VERGLEICHSWERTE: Wo Spitalinfektionen (zu) häufig sind

Das Kantonsspital Obwalden ist das Schlusslicht, wenn es um postoperative Infektionen geht. Dafür gehören Luzern und Zug zur erweiterten Spitzengruppe. Mit einfachen Massnahmen ist es möglich, Krankheiten zu vermeiden und Kosten zu sparen.

Balz Bruder
Drucken
Die Infektionsrate in Spitälern in der Schweiz. (Bild: Isi)

Die Infektionsrate in Spitälern in der Schweiz. (Bild: Isi)

Balz Bruder

balz.bruder@luzernerzeitung.ch

Ein operativer Eingriff ist ein ­Risiko für sich. Doch nicht überall, wo operiert wird, ist es gleich hoch. Und das liegt nicht zuletzt daran, wie Spitäler vor, vor allem aber nach der Operation arbeiten. Über 2000 Patienten jährlich sterben schätzungsweise an postoperativen Infektionen. Über 70'000 erkranken an Spitalinfekten. Damit schneidet die Schweiz international bescheiden ab.

Doch nicht nur international, sondern auch interkantonal gibt es ebenso erhebliche wie erstaunliche Unterschiede. Dies zeigt der jüngste Spitalvergleich Schweiz, der sich mit postoperativen Wundinfektionen befasst. Untersucht wurde demnach die Häufigkeit von Infektionen der Haut und des darunterliegenden Gewebes an der Operationsstelle.

Ist die Infektionsrate in den Kantonen Basel-Stadt und Genf am tiefsten, ist sie im Wallis am zweit- und im Kanton Obwalden am höchsten. Gibt es eine Korrelation zwischen Grösse und Fallzahl auf der einen und Infektionshäufigkeit auf der anderen Seite? Manuela Gschwend, Präsidentin des Vereins Spitalvergleich, sagt es so: «Grosse Spitäler sind nicht zwangsläufig am besten.» Das heisst: «Die Infektionsraten korrelieren nicht besonders stark mit der Fallzahl eines Spitals bei einem bestimmten Eingriff.» Im Klartext bedeutet dies: «Die Wahl eines grossen Spitals ist kein Garant für ein niedriges Infektionsrisiko.»

Spitalhygiene ist zentral für die Patientensicherheit

Umgekehrt ist auch gefahren. Sonst wäre das Kantonsspital Obwalden in Sarnen nicht am Ende des Spitalvergleichs postoperativer Infektionen. Das Thema, das nicht erst seit dem jüngsten Vergleich auf dem Radar der Sarner ist, wird beim Kanton denn auch mit der notwendigen Aufmerksamkeit bearbeitet. Denn die Krankheiten sind erstens mit Gesundheitsrisiken verbunden, zweitens je nach Verlauf teuer – vor allem aber im Ansatz vermeidbar.

Patrick Csomor, Leiter des Obwaldner Gesundheitsamts, jedenfalls macht keinen Bogen um die Ergebnisse. «Das Spital hat sich dem Thema aber schon früher angenommen», sagt er. Die Spitalhygiene mit der Fachexpertin für Infektionsprävention habe in Sarnen eine zentrale Aufgabe für die Patientensicherheit. Dabei geht es insbesondere um präventive Massnahmen bei den Spitalmitarbeitenden selber. Der Klassiker ist das Händewaschen. Dabei sind sich Fachleute ebenso wie Patienten bewusst: Ganz verschwinden werden Spitalinfekte nie – aber mit ebenso einfachen wie systematischen Vorkehrungen können sie minimiert werden. Deshalb investieren viele Spitäler in diesem Bereich in die Qualitäts­sicherung und -förderung.

Nicht alle aber mit dem gleichen Output. Gleichwohl mahnt der Verein Spitalvergleich selber zur Vorsicht bei der Interpretation der erhobenen Zahlen. «Infektionsraten sind nur ein Teilaspekt der gesamthaften Qualität eines Spitals», sagt Präsidentin Gschwend, «Generalisierungen sind jedenfalls nicht statthaft.» Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Infektions­raten bei unterschiedlichen Eingriffen nicht direkt miteinander ­verglichen werden können. So werden in der Dickdarm-Chirurgie beispielsweise viel höhere Werte verzeichnet als bei orthopädischen Operationen. Ganz abgesehen davon, dass Infektionen bei weitem nicht die einzigen Operationsrisiken darstellen.

Was allerdings nicht bedeutet, dass sich Luzern und Zug als Mitglieder der erweiterten Spitzengruppe bei den infektionsarmen Spitälern über ihre Erfolge nicht freuen dürfen. Die ausgewerteten Daten gelten in der Fachwelt als zuverlässig, zumal der postoperative Verlauf mit dem systematischen Studium der Krankenakten und Patientenbefragung dokumentiert wird. Dabei werden auch vor der Operation bestehende Risikofaktoren erhoben, welche die Vergleichbarkeit der Resultate unter den Spitälern erlauben.