Mit der geriatrischen Frührehabilitation sollen die Kompetenzen älterer Patienten erhalten werden. Der Kantonsrat entscheidet über das Angebot, das dem Kantonsspital 200000 Franken Mehreinnahmen bringen soll.
Die Menschen werden bekanntlich immer älter. Dadurch müssen immer mehr ältere Menschen ins Spital – auch in Obwalden. Aufgrund ihres Alters oder von mehreren gleichzeitigen Erkrankungen benötigen betagte Patienten häufig länger für die Genesung und brauchen mehr Hilfe bei der Wiedererlangung ihrer Selbstständigkeit nach der Behandlung. Nun beantragt der Spitalrat des Kantonsspitals eine Ergänzung des Leistungsauftrags durch das Fachgebiet der geriatrischen Frührehabilitation – dies, obwohl der Leistungsauftrag ursprünglich unverändert bleiben sollte.
Man habe längere Zeit nach einem geeigneten Facharzt gesucht, begründet Spitalratspräsident Thomas Straubhaar den nachträglichen Antrag. «Es gibt viel zu wenige Spezialisten im Bereich der Geriatrie.» Nun konnte jedoch eine Fachärztin in einem 50-Prozent-Pensum gefunden werden, wie Straubhaar ausführt.
Auch für den Kanton kam der Antrag nicht überraschend, sagt Patrick Csomor, Leiter des Gesundheitsamtes. «Die Bedeutung der Geriatrie auch für ein Akutspital ist schon länger im Gespräch.» So schliesst sich der Regierungsrat dem Antrag des Spitalrats an. Der Kantonsrat berät den Leistungsauftrag in seiner Sitzung vom 5. und 6. Dezember.
Patrick Csomor betont: «Es braucht keinen neuen Fachbereich.» Die geriatrische Frührehabilitation ist eine Querschnittsaufgabe für bereits existierende Fälle der Inneren Medizin, der Chirurgie und der Orthopädie, wie dem Spitalratsantrag zu entnehmen ist. Der typische Patient ist älter als 70 Jahre, hat eine frische Fraktur, einen Schlaganfall oder einen notfallmässigen Eingriff am Bauch oder Unterleib hinter sich und mehrere Zusatzerkrankungen. Hauptziel ist, dass die Patienten den Grad an Selbstständigkeit wieder erreichen können, den sie vor der Behandlung hatten, sagt Thomas Straubhaar. «Ein normaler Spitalaufenthalt ist kurz und auf das akute Problem fokussiert. Mit der geriatrischen Frührehabilitation sollen Kompetenzen wie selber essen oder sich selber anziehen aufrechterhalten bleiben.»
Dafür werden neben der Fachärztin auch der Sozialdienst, die Ernährungstherapie, Ergotherapie, Logopädie und die Physiotherapie besorgt sein. Bei Letzterer ist eine zusätzliche 20-Prozent-Stelle notwendig. Um von dem Angebot zu profitieren, müssen die betroffenen Patienten gegebenenfalls einige Tage länger im Spital bleiben. Zu Bettenknappheit werde es trotzdem höchstens zu Spitzenzeiten wie bei Grippewellen kommen, sagt Patrick Csomor. Konkret wären 2017 aufgrund einer Schätzung 135 Patienten im Rahmen der geriatrischen Frührehabilitation behandelt worden, hätte es sie schon gegeben. «Für diese Zahl hätten wir genug Betten gehabt», sagt Thomas Straubhaar.
Das neue Angebot dürfte sich für das mit Geldsorgen kämpfende Spital lohnen: Die Gewinnschwelle liegt bei 33 Fällen, insgesamt wird ein Mehrertrag von rund 209000 Franken erwartet. Am für 2019 beantragten Kantonsbeitrag an das Spital von 6,5 Millionen Franken ändert dies jedoch nichts. «Die geriatrische Frührehabilitation betrifft den stationären Bereich. Dessen Vergütung mit 11,7 Millionen Franken ist bereits im Budget 2019 enthalten», sagt Patrick Csomor. Auch über dieses berät der Kantonsrat am 5. und 6. Dezember.