Gewaltige Überraschung: Diese Obwaldnerin hatte gegen 8000 Wespen im Estrich

Wespen können ganz schön lästig sein. Diese Erfahrung hat auch Marie-Theres Burch gemacht. Sie hatte im Estrich gleich Tausende von den tierischen Mitbewohnern. Dennoch liess sie sie gewähren. Die Wespen hinterliessen ein grosses «Abschiedsgeschenk».

Oliver Mattmann
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Das riesige Wespennest im Estrich von Marie-Theres Burch aus Stalden. (Bilder: Corinne Glanzmann, 13. November 2018)

Das riesige Wespennest im Estrich von Marie-Theres Burch aus Stalden. (Bilder: Corinne Glanzmann, 13. November 2018)

Bei Marie-Theres Burch an der Rütistrasse in Stalden hängt seit geraumer Zeit ein Kunstwerk im Estrich. Es besteht vereinfacht ausgedrückt aus feinen, zusammengeklebten Holzfasern. Erschaffen wurde das Werk aber nicht von einem Künstler, sondern von tierischen Mitbewohnern: von Wespen. Erst vor einigen Tagen hat sie es zum ersten Mal zu Gesicht bekommen und nicht schlecht gestaunt, als sie das nach ihren Schätzungen etwas mehr als einen Meter lange Wespennest mit einem ebenso grossen Durchmesser vor sich sah. «Das musste ich gleich mit der Kamera festhalten, sonst glauben mir die Leute das nicht.»

Im Sommer war es ihr zu gefährlich

Vorher habe sie sich nicht nach oben getraut. «Im Sommer schwirrten die Wespen zu Tausenden herum. Es wäre zu gefährlich gewesen», erzählt Marie-Theres Burch. Sie vermutet, dass die Wespen durch eine Luke den schützenden Estrich und damit den für sie perfekten Standort für ein Nest gefunden hatten. Auch in den warmen Wochen im Oktober seien die Wespen noch sehr aktiv gewesen, auf dem Balkon essen war praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.

Immer wieder verirrten sich auch ein paar Dutzend der fliegenden Insekten ins benachbarte Büro im Dachstock, Marie-Theres Burch und andere Mitbewohner im Drei-Familien-Haus kriegten so einige Stiche ab: «Während zweier Wochen betrat ich das Büro gar nicht mehr, um unliebsamen Begegnungen aus dem Weg zu gehen», sagt die Stalderin. Inzwischen sei das Summen aus dem Dachstock gewichen, die meisten Wespen sind ausgeflogen oder verendet. Nur die jungen Königinnen überleben den Winter in Winterstarre, versteckt in einer frostfreien Ritze.

Marie-Theres Burch.

Marie-Theres Burch.

Trotz aller Unannehmlichkeiten, welche die Wespen mit sich brachten, sei es nie ein Thema gewesen, die tierischen Mitbewohner etwa mit chemischen Mitteln aus dem Haus zu ekeln. «Wir sind halt alle tierfreundlich», erklärt Marie-Theres Burch lachend. «Und wenn man nun sieht, wie sie es geschafft haben, ein so riesiges Nest zu bauen, ist das schon faszinierend.» Laut Wespenexperte Thomas Hänsch haben die Hausbewohner in Stalden genau richtig reagiert. «Ich rate, jeweils zu warten, bis das Nest verlassen ist. Insektizide sind nicht die ideale Lösung. Erfahrungsgemäss sind die Probleme anschliessend grösser», so Hänsch.

Das Nest bot bis zu 8000 Tieren Platz

Gemäss ihm ist das Nest – übrigens eins der Deutschen Wespe – aussergewöhnlich gross. «Ein Effekt des langen schönen Herbsts. Es hat etwa 6000 bis 8000 Tieren Platz geboten», schätzt der Fachmann. Sie hätte die Wespen auch in Ruhe gelassen, weil sie wusste, dass es im Herbst ein Ende nehmen und kein zweites Mal geben werde, erzählt Marie-Theres Burch weiter. Auch dies bestätigt Thomas Hänsch: «Im Frühling, wenn die Königinnen mit den ersten Sonnenstrahlen erwachen, suchen sie sich einen neuen Platz für den Nestbau. An den alten Standort kehren sie nicht zurück.»

Ein früheres Nest komme nicht ein zweites Mal zum Einsatz und stehe im Winter, abgesehen von anderen Insekten, die es allenfalls als Überwinterungsplatz verwenden, mehr oder weniger leer. So weit wird es Marie-Theres Burch gar nicht kommen lassen. Aller Tierliebe zum Trotz hat sie fürs Erste genug von Insekten und wird das Kunstwerk – sei es ein noch so schöner Anblick – in der nächsten Zeit von Spezialisten entfernen lassen.