SARNEN/SACHSELN: «Vater und Sohn Dillier sind Gewährsleute»

Die Proben zum Visionsgedenkspiel «Vo innä uisä» sind angelaufen. Geri Dillier sucht mit Schauspielern den Rhythmus zwischen Stille und Sprechen. Sein Sohn Jul Dillier vertieft Bilder mit einem Chor.

Romano Cuonz
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Geri Dillier (rechts) probt mit Theaterspielern in Sarnen (oberes Bild). Sein Sohn Jul Dillier (grüner Pullover) übt derweil mit dem Chor in Sachseln. (Bilder: Romano Cuonz (9. Februar 2017))

Geri Dillier (rechts) probt mit Theaterspielern in Sarnen (oberes Bild). Sein Sohn Jul Dillier (grüner Pullover) übt derweil mit dem Chor in Sachseln. (Bilder: Romano Cuonz (9. Februar 2017))

Romano Cuonz

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«Mit den Spielerinnen und Spielern bin ich zurzeit in der Abtastphase», sagt Geri Dillier. Er ist Regisseur und Leiter des Visionsgedenkspiels zu «600 Jahre Niklaus von Flüe». Jul Dillier aber meint: «Im Chor versuche ich mich mit den überaus motivierten Sängerinnen und Sängern zu finden.» Das eine Szenario spielt sich im Probelokal neben der Obwaldner Kantonsschule ab. Das andere im Singsaal des Sachsler Türli-Schulhauses.

Was dabei doch recht besonders ist: Bei diesem Kulturprojekt sind Vater (Geri Dillier, 68) und Sohn (Jul Dillier, 27) für ein grosses Werk gemeinsam im Einsatz. Mindestens jetzt, in den Anfängen, arbeiten sie zwar noch in getrennten Räumen und an zwei verschiedenen Orten.

Intensität und Konzentration

Im Sarner Probelokal erklärt Geri Dillier den Spielern: «Das Visionsgedenkspiel ‹Vo innä uisä› will sowohl dem inneren als auch dem äusseren Weg von Niklaus von Flüe nachgehen.» In die spirituelle Innenwelt des Mystikers würden Visionen – etwa die Pilgervision – führen. Die Aussenwelt aber würde über Menschen um Bruder Klaus – Frauen und Männer, Nachbarn, Beichtvater, Freunde, Politiker, Richter, Skeptiker – in Dialogen und szenischen Bildern sichtbar gemacht. «Ihr sollt die unterschiedlichen und widersprüchlichen Haltungen zu Bruder Klaus ins Spiel bringen», erläutert der Regisseur. Behutsam, und vorerst nur mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren, tastet er sich an die Texte von Paul Steinmann heran. Noch halten alle ihre Manuskripte in der Hand. Noch hören sie eher zu, als dass sie selber sprechen würden. «Im Moment geht es darum zu erspüren, wie sich die Figuren während des Redens verhalten könnten», sagt Geri Dillier. Das Stück lebe nicht von grossen Handlungen. Vielmehr sei es ein Bilderbogen. Und der Sachsler weiss: «Wenn man ein Theater zu Bruder Klaus macht und dabei von Visionen ausgeht, muss man immer auch an die Stille denken. Wir versuchen irgendwo einen Rhythmus zu finden zwischen Stille und Sprechen.»

Im Stück unterhalten sich 18 Leute über den Mystiker. Alle haben sie ihn mehr oder weniger gut gekannt. Das Ganze spielt kurz nach seinem Tod. «Die grösste Herausforderung wird es sein, Konzentration, Aufmerksamkeit und Intensität herzustellen, ohne dass dazu ein Handlungstheater in traditionellem Sinn besteht», so Dillier. Und er weiss sehr genau: «Eine Vision ist ein derart grosses Geheimnis, dass man sie weder illustrieren noch erklären kann.» Was man im Theater könne: einen Raum für den Zuschauer schaffen, in dem er bereit sei, sich auf das Geheimnis einzulassen. Hans Omlin, der einen Sohn von Bruder Klaus spielt, meint dazu: «In den kurzen Einzelbildern passiert in vier bis fünf Minuten alles, da musst du gleich voll präsent sein, du bringst es auf den Punkt oder nicht.»

Der Chor begleitet die Auftritte

Im Singsaal des Türli-Schulhauses bewegt sich Geri Dilliers jüngster Sohn, der Musiker, Komponist und Klangkünstler Jul Dillier, zwischen Flügel, Sängerinnen und Sängern hin und her. Schlägt da ein paar Töne an, singt dort eine schwierige Melodie vor und beantwortet dazwischen immer auch wieder Fragen. «Meine Musik in diesem Stück besteht aus zwei Teilen», sagt Jul Dillier. Eine wichtige Rolle komme dem 18-köpfigen gemischten Chor zu. Er agiert auf der Bühne choreografiert. «Praktisch alle Szenen werden mit Liedern, die Paul Steinmann getextet hat, vertieft», schildert der junge Musiker. Von der Innenwelt in die Aussenwelt führen sollen die Lieder. Jul Dillier probt mit dem Chor sorgsam Passage um Passage. Es gibt da Gehörgefälliges und sehr Schwieriges, ja sogar ein Jodel ist dabei. Zu Hause am Computer aber wartet noch eine andere Aufgabe auf ihn. «Ich habe im Ranft verschiedenste Geräusche vom Rauschen des Bachs über Glocken bis Stimmen aufgenommen», erzählt Jul Dillier. Diese gelte es noch zu verarbeiten – zu musikalischen Klangwelten. Zusammen mit Judith Albert und ihren Videos versuche er damit das Innenleben von Bruder Klaus – die Visionen – sinnlich erlebbar zu machen. Geri Durrer, ein Bass im Chor, ist begeistert: «Vater und Sohn Dillier sind Gewährsleute. Ein Stück, das die beiden prägen, wird wohl so einmalig, dass ich mir eine Beteiligung nicht entgehen liess.»

Hinweis

Visionsgedenkspiel «Vo innä ui­sä» zu «600 Jahre Niklaus von Flüe»: 19. August bis 30. September. Informationen und Tickets: www.mehr-ranft.ch