Alpnach
Hammerwerfer Lars Wolfisberg fliegt an die Weltmeisterschaft in Kolumbien

Die Obwaldner Nachwuchshoffnung will es in Südamerika in den Final schaffen. Hierfür muss er seinen bisherigen Rekordwert überschreiten.

Ruedi Wechsler
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Lars Wolfisberg kurz vor der Abreise an die U20 WM in Kolumbien daheim auf dem Balkon in Alpnach.

Lars Wolfisberg kurz vor der Abreise an die U20 WM in Kolumbien daheim auf dem Balkon in Alpnach.

Bild: Ruedi Wechsler (Alpnach, 20. Juli 2022)

Lars ist wohlbehütet mit zwei Geschwistern in der «Dorfchäsi» Alpnach von Guido und Monika Wolfisberg aufgewachsen. Dort herrscht auch übers Wochenende immer ein buntes Treiben. Lars Wolfisberg hat nur gute Erinnerungen an seine Jugend: «Wir waren es uns gewohnt, dass hier immer was läuft und da war die Mithilfe für uns selbstverständlich, aber sie hielt sich in Grenzen.» Seine sportliche Karriere begann beim FC Alpnach und erinnert sich zurück: «Als nicht besonders talentierter Fussballer riss ich mir mit achteinhalb Jahren beim Skifahren das Kreuzband und wenig später kam eine Meniskusverletzung dazu, die eine Operation erforderte. Das Thema Fussball war erledigt und nach anderthalb Jahren wechselte ich zur Leichtathletik.»

Dort traf er in Alpnach auf seinen ersten Trainer Sandro Jöri und entdeckte bald seine bevorzugten Wurfdisziplinen Diskus und Kugel. «Ich begann als U14 mit Hammer, weil auch meine Schwester Alina dabei war, und die ersten Wettkämpfe bestritt ich als U16», blickt Lars zurück. Dann folgte die U18 mit der Kugel (fünf Kilogramm) und zuletzt die U20 (sechs Kilogramm). Ab nächster Saison ist es die U23 und an diese möchte er sich behutsam herantasten. Die Kugel inklusive Drahtgriff wiegt dann 7,26 Kilogramm. «Dieses Gewicht wirft mich automatisch zurück. Beim Wettkampf Spitzenleichtathletik Luzern Ende August möchte ich über 60 Meter werfen», ergänzt Wolfisberg, der liebend gerne auf der Melchsee-Frutt Ski fährt.

Er will noch besser entspannen können

Das Hammerwerfen sei sehr komplex und ziemlich unnatürlich, sagt der 19-Jährige und fügt an: «Sie ist äusserst technisch sehr schnell und dynamisch und das fasziniert mich. Bei der Drehtechnik gilt es, die Arme und den Oberkörper möglichst lange entspannt und locker zu halten und gleichzeitig die Beine und Füsse schnell zu beschleunigen.» Lars will noch etwas entspannter werden und im Kraftbereich habe er in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt. Seine Bestweite liegt bei 69,17 Metern. Der grösste Erfolg erzielte er Anfang Juli in Mannheim, und das bedeutete zugleich die Qualifikation zur U20 WM in Cali in Kolumbien. Bei den Schweizer Meisterschaften der Junioren gewann Lars mehrmals Silber und bei den Erwachsenen auch schon Bronze. Im Herbst soll an den Schweizer Meisterschaften in Genf endlich der erste Titel gefeiert werden.

Beste Trainingsbedingungen findet der offene, aufgestellte und optimistische Athlet – für seinen Trainer Troxler auch mal zu optimistisch – in Luzern im Leichtathletikstadion. Bei Trainer Guido Troxler sei er in besten Händen: «Zu ihm habe ich ein sehr gutes Verhältnis, er fördert mich extrem und arbeitet enorm akribisch.» Pro Woche stehen sechs Trainings à zwei Stunden im Bereich Kraft und Wurftraining auf dem Programm. Lars ist 189 Zentimeter gross und wiegt 90 Kilogramm.

Für den Final muss er seinen Rekordwert überschreiten

Diese Woche reist der Alpnacher für einige Tage nach Fränkisch-Crumbach ins Trainingslager. Am 26. Juli fliegt das Schweizer Team nach Cali und am 2. August gilt es dann ernst. Gross ist die Hoffnung, dass das Talent zwei Tage später im Final zu bewundern ist. Dann sind von den zirka 24 Teilnehmenden wohl 70 bis 71 Meter erforderlich. «Ich freue mich auf mein Team und den Anlass in Cali ganz besonders», so der sympathische und für sein Alter äusserst reife Leichtathlet.

Und wie sieht es bei dem jungen Mann ausserhalb des Sports aus? In zwei Jahren will er den Bachelor abschliessen und im geplanten Zwischenjahr folgt das Militär oder der Zivildienst sowie eine Teilzeitarbeit. Grosse Unterstützung erhält Lars Wolfisberg von seinen Eltern, dem Verein und dem Verband. Er beschäftigt sich als Wirtschaftsstudent an der Uni in Luzern mit der aktuellen Wirtschaftslage und der Inflation. Angetan von seiner Entwicklung ist der ehemalige Jugendtrainer Sandro Jöri und der schwärmt:

«Die Koordination fiel Lars mit seinen langen Hebeln nicht immer leicht. Dass er nun mit einem solchen Speed aus vier Drehungen den Hammer so weit schleudert, ist sehr beeindruckend.»