel Geld für einen völlig neu aufgebauten Jaguar XK 120 FHC, wie er sich in der Farbe Ice-blue seit rund zehn Jahren am OiO präsentiert. «Manchmal dachte ich schon ans Aufgeben, wenn wieder ein Teil des Originals als völlig verrostetes Stück zum Vorschein kam», blickt Furger zurück. Aber er hielt durch, und «jedes Teilchen des heutigen Wagens ist oberflächenbehandelt», und der gelernte Schmid stellte die gesamte Karosserie mit den vielen Rundungen neu und selber her. Einzig den Motor liess er bei einem Fachmann revidieren, und die Ledersitze wurden in England originalgetreu neu hergestellt.
Sepp Furger, der heute in der Qualitätssicherung arbeitet, ist ein eher zierlicher Mann. Wer über 170 Zentimeter gross ist und über einen landläufigen Feierabendbier-Bauch verfügt, hat keine Chance, sich hinters Steuer zu setzen. Die Oldtimer-Leidenschaft von Sepp Furger verlangte auch von seiner langjährigen Lebensgefährtin Beatrice viel Verzicht. «Ich hatte gar keine Zeit zum Heiraten», sagt Sepp heute schmunzelnd. «Erst musste das Auto fertig werden, und dann gab’s noch einige weitere Verschiebungen», fährt er fort und trifft Beatrices verständnisvollen Blick. «Aber im vergangenen März haben wir geheiratet.» – Oldtimer gut, alles gut!