Mit einem Computerspiel wollen Lehrerverbände und Kantonalbanken die Finanzkompetenz von Jugendlichen fördern. In Sarnen wurde das Projekt vorgestellt.
Die Mission heisst, Dr. Violetta zu besiegen. Dr. Violetta ist der Boss aller Bosse. Das Ziel ist die Befreiung einer fiktiven Stadt von Robotern. Jeder kann sich bei Spielstart mit virtuellem Geld ausstatten. Gekämpft wird mit Marronipfannen oder Fensterschabern. Kleidung hat Schutzwirkung, mit Stärkungsgetränken wie Smoothies kann der Spieler den Energiewert des eigenen Helden aufwerten. Zeit und Geld müssen budgetiert werden. Leider ist es wie im richtigen Leben: Was taugt, ist teuer.
Josef Allenbach, Fachlehrer für Mathematik an der 1. Oberstufe der Schule Sarnen, führte am Mittwoch den Journalisten und den rund 20 Lehrern aus Obwalden auf dem Beamer das digitale Lernspiel «Finance Mission Heroes» vor. Entwickelt hat es unter anderem der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer (LCH) mit 24 Kantonalbanken, darunter die Obwaldner Kantonalbank, die gemeinsam den Verein Finance Mission gegründet haben.
Laut Bundesamt für Statistik leben 27 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in einem Haushalt mit Zahlungsrückständen. Jeder Dritte, der sich in diesem Alter verschuldet, hat fünf Jahre später noch immer Schulden. Beat W. Zemp, der Präsident von Finance Mission und Zentralpräsident des LCH, führte eine Studie der Universität St. Gallen an, wonach die Finanzkompetenz abhängig von Bildung und Schulniveau ist: Mädchen haben grössere Wissenslücken als Jungen, Berufsgruppen mit tieferem Schulniveau eine besonders mangelhafte Finanzkompetenz.
Bildungsdirektor Franz Enderli sprach von einer unglaublichen Herausforderung der Jugendlichen. Die Schule habe reagiert, sagte er im Hinblick auf den Lehrplan 21. «Finanzkompetenz hat mit Werthaltungen und Lebensauffassung zu tun. Den Jugendlichen dabei zu helfen, ist eine spannende Aufgabe», so Enderli.
Angeregt geht es im Klassenzimmer zu. Die 7. Klasse von Fachlehrer Josef Allenbach ist für einmal aus der Schule Sarnen in die Kanti gezügelt. Die Schüler kommen mit den Besuchern über das Spiel ins Gespräch. Ein eigenes Jugendkonto hat Adriatik Alija zwar noch nicht. Aber was Sparen bedeutet, weiss der 13-Jährige bereits ganz genau: «Ich spare mir etwas für die Weihnachtsferien zusammen, um mit Kollegen abzumachen», erzählt er. «Es ist zwar schwierig, etwas vom Sackgeld auf die Seite zu legen, aber immer, wenn ich Geld übrig habe, lege ich es in meine Kasse – einfach so viel, wie ich kann.»
Sitznachbar Nael Kiefer spart gern auf grössere Anschaffungen, «ein Handy oder eine Spielkonsole». Das Sparen falle ihm eigentlich leicht, verrät er. «Ich muss mir nicht viel vom Sackgeld kaufen.» Das Geld komme erst ins Kässeli und wenn er einen Betrag zusammen habe auf die Bank. Inzwischen ist der «Superhero» von Mathelehrer Josef Allenbach bereits am Ende. Game over. «Meine Kinder waren schnell bei Level 9, ich erst bei 2», bekennt er schmunzelnd.
Hinweis
Das digitale Lernspiel «Finance Mission Heroes» für 13- bis 16-Jährige wird Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt. Es ist als App für Smartphones und Tablets sowie für Computer erhältlich. www.financemission.ch
Marion Wannemacher