Die Engelbergerin Denise Feierabend (27) hat einen Kurswechsel vollzogen. Mit stärkerem Fokus auf den Speedbereich will die einstige Junioren-Weltmeisterin auf die Erfolgsspur zurück.
Denise Feierabend, kürzlich war zu lesen, dass Sie besonders gut mit dem Sturmgewehr umgehen können. Stimmt das?
Das kann man so sagen. Aber ich habe schliesslich eine militärische Ausbildung absolviert. Insofern wäre es nicht gut, wenn ich nicht mit dem Gewehr umgehen könnte.
Offenbar haben Sie beim Obligatorischen die Auszeichnung geholt.
Das stimmt. Ich bin sozusagen eine Scharfschützin. (lacht)
Sie sind bei der Schweizer Armee als Zeitsoldatin angestellt. Wie unterscheidet sich der Alltag der Sportler zum «normalen» Militär?
Das fängt bereits in der Rekrutenschule an. Die 18 Wochen, die zu absolvieren sind, werden aufgeteilt. In der RS hat man zwar auch Ausbildungen «in Grün» wie jeder gewöhnliche Rekrut. Hinzu kommen aber sportspezifische Kurse. Momentan unterstützt die Armee 18 Zeitmilitär-Spitzensportstellen mit einem 50-Prozent-Pensum. Ich habe das grosse Privileg, eine davon zu haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich kann von der perfekten Infrastruktur in Magglingen profitieren. Zudem gibt mir die Anstellung eine gewisse Sicherheit, sodass ich mich voll und ganz auf meine Ziele konzentrieren kann.
Im Refrain des offiziellen Songs zur WM 2017 in St. Moritz heisst es «Fire up, Fire up, Fire up». Beim ersten Mal Hören klang das für mich stark nach «Feierabend, Feierabend, Feierabend». Ein Vorbote für eine erfolgreiche Weltmeisterschaft?
Ich musste schmunzeln, als ich den Song hörte. Meine Mutter hatte auch das Gefühl, dass ich in diesem Song erwähnt werde. Aber vielleicht ist es tatsächlich ein gutes Omen.
Träumen Sie schon von den Titelkämpfen im Februar?
Es ist unbestritten das Highlight der Saison. Aber zu stark darf ich mich noch nicht damit auseinandersetzen. Es gibt ganz klare Kriterien, die zu erfüllen sind, um an der WM dabei zu sein. Vier Athletinnen pro Nation dürfen in jeder Disziplin an den Start. Die WM ist sicher das Ziel. Aber es geht für mich vorderhand darum, im Weltcup gute Leistungen zu bringen, um mir so die Teilnahme zu sichern.
Ende der letzten Saison gelang Ihnen das beste Weltcup-Ergebnis der letzten Jahre mit dem 4. Platz in der Kombination auf Lenzerheide. Ist das Ihre neue Paradedisziplin?
Ich kann mich nicht nur auf die Kombination konzentrieren, zumal es nur vier Rennen pro Saison gibt. Ich bin immer schon alles gefahren – bis auf den Riesenslalom. Bis zur letzten Saison war ich Teil der Slalom-Trainingsgruppe. Diesen Sommer gehörte ich erstmals zur Speed-Gruppe. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Disziplinen ist für mich der grosse Reiz.
Das heisst, bei Ihnen hat ein Kurswechsel weg vom Slalom hin zum Speed-Bereich stattgefunden?
Innerhalb des Trainings kann von einem Kurswechsel gesprochen werden. Das Ziel dieser Saison ist, den Speed-Bereich zu forcieren und mein Potenzial auszuschöpfen. Aber der Slalom darf keinesfalls darunter leiden. Ich denke, mit dem 21. Platz in Levi habe ich vor zwei Wochen ein solides erstes Rennen gezeigt.
Jetzt sind Sie schon lange im Skizirkus – 2008 kamen Sie erstmals im Weltcup zum Einsatz. Ausserhalb unserer Region wird jedoch kaum über Sie berichtet. Bekommen Sie zu wenig Wertschätzung?
Es ist nun mal so, dass diejenigen, die am schnellsten sind, am meisten Aufmerksamkeit bekommen. Aber das grosse Rampenlicht brauche ich nicht. Bisher hatte ich jedenfalls nicht den Eindruck, dass mir zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird. Und meinen Nachnamen wird ohnehin niemand vergessen. (schmunzelt)
Auf diese Saison hin haben Sie den Aufstieg vom A-Kader in die Nationalmannschaft geschafft. Sehen wir nun die beste Denise Feierabend seit langem?
Das wird sich herausstellen. Die Sache mit der Kaderzugehörigkeit ist etwas, das vor allem auf dem Papier stattfindet. Im Training sind solche Etiketten nicht spürbar. Da sind Leute aus der Nationalmannschaft bis zum C-Kader zusammen. Den neuen Kaderstatus merke ich vielleicht daran, dass ich ein T-Shirt oder einen Pulli mehr geschenkt erhalte von Swiss-Ski.
Am Sonntag werden Sie nun wieder im Slalom im Einsatz stehen. Ich nehme an, Sie wollen mindestens die Platzierung von Levi bestätigen.
In erster Linie konzentriere ich mich darauf, meine Höchstleistung zu bringen. Wenn mir das gelingt, bin ich sicher, dass ich mindestens so gut platziert bin wie in Levi.
Nach langer Abwesenheit ist der Weltcup erstmals wieder im US-Bundesstaat Vermont. Wie steht es um die Begeisterung in Killington?
Ich habe gehört, dass die Leute hier vom Skisport noch mehr angefressen sind als an anderen Orten in Nordamerika. Offenbar werden mehr Zuschauer erwartet als in Aspen. Vor der Saison waren wir der festen Überzeugung, dass hier im November sowieso zu wenig Schnee vorhanden sein wird, da Killington nicht so hoch liegt. Aber jetzt können hier die Wettkämpfe stattfinden, im Gegensatz zu den Männer-Rennen in Lake Louise.
Fast 40 Jahre nach dem letzten Weltcup-Rennen im Bundesstaat Vermont kehrt der Skisport am Wochenende an die Ostküste der USA zurück. In Killington absolvieren die Frauen einen Riesenslalom und einen Slalom.
Für den Riesenslalom am Samstag (15.25/18.20 Uhr SRF 2) sind folgende Schweizerinnen aufgeboten: Lara Gut, Wendy Holdener, Mélanie Meillard und Rahel Kopp. Den Slalom vom Sonntag (15.20/ 18.20 Uhr SRF info) bestreiten Wendy Holdener, Michelle Gisin, Denise Feierabend, Mélanie Meillard und Rahel Kopp. (cza)
Interview: Claudio Zanini