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Der kritisierte Tom Volkers wehrt sich. Auf Anfrage liess er uns eine schriftliche Stellungnahme zukommen, die zeigt, wie sehr er die Geschehnisse in einem anderen Licht sieht als seine Kritiker.
Was heisst der Satz im Gläubigerbrief, dass Gespräche über eine Fortführung der Freilichtspiele in Engelberg geführt werden?
Tom Volkers: Wir bieten interessierten Parteien, die eine Fortführung oder einen Neubeginn in Angriff nehmen wollen, Gespräche und Unterstützung an. Ein solches Grossprojekt braucht vor allem in der Startphase Erfahrung. Wir haben bereits mit mehreren Gruppen Gespräche geführt.
Warum sind Ihres Erachtens die Freilichtspiele und die 42 Capital Group GmbH gescheitert?
Wir haben nicht genug Besucher gehabt. Das Marketing war gut. Das Stück hatte eine äusserst gute Resonanz, aber es ist unglaublich schwierig, so viele Besucher nach Engelberg zu bringen. Die letzten drei Jahre hatten wir 57000 Besucher. Das ist ein Erfolg. Wir hätten aber 9000 mehr gebraucht.
Was verlieren Sie selber beim Konkurs?
Meine eigene Investition, das verlorene Salär meines langjährigen Jobs, den ich aus Zeitgründen nicht mehr ausführen konnte, und eigene Gläubiger-Ausstände – gesamthaft eine mittlere sechsstellige Summe.
Sehen Sie sich selber als Opfer? So wird das mindestens im Gläubigerbrief dargestellt, was die Beteiligten ärgert.
Wenn man so viel Geld verliert, hat man sicher auch Opfer gebracht. Dass «Geschädigte» verärgert sind, verstehe ich dennoch. Neben der Produktionsvorbereitung habe ich aber oft auch nachts am Buch geschrieben, um den Zeitplan einhalten zu können. Während der Proben hatte ich zwei Verletzungen auf der Bühne, mitten in der Spielzeit riss mir bei einer Kampfszene im Knie ein Band und ich verletzte mich am Meniskus. Ich habe trotzdem weiter gespielt, obwohl ich eigentlich nicht mehr konnte.
Können Sie die Kritik nachvollziehen, die Ihnen und Ihren Partnern mangelnde Kompetenz zur Führung eines solchen Grossanlasses und fehlendes Verantwortungsbewusstsein vorwerfen?
Ich bin froh, dass diese Kritiker nun die Möglichkeit erhalten, uns allen zu zeigen, wie es geht. Wir haben etwas unternommen, während viele nichts gemacht haben. Alle waren sich des Risikos bewusst und wir haben nie verschwiegen, dass dies der dritte Anlauf ist. Von diversen Seiten wurde uns bestätigt, dass sie sich der Ausgangslage bewusst waren.
Vorgeworfen wird Ihnen auch, dass Sie sich von kompetenten Aussenstehenden nichts hätten sagen lassen – Sie seien beratungsresistent aufgetreten.
Die «kompetenten Aussenstehenden» haben sich meist selber als kompetent definiert. Wir haben jedem zugehört und uns dazu eine eigene Meinung gebildet. Wir haben mit vielen Persönlichkeiten Gespräche geführt. Darunter auch weit über die Schweiz hinaus bekannte Berufskollegen. Auch solche, die in den Startjahren selbst grosse finanzielle Schwierigkeiten hatten, Kulturschaffende, Künstler, Manager, Agenturen, Medienschaffende, Personen aus Politik und Wirtschaft.
Was passiert nun mit der Western Open Air & Theater GmbH? Droht da auch die Insolvenz?
Das kommt auf das Verhalten der Gläubiger an. Wir versuchen weiter, Aktivitäten zu entwickeln, die es ermöglichen, dass die Gläubiger doch noch Geld erhalten. Der Konkurs der 42 Capital Group hat auf alle Fälle die Situation nicht einfacher gemacht, aber die Position der Gläubiger auch nicht verschlechtert.
Wird die Firma das Gelände wieder herstellen und das auch bezahlen?
Wir klären mit Interessenten ab, wie das Gelände in abgespeckter oder anderer Form genutzt werden kann.
Warum wurden im dritten Jahr die Schauspieler als Selbstständige angestellt, mit allen Nachteilen für sie, obwohl es Standard-Angestelltenverträge für Schauspieler gibt?
Die Schauspieler haben selbst entschieden, ob sie selbstständig erwerbend oder ob sie als Angestellte arbeiten wollten.
Warum gingen die Projekte in Waldenburg 2000/2001 und Hohenstein-Ernstthal 2004/2006, wo Sie dabei waren, Konkurs?
In Waldenburg war ich lediglich als Schauspieler engagiert, hatte mit der Produktion rein gar nichts zu tun. Mir ist nicht bekannt, dass die Bühne Konkurs ging. In Hohenstein-Ernstthal war ich weder Anteilseigner der Bühne noch Gesellschafter oder Geschäftsführer des Betreibers. Es handelte sich um Gastspiele meines damaligen Ensembles.
Warum wurde bei der Ablösung der Western Open Air und Theater GmbH durch die 42 Capital Group den Gläubigern Hoffnung auf Ratenzahlungen gemacht, obwohl der Einstieg eines Investors gescheitert war?
Die Gespräche mit einem Investor wurden geführt; es zeigte sich aber, dass dieser weder willens noch fähig war, die Aufführungen zeitgerecht in einem Stil zu begleiten, der den geplanten Aufführungen gerecht geworden wäre. Es gibt sehr viel «Wunsch» und «Traum» in einer Produktion. Die Realität und wenn es ans Zahlen geht, sieht dann ganz anders aus. Jeder, der uns finanzielle Unterstützung zugesagt hat, weiss das selbst...
Was sagen Sie zum Fall von Lajos Dren und den Pferden?
Wir hatten in der ersten Spielzeit einen anderen Lieferanten für die Pferde. Lajos Dren hat sich daraufhin dafür beworben. Als Lieferant musste er sein Material selbst mitbringen, respektive seine Möglichkeiten mit der Projektgrösse abgleichen. Zusammengefasst: Wir vereinbarten vertraglich die Anzahl Pferde, wobei es ihm überlassen war, ob er die Pferde kauft oder dazu mietet. Drei Tage vor dem Transport zeigten sich dann Probleme. Er konnte die vereinbarte Anzahl nicht liefern, sodass wir selber kurzfristig in der Schweiz weitere Pferde organisieren mussten.