Seit zehn Jahren produziert Cécile Malevez Filme im Bereich der Gesundheitsprävention. Im neuesten Werk geht es um Kinder psychisch erkrankter Eltern.
Marion Wannemacher
Jahrzehntelang ist Cécile Malevez aus Sarnen schon im Bereich Gesundheitsförderung von Frauen und Familie tätig. Schon bald stellte sie fest, dass nicht jeder durch Kursangebote erreichbar ist. «Es ging darum, in die Stube von Menschen zu gehen.» Sie sah die Lösung in Videofilmen, die man überall in der Schweiz einsetzen könnte. Sie brachte mit ihrer Familien- und Frauengesundheit (FFG) Videoproduktion in Sarnen einen Film heraus zum Thema Geburtsvorbereitung. Die Zielgruppe waren Eltern, der Film konnte im Internet vertrieben werden.
Bald war klar, dass es einen Film zur Phase nach der Geburt zum Thema Wochenbettdepression brauchte. «Denn gerade die betroffenen Mütter sitzen daheim und sind häufig mit ihrem Problem allein. Der Arzt, der diagnostizieren sollte, dass die Frau unter Depressionen leidet, erkennt es möglicherweise nicht. Einer Mutter muss es gut gehen. Das ist ein Tabuthema.»
Häufig stossen Fachpersonen bei Cécile Malevez Themen für Filme an. Bislang hat die FFG Videoproduktion fünf Filme herausgegeben. Ihr neuestes Thema: Kinder von einem psychisch kranken Elternteil. Wie wichtig das Thema ist, zeigt die schwierig zu schätzende Zahl der Betroffenen: In der gesamten Schweiz wachsen zwischen 20 000 und 300 000 Kinder mit einem psychisch oder suchtkranken Elternteil auf. Für die Kinder bedeutet das emotionale Überforderung, soziale Isolation und Armut, häufig auch spätere psychische Auffälligkeiten. An authentischen Fallbeispielen bringt der Film das Thema auf den Punkt. Zu Wort kommen zwei Familien, die über ihre Erfahrungen berichten und erzählen, was ihnen geholfen hat. Dabei wird klar, dass beispielsweise ein erkrankter Vater eines Vierjährigen bereits selbst unter einer psychisch kranken Mutter gelitten hatte.
Im Film kommen Schuldgefühle der erkrankten Eltern zur Sprache sowie Tabus, welche die Genesung erschweren. Fachleute geben Tipps, wo welche Hilfe angeboten wird, und ermutigen, diese anzunehmen. Auch wird über Angebote zur Prävention und Aufklärung informiert.
Hinter der Produktion steht ein Trägerverein, der gemeinnützig tätig ist. Allein bis ein Film fertig ist, braucht es etwa drei Jahre. Die Produktionskosten schätzt Cécile Malevez auf rund 200 000 Franken. Nach einem Werkstattgespräch, bei dem das Thema klar umrissen wird, stellt die Produzentin eine Fachgruppe zusammen mit fünf bis sechs Personen. Diese erarbeiten ein Konzept, das von Fachleuten kontrolliert wird. Danach hilft Cécile Malevez, Protagonisten zu suchen.
Erstaunlicherweise ist es offensichtlich gar nicht so schwierig, Betroffene zu motivieren, sich zu ihrem Problem öffentlich zu äussern: «Die Protagonisten sind vielfach gewillt, sich zu outen, weil sie das Motiv haben, zu enttabuisieren», weiss die Produzentin aus Erfahrung.
An öffentlichen Veranstaltungen, an denen die Filme gezeigt werden, beginnen sich häufig auch Leute aus dem Publikum zu öffnen und erzählen von sich. Natürlich muss Cécile Malevez mit den Protagonisten im Film professionell umgehen können, sie bekennt aber: «Manche Lebensgeschichte berührt mich sehr. Ich fühle mich mit den Schicksalen verbunden.» In der Fachwelt gibt es laut Malevez gute Rückmeldungen. «Wir werden eingeladen an Tagungen und internationale Kongresse», berichtet sie.
Hinweis
«Kinder zwischen Risiko und Chance», Premiere Sonntag, 5. Juni, Luzern, Stattkino, Löwenplatz 11.