Schutz gegen Virus
Impfträgheit: «Die Obwaldner lassen sich nicht gerne reinreden»

40 Prozent des Obwaldner Volks sind laut einer Forschungsumfrage nicht dazu bereit, sich impfen zu lassen. Damit führt Obwalden die Rangliste der Impfträgheit an. Zwei Obwaldnerinnen und der Kanton äussern sich dazu.

Kristina Gysi
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Eine Umfrage des Forschungsinstituts Somoto hat gezeigt: Die Ablehnung gegenüber der Corona-Impfung ist im Kanton Obwalden am grössten. Laut der Datenauswertung sind im Urkanton 40 Prozent der Menschen nicht oder noch nicht dazu bereit, sich impfen zu lassen. Woran könnte das liegen? Und wie repräsentativ ist diese Umfrage überhaupt?

Der Piks ist in Obwalden offenbar nicht allzu beliebt.

Der Piks ist in Obwalden offenbar nicht allzu beliebt.

Bild: Ralph Ribi

Im Kernser Dorfzentrum stehen zwei Frauen mittleren Alters am Strassenrand. Ob sie schnell Zeit haben, sich einigen Fragen der «Obwaldner Zeitung» zu stellen? Überzeugungskraft ist gefragt. Was das Impfen betrifft, sind viele Obwaldner zugeknöpft – zumindest wenn es darum geht, darüber zu sprechen. Diese beiden Frauen äussern sich zwar, möchten aber nicht namentlich erwähnt werden. Besser als nichts. Für den Artikel werden sie Frau Amrhein und Frau Bacher genannt. Amrhein ist vollständig geimpft, Bacher gar nicht. Gründe für und gegen die Impfung haben beide.

«Ich habe mich eigentlich nur impfen lassen, damit ich unkompliziert reisen kann», sagt Amrhein. Jedoch bringe das jetzt doch nichts, da sie in Italien trotz der Impfung negative Tests vorweisen müsse. Alles für nichts also? Irgendwie schon: «Wenn ich dann in einem Jahr wieder impfen gehen müsste, werde ich das wohl nicht mehr tun.» Sofern dies bis dahin nicht auch im Ausland die erwünschten Vorteile bringe. Und impfen, weil die Krankheit gefährlich ist? Für Amrhein ist das kein Antrieb. Auch deshalb nicht, weil sie in ihrem Umfeld niemanden kenne, der einen «wirklich schweren Verlauf» der Krankheit gehabt habe. «So zwei Wochen flachliegen, schon, aber einfach so grippemässig», sagt sie.

Skepsis spricht für den Kantonsgeist

Aus Frau Bacher spricht die Skepsis gegenüber der eher neuen Impfung. Zwar sei sie nicht grundsätzlich gegen das Impfen, nein, wirklich nicht. Jedoch warte sie lieber noch etwas ab und schaue dann, wie sich das Ganze in den nächsten Monaten entwickle. Damit ist sie in Obwalden nicht allein. Die meist kurz angebundenen Meinungen von der Strasse zeigen, dass die Hemmschwelle bei einigen deshalb so hoch liegt, weil der Impfstoff ihrer Meinung nach noch nicht lange genug erforscht wurde.

Dieses Misstrauen spricht laut Amrhein auch ein wenig für den Kantonsgeist: «Der Obwaldner ist oft skeptisch gegenüber Neuem und lässt sich vor allem nicht gerne reinreden.» Als «ein wenig eigenbrötlerisch» beschreibt sie ihre Kantonsgenossen. 40 Prozent wollen sich laut der Studie nicht impfen lassen. «Das sind ja doch 60 Prozent, die es tun», staunen die Obwaldnerinnen. Mehr als sie erwartet haben.

Das sagt der Kanton Obwalden

Olivier Gerber, Leiter Gesundheitsamt Obwalden.

Olivier Gerber, Leiter Gesundheitsamt Obwalden.

Bild: PD

Olivier Gerber ist Leiter des Gesundheitsamts im Kanton Obwalden. Von der Umfrage habe er gehört, davon spüren oder sehen könne er noch nichts. «Wir sind immer noch voll am Impfen und haben noch mehrere tausend Impfungen geplant und eine Warteliste», sagt er. Die Durchimpfungsrate – gemeint sind vollständig geimpfte Personen – sehe daher gut aus in Obwalden. Und er hoffe, dass die Impfquote am Ende besser ausfalle, als dies die Auswertung von Somoto zurzeit vorgebe.

Zur Impfskepsis kann Gerber sagen, dass sich diese nicht nur auf den Kanton Obwalden beschränke. Er habe jedoch volles Vertrauen in die beiden Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna. Die Nebenwirkungen seien gering, der Schutz gross.

Diese Woche wird weiterdiskutiert

Derzeit werde intern über weitere Massnahmen zur Impfförderung diskutiert, so Gerber. Vielleicht kann dann ja auch etwas gegen einen weiteren Grund unternommen werden, den Frau Bacher zum Nichtimpfen nennt: Bequemlichkeit. Anmelden, Termin erhalten, diesen wahrnehmen. Möglicherweise ist sie in Obwalden auch mit dieser Bequemlichkeit nicht allein. Und vielleicht wäre etwas à la Kanton Aargau die Lösung: Während des Wocheneinkaufs bei Migros oder Coop ohne Voranmeldung noch schnell den Piks abholen.

Laut Gerber werden die Gespräche über weitere Massnahmen diese Woche weitergeführt. Abschliessend entschieden wurde bisher noch nichts. Was für Gerber jedoch sicher ist: «Impfen ist wichtig.» Er sei froh, dass zurzeit immer noch geimpft wird und hoffe, dass es damit weitergeht. Denn er ist der Meinung: «Die Impfungen sind die wichtigste Massnahme gegen die Pandemie.»